Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
Schüsseln, die sie im wirklichen Leben nicht gesäubert haben, und kochen und arbeiten hart. Wenn ein unbescholtener Mensch auf die Nachtsendin trifft und die Speisen, die sie in einer Nacht bereitet hat, bis zum ersten Hahnenschrei aufisst, dann ist sie endlich erlöst.
Auch auf einer Hütte am Nassfeld in den Hohen Tauern, heute besser bekannt als Sportgastein, traf einst in einer eisig kalten Winternacht ein von der Jagd ermüdeter Jäger auf die Nachtsendin. Der Jäger hatte sich nicht rechtzeitig an den Abstieg gemacht und sich mit dem Hereinbrechen der Dunkelheit im Herbst vertan. Er war froh um die Almhütte und legte sich mit seinem Hund „Brandl“ völlig ermüdet auf der „Hossen“ ins Heu. Doch er schlief nur sehr unruhig, denn immerzu hörte er seltsame Geräusche in der Almhütte, als wenn viele Holzschalen gespült würden, Milch verarbeitet und gekocht würde. Dann hörte er wieder ein Knistern und darauf ein Kesselrühren. Als er schließlich aber eine Stimme hörte, die nach ihm rief, da war er mit einem Schlag hellwach.
„Du auf der Hossen – möcht’st nicht von meinem Rührmus kosten?“, rief eine Frauenstimme.
Der sonst so wackere Jäger erschrak furchtbar und drückte sich noch weiter ins Heu hinein. Doch bald rief die Stimme erneut:
„Komm runter, Jäger, von der Hossen, musst auch von meinem Rührmus kosten!“
Da bellte der Hund auf und drunten begannen alle Geräte laut durcheinander zu krachen. Ein gellendes Lachen durchzitterte den Raum, dann heulte und wimmerte es wieder und eine kreischende Stimme rief:
„Hätt’st du den Brandl nicht bei dir, zerrieb ich dich zu Lab und Stab!“
Schließlich schlug die Hüttentüre laut ins Schloss und der ganze Spuk war vorbei. Hätte der Jäger nur genug Schneid gehabt und wäre der Einladung zum „Muasessen“ gefolgt, dann hätte er die Nachtsendin für immer erlösen können.
Das Berimandl von Eisenstadt
Auf dem Burgstallberg bei Eisenstadt soll es seit jeher nicht geheuer sein. Nächtliche Wanderer sollen auf seiner Kuppe, wo vor langer Zeit eine Wallburg gestanden ist, oft unheimliche Gestalten umherwandeln gesehen haben. Auch heißt es, dass dort ein Schatz vergraben sei, der vom „Berimandl“ bewacht wird, das hinter den Erdschanzen haust und gar oft die Sterblichen überrascht. Wird dieses Bergmännlein gesehen, so legt es den Zeigefinger auf die Lippen und verschwindet hurtig im Gebüsch, um ja nicht gefragt zu werden. Das Berimandl hat nämlich die Gabe, traurige Ereignisse vorauszusagen, was es, wenn möglich, vermeiden will.
Einmal begleitete das Mandl ein Mädchen ein Stück seines Weges auf der Wallfahrt nach Loretto bei Eisenstadt. Nach einer ganzen Weile sprach es das Mädchen an:
„Madl, Madl,
du brichst dir heute bei der Stiegen das Wadl!“
Da konnte sich das Mädchen das Lachen nicht verkneifen:
„Ha, ich und mir das Wadl brechen, auf meinem Weg gibt es weit und breit keine Stiegen. Na, da hast du die Falsche!“
Aber auf der Hälfte des Weges stürzte das Mädchen plötzlich und blieb mit gebrochenem Unterschenkel liegen. Eine alte Frau machte ebenfalls eine Wallfahrt nach Loretto und fand das Mädchen. Die Verletzte erzählte der alten Dame von dem kleinen Berimandl und seiner Warnung und dass es diese Warnung nicht ernst genommen hatte, da auf dem Weg doch keine Stiegen zu bewältigen waren. Da erklärte ihr die alte Frau, dass dieses Wegstück den Flurnamen „Zu den sieben Stiegen“ trug und das Berimandl mit seiner gut gemeinten Warnung wohl doch Recht gehabt hatte.
Einmal hörte ein Bürger, der spätabends von seiner Auwiese nach Hause schritt, hinter sich ein leises Trippeln. Als er sich umwandte, bemerkte er das Berimandl. Traurig blickte es ihn an, so dass ihm unheimlich und beängstigend zumute wurde. Der Bürger erschrak, er ahnte ein Unglück, schritt voll Besorgnis den gewohnten Heimweg ab und kürzte das letzte Stück des Weges ab, indem er von den Gärten aus über die hohe Hofmauer kletterte. Kaum war er in seinem Haus, bemerkte er abermals das Berimandl hinter sich.
„Musst nicht stark weinen“, sprach es zu ihm.
Als der Bürger in die Stube trat, fand er sein Weib im Sterben. Das Berimandl hatte ihn auf das Unglück vorbereitet.
Das Höttinger Kasermandl
Es ist schon viele Jahre her, da gingen einmal drei Jäger von Hötting auf die Jagd. Weil sie sich aber in der Zeit vertan hatten, es war bereits Spätherbst, wollten sie am selben Tag nicht mehr heimgehen, sondern gingen
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