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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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sich das Kreuz. Das Männle kam daraufhin aus seinem Versteck heraus und sah nach, ob die Kuh auch ganz sicher mausetot war. Da er nun aber den gleichen Weg wie die Kuh nahm, rutschte auch der Übeltäter auf den von ihm gelegten Rinden aus, kugelte über den Abhang hinunter und brach sich das Kreuz.
    Wegen des Frevels konnte der Tote jedoch keine Ruhe finden und wurde dazu verdammt, dass er die abgestürzte Kuh jede Nacht auf die Kanisfluh tragen und darauf wieder hinunterstoßen muss. Und seit dieser Zeit schleppt er auch fleißig die Kuh jede Nacht auf die Kanisfluh und jammert dabei, dass man es zeitweise bis Schnepfau hört, und wenn er mit seiner Last auf dem Spitz der Kanisfluh angelangt ist, lacht er überlaut und trolet sie wieder hinab. Für jedes Mal, dass er die Kuh wieder auf den Bergspitz gebracht hat, darf er ihr ein Härlein ausreißen, und erst wenn die Kuh gar keines mehr hat auf der ganzen Haut, ist das Männle erlöst.
    Die Kanisfluh ist auch sonst in der Nacht ein unruhiges Bergmassiv, denn Papst Pius IX. bannte alle Geister dort hinauf. Noch dazu hauste ein unbändiges Geschlecht von Wildleuten in seinen Höhlen und Klüften. Diese waren sehr groß, wild behaart und mit Tierfellen bekleidet. Auch redeten sie in einer starken Sprache, die aber nur aus wenigen Worten bestand. Bei Schnepfau waren es die Wilden, die den Steinpfad durch die Felswände der Kanisfluh brachen. Nicht zu vergessen ist die viel bewunderte, frei stehende Felsensäule am Abhang der im Norden senkrecht stehenden Wand, welche Wildkirche, Wirmsäule, Geisterkirche oder auch Hexenturm genannt wird. In bestimmten Nächten, besonders an den Vorabenden großer Feiertage, sollen die Hexen auf Besenstielen hinaufreiten und im Innern dieses Kegels ihre Zusammenkünfte und Tänze abhalten und dabei einen gewaltigen Lärm machen.
    Der Zimnitzgeist
    Es ist schon viele Jahre her, da lebte eine arme Köhlerfamilie im Weiler Kreuten bei Ischl. Die Frau des Köhlers war sehr krank und die Tochter, ein schönes Kind von fast 18 Jahren, kannte nur einen Gedanken, das rettende Lebenspflänzchen für die Mutter zu finden. Tagtäglich ging sie in die Natur, um nach der begehrten Pflanze zu suchen, von der sie aber nicht wusste, wie sie aussah.
    An einem warmen Johannistag wagte sie sich schließlich allein in die dichten Wälder der Zimnitz und suchte lange vergeblich nach einer Pflanze, die ihr unbekannt war. Mühsam war die Suche, und als sie sich unter einer Tanne ein wenig ausrastete, schlief sie ein.
    Plötzlich wurde sie durch ein helles Leuchten geweckt und vor ihr stand ein Greis mit gütigem Gesicht und einem langen, weißen Bart. Er trug grüne Kleider und um die Mitte einen goldenen Gürtel. Auf dem Kopf hatte er eine goldene Krone und in der Hand hielt er ein goldenes Zepter. Der Alte sprach das Köhlermädchen freundlich an und führte es zu einer Felswand. Mit seinem Zepter beschrieb er dort Zauberkreise, murmelte Zaubersprüche und plötzlich öffnete sich die Felswand. Das Mädchen machte große Augen und sah nun eine wunderschöne Grotte aus Kristall im Berg aufblitzen. Auf dem Boden der Grotte standen Tausende von kleinen Gläsern, die mit Goldsternen geziert waren und in denen verschiedene Pflanzen blühten.
    „Seit 100 Jahren bist du die Erste, die mich in meinem Reich besucht“, sagte der alte Mann zu ihr, „denn du bist ein frommer und guter Mensch, und nur aus diesem Grund habe ich dich hergebracht!“
    Dann gab er der jungen Frau viele herrliche Früchte zu kosten, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, und er brachte ihr zwei Gläser mit Goldsternen. In dem einen war eine frische Pflanze mit grünen Blättern und Knospen, die kurz vor dem Aufblühen waren, in dem andern befand sich ein Kummerpflänzchen mit einem Wurm an der Wurzel.
    „Schau her, was ich dir zeige! Das eine ist die Pflanze deines Lebens, es ist jung und steht voll in Kraft, und das andere ist die Lebenspflanze deiner Mutter, sie ist krank und wird bald sterben“, erklärte ihr der fremde König. „Natürlich könnten wir die Pflanzen austauschen, dann würde deine Mutter gesunden und du würdest an ihrer Stelle sterben.“
    „Ja, ich würde gerne mein Leben für das meiner Mutter hingeben“, sprach die junge Frau und dankte ihrem Helfer mit Tränen in den Augen, dass sie endlich das gefunden hatte, was sie schon seit Jahren suchte. Dann schlief sie wieder ein und wachte unter der bekannten Fichte auf. Sie blinzelte ein wenig in die Sonne, aus

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