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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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im ganzen Mariazeller Land wegen seiner Rauflust und Wildheit unter dem Namen „Schrecklicher Sepp“ bekannt. Er nutzte jede Gelegenheit, um einen Gegner zum Raufen zu finden, sein ganzes Streben galt nur der Rauferei, und dem anschließenden Feiern war er freilich auch nicht abgeneigt. Am Fest Christi Himmelfahrt machte sich der „schreckliche Sepp“ auf nach Mariazell, aber nicht wegen der weitum bekannten Wallfahrtskirche, sondern er hoffte, viele neue Gegner zum Raufen zu finden. Er trug seine graue Lodenjacke, innen mit grünem Tuch ausgeschlagen, einen roten Brustlatz, die gamslederne Kniehose, grüne Strümpfe und grobe Nagelschuhe, wie man sie heute nur mehr selten sieht. Auf dem Kopf saß ein grünes Hütchen mit Gamsbart und Spielhahnstoß. Die Spielhahnfeder durfte an keinem Hut eines Raufers fehlen, und zum Zeichen seiner Angriffslust trug der „schreckliche Sepp“ seine nach vorn gestellt. „Ob Feiertag oder nicht, heute will ich raufen!“, sprach der Sepp und machte sich auf den Weg. Doch in Mariazell angekommen, war niemand bereit mit ihm zu raufen, an einem so hohen Feiertag gehörte sich das nicht. Sepp ging von Gasthaus zu Gasthaus, fand aber keinen, der zum Ringen bereit war. „Das gibt’s doch nicht“, rief der „schreckliche Sepp“, „ich hab immer noch wen zum Raufen gefunden und so soll’s auch heute sein, ich geb noch nicht auf!“ Zu Mittag war der Rauflustige bereits sturzbetrunken und machte sich auf den Heimweg nach Mitterbach. Wen er auch traf, stänkerte er an, aber niemand wollte den hohen Feiertag entweihen, keiner ließ sich auf die derben Späße des Holzknechtes ein. „Wenn ich zurück in Mitterbach bin, werde ich schon die richtigen Männer finden, da kann ich mich austoben“, dachte er sich, doch auch da hatte er sich getäuscht. „Sepp, trink ein Bier und gib Ruhe“, musste er sich ein ums andere Mal anhören. Da sprang der Sepp auf und schrie: „Raufen werde ich, und wenn’s mit dem Teufel selber sein muss!“ Vor der Tür begann er laut zu fluchen, da gellte auch schon aus dem Wald ein kecker Juchzer herüber. „Es gilt!“, rief der Sepp zur Antwort und sprang ins Gebüsch, um zu seinem Kontrahenten zu gelangen.
    Die anderen Holzknechte schüttelten nur den Kopf und warteten gespannt, wann der „schreckliche Sepp“ zurückkäme und zu neuen Raufereien auffordern würde, denn der Sepp bekam ja vom Raufen nie genug. Doch so sehr sie auch auf ihren Kameraden warteten, er kam und kam nicht. Auch nach Tagen und Wochen hatte niemand den Sepp mehr gesehen. Sie gingen zu seiner Holzhütte im Wald nachsehen, doch da war er nicht und blieb verschwunden.
    Nach drei Jahren, es war wieder der hohe Feiertag Christi Himmelfahrt, da machten sich die früheren Kameraden auf den Weg nach Mariazell und kamen an der ehemaligen Hütte vom „schrecklichen Sepp“ vorbei. „Könnt ihr euch noch erinnern, vor drei Jahren haben wir ihn zuletzt gesehen, was aus dem wohl geworden sein mag?“ Da saß ein kohlschwarzer Sepp vor ihnen auf einem Holzstapel vor der Hütte. „Ja, Sepp, wo kommst denn du her, erzähl doch!“, riefen die Kameraden.
    Der Sepp brachte aber keinen Ton heraus und deutet ihnen, dass er was zum Trinken brauche. Schnell wurde ein Krug Quellwasser geholt, den der Sepp in einem Zug leerte. „Ich bin damals in den Wald gesprungen, immer dem Juchzer nach, und dort wartete auch schon der Teufel auf mich. Der ist so stark, dass er mich einfach am Hosenboden aufgelupft hat, und durch ein Loch in der Erde hat er mich direkt mit in die Hölle genommen. Ich musste in der Hölle als Torwart arbeiten, bekam zu essen, aber nichts zu trinken, da vor Hitze dort unten alles verdunstet. Seit drei Jahren habe ich nichts mehr getrunken, und da ich als Höllentorwart ständig beschäftigt war – ihr glaubt ja nicht, wie viele Menschen täglich in die Hölle kommen –, habe ich auch seit drei Jahren nicht mehr geschlafen. Heute nun hat jemand anderes den Feiertag durch seine Rauflust entweiht und meinen Platz eingenommen. Ich durfte mich schlafen legen und bin hier vor der Hütte aufgewacht.“
    Von da an kannte man den „schrecklichen Sepp“ nicht wieder, er wusch sich, zog sich ein frisches Gewand an und ging mit den anderen in die Wallfahrtskirche zur heiligen Messe. Mit seiner Rauflust war es freilich auch vorbei.
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