Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
an besessen, das Lebenselixier zu besitzen und verlangte von dem jungen Famulus, es als Zeichen seiner Liebe zu ihr zu stehlen.
Paracelsus hatte die Wunderkraft der Tinktur an drei Personen erprobt und alle drei erreichten das hundertste Lebensjahr. Einige Tropfen davon machten die greisen Menschen wieder jugendlich und frisch, doch wirkte es auch umgekehrt und ließ einen gesunden Körper kränkeln.
Am 24. September 1541 wurde Theophrastus erdolcht in seinem Bett aufgefunden und sein Famulus war verschwunden. Auf ihn fiel daher sofort der Verdacht, den Mord verübt zu haben, und nach langem Suchen fand man ihn bei seiner Geliebten, die gerade das Fläschchen mit der Lebenstinktur zur Hälfte geleert hatte.
Erasmus Palmer wurde ergriffen und nach kurzem Prozess zum Tode verurteilt. Am Morgen, an dem er hingerichtet werden sollte, fand man ihn tot im Kerker. Reue, Gram und Gewissensbisse hatten ihm das Herz gebrochen.
Agatha jedoch war aus Sühne in das Kloster der Benediktinerinnen am Nonnberg getreten. Da sie aber die wunderbare Kraft des Elixiers in sich hatte, konnte sie erst nach einem vollen Jahrhundert sterben und damit von ihrem ruhelosen Umherwandeln in den Gängen des Stiftes Nonnberg erlöst und mit ihrem Geliebten im Tode vereint werden.
Der Zauberer-Jackl
Eine gefährliche Gestalt war der Zauberer-Jackl, der berüchtigtste Hexenmeister Salzburgs im 17. Jahrhundert. Mit bürgerlichem Namen hieß er Jakob Koller und war der Sohn des Abdeckers von Mauterndorf. Da der Herumziehende sehr viele Personen zur Schwarzen Magie verführt hatte, darunter viele Jugendliche, wurde vom Gericht auf Schloss Moosham im Lungau ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Wer ihn lebendig dem Gericht ausliefere, der solle 600 Gulden bekommen und lediglich 300 Gulden, wenn er tot übergeben werde.
Von diesem Zauberer-Jackl erzählte man an verschiedenen Orten des Landes gar wunderliche Dinge:
Einen Glaser habe er erbärmlich betrogen und dann wieder reichlich entschädigt, sich selbst angeblich in einen Ochsen verwandelt und so einen Wirt zum Narren gehalten. Auch in anderen Tiergestalten sei er gesehen worden. Aus Holzspänen habe er Mäuse gemacht, was ihm den Beinamen „Mäusemacher“ einbrachte, und eine Salbe habe er besessen, mit deren Anwendung er jedermann für 24 Stunden in einen Wolf verwandeln konnte.
Nach einer alten Chronik soll dieser „verruechte Zauberjaggl“ in der Zeit von 1668 bis 1687 besonders in dem am Ausgang des Gasteinertales gegenüberliegenden Goldegg sein Unwesen getrieben haben. Er hatte einen großen Anhang unter den Hirten und Bettlern, so dass man seiner nicht habhaft werden konnte. Er soll sogar eine Zauberergesellschaft gegründet haben, in welche die Mitglieder durch den „Gangerl“ – den Teufel selbst – feierlich aufgenommen wurden. Es ging dabei wie bei einer Taufe zu. Dem Neuling wurde die alte Taufe „vom Hirn weggerieben, abgeriebelt oder abgekratzt“ und ihm danach einen Tiernamen gegeben. Manche hießen dann „Kräratz“, „Hirschenhorn“, „Kröte“ oder „Hasenfuß“. Besonders junge Leute, wie zum Beispiel Hirtenbuben, verführte der Jackl gerne, denn diese waren treue Diener. Auch lehrte er seine jungen Schülern für sie durchaus nützliche Dinge, wie den Gebrauch der Wünschelrute, das Suchen von Alraunwurzeln, das Viehverhexen, das Anbannen bzw. das Festhalten durch Zauberei und natürlich das Unsichtbarmachen. Durch die bei ihren Versammlungen benützte Hexensalbe kamen die Teilnehmer in Raserei und hatten das Gefühl, durch die Luft zu fliegen.
So kam der Zauberer-Jackl eines Tages als Bettler verkleidet zum Stubergut und bat die Frau um ein Stück Brot. Die aber wies ihm hartherzig die Tür.
„Du wirst es bereuen“, sagte er grimmig im Weggehen und sann auf Rache.
Er stieg im Angertal empor und als er die Höhe erreicht hatte, begann schon sein Zerstörungswerk: Die Berge krachten fürchterlich, Steinlawinen stürzten zu Tal, in Strömen prasselte der Regen nieder, furchtbar schwoll unter dem Wolkenbruch der Angerbach. Er wälzte die Verderben bringende Masse aus Schutt und Schlamm hinaus bis dicht vor das Stubergut. Da erklang die Glocke von St. Nikolaus aus Gastein herüber, und mit der Macht des Zauberers war es zu Ende. Die Natur beruhigte sich und als das Wasser verlaufen war, lag hoch aufgetürmt der Schutt im Tal.
Einmal im Sommer in der Mahdzeit, als die Fanningberger Bauern auf den unterhalb des Moserkopfes (nördlich von Mauterndorf)
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