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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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lieber auf seinen Schlaftrunk, als dass er jemals wieder nach dem Ave-Läuten in den Weinkeller gegangen wäre – auch um alles Gold der Welt hätte er dies nicht mehr getan!
    Theophrastus Paracelsus in Salzburg
    Theophrastus Paracelsus wird als ein „Kind sündhafter Liebe“ bezeichnet. Sein Vater soll ein vornehmer Edelmann und seine Mutter eine arme, aber ungemein liebenswürdige Schweizerin gewesen sein.
    In der Zeit, als sie mit Theophrastus Paracelsus schwanger war, hatte sie über Gebühr viel zu leiden. Wenn sie mit Leuten im Gespräch beisammen stand, so fing das Kind in ihrem Leibe laut zu schreien an und gab keine Ruhe, bis sie endlich nach Hause ging. Als dann die erlösende Stunde der Geburt gekommen war, musste man das Leben der Mutter opfern, um das des Kindes zu retten.
    Theophrastus Paracelsus wurde ein berühmter Arzt und widmete sich der Alchemie. Darunter verstand man nicht nur die „Kunst des Legierens“, sondern man suchte auch nach dem Stein der Weisen und einem Allheilmittel und natürlich wurde auch versucht, auf künstliche Weise Gold herzustellen.
    Dass der Doktor immer auf der Suche nach Neuem war und sich komplett der Forschung verschrieben hatte, das war überall bekannt. So brachte einst ein Bauer dem berühmten Doktor Theophrastus einen seltsamen Wurm und machte ihm diesen zum Geschenk. Dieser war etwa so groß wie ein Wickelkind und schillerte in allen Farben des Regenbogens. Theophrastus, der sogleich erkannte, dass es sich um einen Haselwurm handelte, freute sich über das Geschenk, als ob ihm ein ganzes Königreich geschenkt worden wäre.
    Als der Bauer gegangen war, befahl er seinem Diener, den Wurm sofort aufs Beste zuzubereiten. „… aber unterstehe dich, wenn dir dein Leben lieb ist, auch nur davon zu kosten!“, drohte ihm Paracelsus.
    Dann schwang er sich auf sein Ross, sprengte zur Stadt hinaus und über die Felder, so wie er es an jedem Abend tat.
    Der Diener machte sich in der Zwischenzeit rasch an die Zubereitung des Wurms, um seinem Herrn bei dessen Rückkehr pünktlich das Mahl servieren zu können. Doch je länger er an der Zubereitung arbeitete, desto größer wurde sein Verlangen, von dem Wurm zu kosten.
    Kaum hatte er aber den ersten Bissen geschluckt, als plötzlich eine wunderbare Verwandlung mit ihm geschah. Er spürte auf einmal eine Helligkeit in seinem Inneren und alles, was er zu wissen verlangte, trat klar vor seine Seele. So dachte er im Augenblick:
    „Wo mag wohl jetzt mein Herr sein?“, und sofort sah er diesen draußen auf einem Feld neben einer Gruppe großer Linden vom Pferde springen und einige schöne Blumen pflücken, die dort am Wegrand standen. Das konnte sich der Diener nicht erklären.
    Als nun Theophrastus wieder daheim war und den Strauß Blumen in der Hand hielt, trat ihm sein Diener entgegen und meinte, geschwätzig wie eine Elster:
    „Oh, gnädiger Herr! Diesen Strauß herrlicher Wiesenblumen habt Ihr sicher draußen auf dem Feld neben den großen Linden gepflückt?“
    Als der Doktor die Frage hörte, wusste er sofort, was der Diener getan hatte. Purpurrot vor Zorn lief sein Gesicht an, und mit donnernder Stimme fuhr er den Diener an:
    „Du hast vom Haselwurm gegessen?“
    Den Ertappten überfiel eine entsetzliche Angst, und er konnte fast nicht mehr stehen, so schlotterten ihm die Füße.
    „Ich sehe wohl“, fuhr der Doktor fort, „du bist dir deiner Schuld bewusst!“, und seine Wut erreichte ihren Höhepunkt. Er zog sein Schwert und schlug dem Diener mit einem wuchtigen Hieb den Kopf ab. Danach ging er in die Küche, wo schon der angerichtete Haselwurm auf ihn wartete, und aß ihn mit Ruhe und Bedachtsamkeit.
    So wurde Theophrastus Paracelsus zu dem allwissenden Doktor, dessen Ruhm kurze Zeit später keine Grenzen mehr kannte.
    Andere wissen wiederum zu berichten, dass Paracelsus mit seinem Diener, der bereits vom Haselwurm gekostet hatte, am nächsten Tag einen Ausritt aufs Land machte. Die Elstern schwatzten auf den Bäumen und der Diener lachte über sie, da er sie verstehen konnte. Paracelsus entging das nicht, aber er ließ es sich nicht anmerken, dass ihm das Lachen des Dieners aufgefallen war.
    So ritten sie weiter und kamen an einem Bauernhof vorbei, wo eine Bruthenne eben ihre Jungen ausführte, und als sie das Traben der Pferde hörte, gluckte sie laut und rief den Jungen zu, sie sollten sich rasch in Sicherheit bringen. Da sich auf ihrem Fluchtweg aber ein Gatter befand, das den Weg absperrte, so schrie sie in

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