Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
und einen guten Sonntagsbraten“, das nahm er sich vor. Die Wirtsleute machten wohl Augen, dass der einfache Holzarbeiter unter der Woche sich ein Festmahl gönnte. Und mit jedem Glas Bier wurde er freigiebiger, denn er lud auch die anderen Gäste zum Essen und Trinken ein. Allen miteinander brannte natürlich die Frage auf der Zunge, wie der das wohl bezahlen wolle. Als sie dann die vielen Goldstücke sahen, da war jeder Einzelne von ihnen sein bester Freund. Jeder von ihnen fing nun an, nach der Herkunft des Geldes zu fragen und irgendwann, wie viele Maßkrüge Bier er schon getrunken hatte, wusste niemand mehr, da kamen die Worte wie von selber. Jetzt hatte auch er einmal das letzte Wort und alle hörten ihm, dem bisher armen Holzfäller, gespannt zu. Die Höhle vom rothaarigen Gnomen war bald verraten, und seine neuen Freunde machten sich auf den Weg ins Bett. Auch der Holzfäller selber machte sich zur vorgerückten Nachtstunde auf den Heimweg. In seinem Rausch kugelte er aber in einen Graben und wie er wieder aufstehen wollte, da war es für ihn unmöglich, wieder hinaufzukommen, so sehr er sich auch abmühte. Da blieb ihm nichts anderes übrig, als auf allen Vieren wie ein Hund dem Graben nachzugehen und endlich sah er von Weitem einen Lichtschein. „Das kann nur das Ende vom Graben sein“, dachte sich der Holzfäller, und so war es auch. Doch es war nicht nur das Ende vom Graben, es war auch sein eigenes Ende, denn hier wartete schon das rothaarige Männlein, das wie versteinert ins Feuer schaute.
„Elender, du hast meine Güte missbraucht und dein Versprechen nicht gehalten. Nun bist du mein, empfange, was dir zusteht“, sprach es und wuchs zu einem Riesen heran, packte den Holzfäller und riss ihn in zwei Hälften, die er dann ins Feuer warf.
Am nächsten Tage machten sich die neuen Freunde auf, den spendablen Holzfäller in seiner alten Holzhütte zu besuchen, doch da fanden sie ihn nicht. Auch im Ort, beim Wirt und beim Pfarrer war er nicht gesehen worden, und so begann man, nach dem Holzfäller zu suchen. Sie fanden dann auch die Feuerstelle, die dem Holzfäller zum Verhängnis geworden war, sein verkohlter Hut wurde in der Asche gefunden. Hier war Schlimmes passiert, das war jedem klar, und so taten sie seine Asche zusammen und begruben sie im Wald an Ort und Stelle. Zu seinem Gedenken und zur Erinnerung an das schreckliche Geschehen stellten sie auch ein Holzkreuz auf, es steht noch heute und wird von der Bevölkerung Gnomenkreuz genannt.
Die Auffindung des steirischen Erzberges
Wenn man von der heutigen Stadt Eisenerz den Erzbach durch das Münichtal hinaus verfolgt, so befindet sich dort, wo der Bach des Leopoldsteinersees herabrauscht, eine enge Schlucht zwischen den himmelhohen, kantigen Felswänden. Rechts neben der Straße, am Fuße der nördlichen Steinwand, erblickt man eine grottenartige Vertiefung, die Schwarze Lacke. In dieser kann manchmal das Spiel schwarzer Fische in dem dunklen Wasser am Boden der Grotte beobachtet werden. Einst, man sagt, es war etwa um das Jahr 1000 vor Christus, bemerkten die Bergbewohner öfters eine seltsame Menschengestalt aus jenen Höhlenfluten auftauchen und sich an der Sonne ausruhen. Sie beschlossen, dieses Geschöpf, das sie für einen Wassermann hielten, zu fangen. In der Voraussicht, dass sie dessen schlüpfrigen Fischleib mit den Händen nicht fangen könnten, ersannen sie eine List, die ihnen auch gelang. Sie beschmierten einen alten Mantel mit Pech und warfen diesen dem Schlafenden über den Körper und fesselten ihn.
Voll Freude über ihren Fang führten sie ihn nun taleinwärts. An der Stelle, von welcher man zum ersten Mal den Erzberg erblickt und wo heute nicht weit vom Schloss Leopoldstein ein gemauertes Wegkreuz steht, wollte der Wassermann unter keinen Umständen weitergehen. Er sträubte sich mit aller Kraft gegen seine Führer, jammerte und wurde zornig und bot schließlich hohe Geschenke für seine Freilassung an.
„Lass hören“, meinten die Männer, „was du uns bieten kannst!“
Darauf erwiderte der Wassermann: „Ihr könnt auswählen, was ihr wollt: einen goldenen Fuß, ein silbernes Herz oder einen eisernen Hut! Gold aber währt nur kurze Zeit, Silber nicht lange, Eisen jedoch soll ewig dauern! Wählt nun gut aus!“
„Den eisernen Hut, ja, den wollen wir, den zeig’ uns an!“, riefen die Bergbewohner.
„Seht, dort steht er, dort ist jener Berg, der euch Eisenmetall für eine Ewigkeit geben wird!“, sagte der
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