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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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Felsenschlucht, in die der geheime Gang mündete. Er holte aus einem Versteck einige Fackeln, entzündete sie und drang mit mehreren Rittern in den Gang ein.
    Über eine Stunde war Hubert mit seinen Begleitern bei dem fahlen Schein der Fackeln fortgeschlichen, als ein eisernes, aus starken Stäben zusammengefügtes Gitter den Weg versperrte. Es war von innen verriegelt und mit einem starken Schloss versperrt.
    „Ihr müsst hier warten. Vor Mitternacht noch öffne ich euch dieses Gitter. Jetzt aber geht hundert Schritte über die Biegung des Ganges zurück, damit der Schein eurer Fackeln euch nicht verrate!“
    Hubert blieb allein. Nach einer Viertelstunde erschien ein Graubart, begleitet von zwei bewaffneten Knechten. Beim Gitter angelangt, rief er:
    „Holla! Die Losung!“
    „Hoffen auf Gott!“, war Huberts Antwort.
    „Bist du es endlich? Deine Kameraden sind längst schon da mit Mehl und Vieh. Wir hatten schon Angst um dich.“ Er schloss das Gittertor auf und versperrte und verriegelte es wieder sorgfältig.
    „Rede, wo warst du so lange?“
    „Erlasst mir jetzt die Rede. Meine Kehle ist trocken wie ein Feuerschwamm. Kaum bin ich dem Stricke entgangen. Ich musste raufen wie ein Bär und wurde gehetzt wie ein Hirsch. Das werde ich euch bei einem Krug Wein in eurer Kammer erzählen.“
    Sie stiegen nun aufwärts in dem gewölbten Gang, bis sie eine eisenbeschlagene Tür aus schwerem Eichenholz erreichten. Auch diese wurde geöffnet und sorgsam wieder verschlossen. Sie traten in eine kleine Halle, und von da kamen sie unter dem dritten Torbogen der Feste Lockenhaus wieder ans Tageslicht.
    Hubert erstattete Bericht. Als es zu dämmern begann, ging er mit dem Burgvogt und dem Kellermeister in den Weinkeller.
    Während er die beiden Alten mit seinen Abenteuern unterhielt, tranken diese so viel, dass sie in Schlaf sanken, worauf Hubert die Schlüssel an sich nahm.
    Die Nacht rückte vor. Ein helles Licht schimmerte aus dem Versammlungssaal der Ritter, wo sie sich nach der Abendandacht zur Beratung eingefunden hatten. Der Oberste der Tempelherren ermahnte die Brüder, auch weiter so tapfer auszuharren wie bisher.
    „Treu bis in den Tod!“, hallte es aus dem Mund der Tempelritter.
    Nach einer längeren, feierlichen Pause fragte der Großmeister:
    „Wo ist Hubert, unser braver Knecht?“
    „Er schläft bereits“, antwortete ein junger, stattlicher Ritter.
    „Er ist todmüde. Die Feinde sind ihm dicht auf den Fersen gewesen, einem Wunder verdankt er seine Rettung. Er ist ein braver, treuer Knecht.“
    „Lasst ihn ruhen! Wer weiß, was der morgige Tag bringt. Der Rückzug der Feinde könnte nur eine List sein. Wer hat die Wache auf den Außenwerken?“
    „Bruder Friedrich und Bruder Stephan“, meldete ein älterer Ritter. „Die Knechte sind froh und guter Dinge. Der neu angekommene Mundvorrat und Huberts Beispiel haben sie wieder neu beseelt. Sie werden treu aushalten wie bisher!“
    „Wir haben keinen Verräter in unseren Mauern! Wachet und betet, und der Herr der Heerscharen und der Könige, der alles wohlmacht, wird uns schützen!“, rief der Greis.
    Und zum frommen Gebet ließ sich der greise Meister auf die Knie nieder. Ihm folgte die Schar der Ritter, die hier unbewaffnet erschienen waren. Über ihren Kleidern trugen sie den weißen Mantel mit dem roten Kreuz auf der rechten Schulter. In heiliger Andacht waren sie niedergekniet zum Gebet.
    Da erklang plötzlich verworrenes Rufen und das Geschrei Verwundeter im Vorhof. „Verrat!“, donnerte die Stimme des Ritters Stephan in der Vorhalle. Doch eine Lanze durchbohrte seine Brust. Im Torbogen fielen die Knechte auf ihren Posten. Über ihre Leichen stürmten die Königlichen herein.
    Krachend sprang die Flügeltür der großen Halle auf. Ein Pfeilhagel schwirrte herein und die Ritter, Lanzenknechte und Schützen des Königs drangen ein.
    „Wir sind verraten! Wir fallen mit Gott!“
    Diese Worte des Anführers waren noch hörbar. Die Tempelritter bemächtigten sich der an den Wänden hängenden Waffen. Und nun begann ein furchtbarer Kampf.
    Auf einen Haufen zusammengedrängt, fochten die Templer wie die Löwen, doch unterlagen sie schließlich der großen Übermacht. Nicht einer entrann dem Tod. Auch von des Königs Kriegern waren viele unter den verzweifelten Streichen der Verratenen gefallen.
    Die Sieger schleppten jetzt Geldsäcke, Weinfässer, Kirchengefäße und alles Bewegliche aus dem Schloss und zündeten dieses hierauf an. In das Geprassel der

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