Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
Vom Netzwerk:
dafür ein goldenes Kegelspiel als Lohn, an dem er aber keine Freude haben sollte, sondern vielmehr noch nach seinem Tod danach suchen musste. Als die Feinde nun auf ihrem Marsch bis hinter das Dorf Alberschwende kamen, erblickten sie auf einmal über sich an den Berghängen eine große Schar weiß gekleideter Wesen, die mit geschwungenen Waffen auf sie herabstürzten.
    Die Schweden wurden von Staunen und Schrecken erfasst, worauf sie fliehend umkehrten. Sie hielten die weißen Gestalten für himmlische Wesen, die gegen sie zum Kampf heranrückten. Es waren aber nur Frauen und Mädchen aus dem Bregenzerwald, die den Schweden entgegenzogen, als sie von deren Anmarsch hörten. Wie Heldinnen ergriffen sie Hauen, Pickel, Sensen, Heugabeln und alles, was ihnen in die Hände kam, und jene Schweden, die sie auf der Flucht einholten, wurden ohne Umschweife erschlagen. So wurde ein Heer von bezahlten Kriegern von couragierten Frauen geschlagen, die lieber selber die Initiative ergriffen, als sich abschlachten zu lassen.
    Als man den Bregenzerwälderinnen später sagte, dass sie in ihren weißen Trachten den Schweden wie himmlische Wesen vorgekommen seien, hielten sie die Sache selbst für ein großes göttliches Wunder und gelobten zum Dank, die weißen Kleider abzulegen und gegen dunklere zu tauschen. Noch vor einigen Jahren war im Gasthaus „Engel“ in Bezau ein solches weißes Gewand zu sehen und die Wirtin war sich sicher, dass es aus der Zeit vor dem Schwedenkrieg stammte.
    In den drei Pfarreien, aus welchen die Siegerinnen stammten, wurde übrigens zum ewigen Andenken an den Sieg der Bregenzerwälderinnen zur Siegesstunde um zwei Uhr nachmittags mit einer Glocke geläutet.
    Die Stelle, an der die Schweden den Frauen in die Hände gefallen waren, lag am Fallenbach und wurde nach der durch das viele Blut der erschlagenen Schweden rot gefärbten Erde das rote Egg genannt, und so heißt sie noch heute.
    Der Räuberhauptmann Grasel
    Johann Georg Grasel wurde 1790 als Sohn eines Abdeckers, auch Wasenmeister genannt, geboren. Bedingt durch die berufliche Tätigkeit seines Vaters gehörte er schon von Kindheit an nicht zur Dorfgemeinschaft, und da seine Familie so abgeschirmt lebte, machte er schon früh die ersten Kontakte mit jenen, die sich zu verstecken suchten. Auch seine Eltern waren der Bettelei und kleineren Diebstählen gegenüber nicht abgeneigt und so wurde ihr Bub bereits im Alter von neun Jahren erstmals eingesperrt.
    Auf Drängen seiner Mutter ging er bei Einbrechern in die Lehre, und nachdem sein zwischenzeitlich inhaftierter Vater wieder aus dem Gefängnis entlassen worden war, gingen die beiden gemeinsam einbrechen. So trieben die beiden Grasels in einer Nacht einem Bauern in Nonnersdorf einfach zwei rothäutige Ochsen aus dem Stall und verkauften sie dem Wirt zu Dreieichen. Dessen Fleischknecht, ein Tscheche, schlachtete sie sofort und versteckte die Häute am Dachboden im Heu. Dann holte er rasch ein paar andersfarbige Ochsenhäute, legte sie in einen Wassertrog und bestrich sie innen mit Blut, sodass sie aussahen, als stammten sie von den geschlachteten Tieren.
    Als dann die Gerichtskommission aufgrund der Anzeige des Bestohlenen auch beim Wirt nachforschte, musste der geschädigte Bauer zugeben, dass die vorgewiesenen Häute nicht von seinen Ochsen stammten.
    Diese ersten Erfolge führten dazu, dass der junge Grasel bald von Diebstahl, Raub, Betrug und Hehlerei lebte und dabei eine Bande von bis zu 60 Mitgliedern um sich scharte. Er war zu seiner Zeit ein Schrecken für die gesamte Bevölkerung, denn er machte auch vor Raubmord keinen Halt. Grasel wurde zum meistgesuchten Verbrecher des Landes, er schien überall und nirgends zu Hause zu sein.
    So soll der Räuber Grasel auch die Gegend um Maria Dreieichen unsicher gemacht haben und auf seinen Beutezügen sogar bis nach Znaim gekommen sein, wo er zwar als Viehhändler verkleidet war, jedoch an einer Narbe hinter dem Ohr erkannt wurde, weshalb ihm nur die Flucht blieb. Auch in Hardegg ist er mehrmals aufgetaucht, immer in Selbstgesprächen versunken. Nachdem er dort in eine Mühle eingebrochen war, rannte er vor seinen Verfolgern bis zum Maisfeld davon. Er zückte seine Pistolen und schoss auf seine Verfolger, doch weil das Hantieren mit Feuerwaffen damals eine sehr gefährliche Sache war, riss er sich dabei selbst den Zeigefinger der rechten Hand ab.
    Ein anderes Mal gab er sich als Tuchhändler aus und plünderte in der Nacht den Tuchmacher Buxbaum aus,

Weitere Kostenlose Bücher