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Die Schöpfungsmaschine

Die Schöpfungsmaschine

Titel: Die Schöpfungsmaschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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erklangen. Die Gesprächsteilnehmer waren es nicht gewohnt, dass ihnen jemand seine Gedanken so klar ins Gesicht sagte, aber in Cliffords Haltung lag so viel Ruhe und Selbstsicherheit, dass sie ihn zu Ende hören wollten. Man merkte ihm an, dass er ein großes Ziel verfolgte, und darum bissen sie sich auf die Zunge und schwiegen erwartungsvoll. Der Aufbau der Rede sollte offenbar in die Verkündigung einer wichtigen Neuigkeit einmünden.
    Nach einer Pause, die die gewünschte Wirkung hatte, fuhr Clifford fort: „Im Verlaufe der wissenschaftlichen Renaissance im Europa des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts fanden die Menschen zum ersten Mal einen Weg, um zwischen Tatsachen und Fantastereien, Wahrheit und Falschheit, Wirklichkeit und Träumen zu unterscheiden. Aus dem unverfälschten Wissen erwuchsen Einfallsreichtum … Industrie … intellektuelle Freiheit … Wohlstand. Auf diese Tradition baute unser Land auf, und auf diesen Prinzipien wurde unsere Gesellschaft begründet.“ Wieder brach er ab, und er gab sich keine Mühe, das anklagende Funkeln in seinen Augen zu verbergen, wenn sein Blick dem eines Zuhörers begegnete.
    Morelli zischelte aus dem Mundwinkel zu Aub: „Was hat er eigentlich vor – will er, dass wir alle deportiert werden?“
    „Er weiß schon, was er tut … glaube ich“, murmelte Aub. Clifford nahm seine Rede wieder auf; er ließ sich nicht ablenken. „Dieser Tradition wurde aber nicht mehr gefolgt. Die Versprechen der Renaissance sind nicht eingehalten worden. Die gleiche Unwissenheit, dieselben Vorurteile, sie sind immer noch unter uns, nur in einer anderen Verkleidung. Sie haben immer noch die gleiche Kraft, Furcht und Misstrauen in die Herzen der Menschen zu säen. Zuerst war es religiöser Terror, jetzt ist es politischer Terror. Nichts hat sich geändert. Das Wissen, das gewonnen wurde und auf das alle Menschen das gleiche Geburtsrecht haben, wurde den Privilegierten vorbehalten, und dem Rest der Welt wurde es nicht erlaubt, dem Weg zu folgen, den Europa geebnet hatte.“
    Niemand sagte etwas, als Clifford sich unterbrach, um einen Schluck Wasser zu trinken. Foreshaw beobachtete ihn aus schmalen Augenschlitzen, aber er hatte sich offenbar entschlossen, erst dann einzugreifen, wenn er wusste, worauf diese außergewöhnliche Rede abzielte. Clifford stellte das Glas ab und blickte über die versammelte Runde. „Die Geschichte lehrt, dass sich früher oder später jemand selbst das nehmen wird, was man ihm nicht geben will. Es geht hier nicht um moralische Aspekte, sondern um Tatsachen. Wir stehen gerade vor einer Wiederholung dieser Lektion. Die Welt ist wieder einmal bereit, brutale Macht mit brutaler Macht zu bekämpfen, um ein Problem zu lösen, das so nicht gelöst werden kann. Das können nur Weisheit und Verständnis.
    Ich gehe davon aus, dass niemand hier im Raum wollte, dass sich die Dinge so entwickeln; auch die Regierung, die Sie repräsentieren, wollte es nicht. Sie haben die Ergebnisse eines jahrhundertealten Fehlverhaltens ererbt, und Sie können nicht in der Zeit zurückreisen und verändern, was geschehen ist. Jetzt ist es ohnehin zu spät, sich darüber Gedanken zu machen, wie alles hätte anders kommen können. Wir stecken in der Klemme.
    So wie die Dinge liegen, bin ich davon überzeugt, dass sich die Menschheit selbst in eine Sackgasse hineinmanövriert hat. Die Welt wird von einem militärischen Patt gelähmt, das in verschiedenen Formen nun seit fast einhundert Jahren existiert. Die Geschichte hat uns die Vergeblichkeit der Hoffnung darauf gelehrt, dass sich dieses Patt durch vernünftige und zivilisierte Mittel beenden lässt. Und während es fortdauert, kann es für die Menschheit keinen bedeutenden Fortschritt geben.“
    Clifford begann auf und ab zu schreiten, er bereitete den letzten Punkt seiner Rede vor. „Mit anderen Worten: Jetzt ist es zu spät, dem Patt auszuweichen, denn es ist nun einmal da, und es wird sich nicht von selbst auflösen. Auch ein dritter Weltkrieg wäre keine Lösung. Die beiden Seiten würden sich so erschöpfen, dass es zu einem Stillstand wie 1914/18 kommen würde; und fünfzig Jahre später stünde man wieder vor der gleichen Situation.“
    Clifford machte eine lange Pause, damit seine Worte sich festsetzen konnten, dann holte er tief Atem.
    „Es gibt nur die eine Alternative, dass dieses Patt zerschmettert wird. Ein für alle Mal vernichtet, unwiderruflich und für alle Zeiten. Um Ihnen das anzubieten, bin ich

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