Die Schöpfungsmaschine
Marineinfanterie und der Ranger durch das grüne Unterholz der hügeligen Umgebung; Maschinengewehrstände waren entlang den Zufahrtsstraßen eingerichtet worden, und schweigend suchende Radarfinger tasteten durch den Himmel über ihnen.
Die Rollen von Clifford und Aub hatten sich vertauscht. Aub, der ursprünglich ein Ausbund von Enthusiasmus und Energie gewesen war, wirkte zurückgezogen und verunsichert; er fürchtete sich vor den Bedingungen, auf die sie sich eingelassen hatten und die nun ihr Leben bestimmten. Clifford hingegen wurde zu einer unermüdlichen, treibenden Kraft. Er beherrschte das ganze Projekt und schonte nichts und niemanden in seiner wilden Entschlossenheit, einen Terminplan zu erfüllen, den er laufend enger fasste. Es schien, dass er alles, was er je gewesen war, und alles, für das er einst eingetreten war, einem schrecklichen und unersättlichen neuen Gott geopfert hatte, der vollständig Besitz von seinem Wesen ergriffen hatte.
Wie bei einem riesigen Eisberg lag der größte Teil des Brunnermont-Komplexes tief im präkambrischen Herzen der Appalachenberge verborgen; nur seine Spitze zeigte sich an der Oberfläche. Aus der Luft ähnelte diese Spitze eher einer ultramodernen Dorfanlage, deren Häuser nach der neuesten Architekturmode entworfen worden waren. Es gab kleine Villen und Gemeinschaftsgebäude, die in einem Zentrum zusammengefasst waren. Die ganze Anlage wurde durch sorgfältig gestaltete Busch- und Baumgruppen, Parkwege und Wiesen, die hier und da von Teichen und Blumenbeeten dekorativ unterbrochen wurden, unterteilt und aufgelockert. In erster Linie war es der Sinn der Anlage, die Bewohner von der rauen Wirklichkeit abzulenken, die sich unter ihren Füßen befand. Es handelte sich eher um ein Zugeständnis an ihr psychologisches Bedürfnis nach Entspannung als um ein Tarngebilde, das den Sinn der Brunnermont-Festung verbergen sollte. Jeder Amateurfotograf hätte sogleich die undurchdringliche Sicherheitszone bemerkt, die breiten Zufahrtsstraßen, die in abfallende Rampen einmündeten, an deren Ende schwere Stahltore den Weg ins Innere des Berges versperrten. Ihm wäre auch der unverhältnismäßig umfangreiche Straßen- und Luftverkehr aufgefallen, das ständige Kommen und Gehen von Transportern aller Art … Der Sinn all dieser Aktivitäten war allerdings von außen nicht zu erkennen.
Einige Monate nach ihrer Ankunft in Brunnermont schlenderten Aub und Sarah eines Abends unter Bäumen durch einen schattigen Teil des sogenannten Dorfes, um die würzige Herbstluft zu genießen, die in einer frischen Brise von den Bergen herunterwehte. Es hätte ein Traumland sein können, hätte es sich um eine andere Zeit und um einen anderen Ort gehandelt, so aber war ihre Stimmung düster und angespannt.
„Warum musste nur alles so kommen, Aub?“ fragte Sarah nach ein paar schweigsamen Minuten.
„Hmmm, was meinst du?“
„Du, ich, Brad, wir alle. Was mit uns geschehen ist. Ich meine … ich weiß natürlich, was geschehen ist … aber ich verstehe noch immer nicht, warum.“
„Yeah … Ich weiß, was du meinst.“ Den übermütigen Aub früherer Tage gab es nicht mehr.
„Ich denke in der letzten Zeit oft darüber nach“, sagte sie und trat gedankenverloren nach einem Kieselstein, „wie anders alles früher einmal war. Erinnerst du dich noch daran, wie du zum ersten Mal in unser Haus gepoltert kamst, unten in Neu-Mexiko … Brad hatte an dem Tag gerade beim FEK aufgehört. Heute lachen wir nie mehr so, wie wir damals gelacht haben … Du und Brad, ihr habt euch jeden Abend betrunken … Wir sind dauernd gemeinsam ausgegangen. Erinnerst du dich?“ – „Natürlich.“
„Was ist aus diesen drei Menschen geworden?“
Aub starrte auf den Boden vor seinen langsam dahinschreitenden Füßen, als suche er nach einer Antwort, die nicht unwahr und doch nicht schmerzhaft war.
„Vielleicht sind wir endlich erwachsen geworden.“
„Das kann man doch nicht Erwachsenwerden nennen, oder? Wir waren vorher genauso erwachsen, und das alles ist doch gar nicht so lange her. Es hat sich etwas verändert. Brad ist nicht mehr der Mensch, den wir kannten. Ich dachte, ich kenne ihn, Aub, aber das ist nicht so. Ich weiß auch nicht, was ihn mit einem Mal so verändert hat.“
Sie hielten an und betrachteten die Wasseroberfläche eines Teiches, zu dem sie der Weg geführt hatte. Auf der Veranda einer Villa auf der gegenüberliegenden Seite des Teiches schaukelte jemand gemächlich mit einem
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