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Die Schokoladendiät

Die Schokoladendiät

Titel: Die Schokoladendiät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Matthews
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müssen die Scherben gewesen sein, über die wir auf dem Weg hierher gefahren sind. Jetzt bin ich wirklich kurz davor, loszuheulen.
    Der Polizist verschränkt die Arme vor der Brust und betrachtet mich kühl. «Und Ihnen ist nichts aufgefallen, während Sie hier standen?»
    «Nein», antworte ich und sehe mich bei den Mädels nach Bestätigung um. Die nicken alle heftig. «Als wir gemerkt haben, dass wir falsch abgebogen sind, wollten wir hier wenden. In dem Moment kam der andere Wagen hier reingefahren. Die Leute kamen uns nicht geheuer vor, Herr Polizist, und so haben wir uns hier in die Ecke zurückgezogen.»
    «Sehr vernünftig», bemerkt der. «Dieser Sorte von Menschen kommt man besser nicht in die Quere.»
    Ich versuche zu lächeln, doch im Fußraum des Bentley liegt die Tasche mit schmutzigem Geld, nur notdürftig verdeckt von dem hübschen Arrangement aus Singapur-Orchideen und weißen Röschen, und mein Gesicht ist vor Anspannung ganz starr.
    «War noch ein weiterer Wagen hier?»
    «Nein.» Wir alle schütteln energisch die Köpfe.
    Die Polizisten wirken verwirrt.
    Und dann schießen mir die Tränen, echte Tränen in die Augen. Ich sehe meinen großen Moment auf Nimmerwiedersehen entschwinden. Marcus wird verrückt sein vor Sorge. Alle werden in der Kirche sitzen und mich erwarten, während ich zusammen mit meinen Brautjungfern auf irgendeiner schmuddeligen Polizeiwache hocke und wahrscheinlich für immer und ewig hinter Gitter komme. Ich versuche zu schlucken, doch es wird ein Schluchzer. «Ich werde viel, viel zu spät kommen.»
    Die Polizisten wechseln einen Blick. «Na, dann wollen wir Ihnen mal den Reifen wechseln», sagt einer der Beamten freundlich. «Dann können Sie weiterfahren. Wissen Sie, wo der Wagenheber ist?»
    «Der Wagenheber?» Wir sehen ihn hilflos an, was ihn zu einem weiteren spöttischen Blickwechsel mit seinem Kollegen veranlasst – diesmal zum Thema Frauen und Reifenwechsel.
    «Es ist der Wagen meines Vaters», erkläre ich mit zitternden Lippen. «Ich fahre ihn heute zum ersten Mal.» Ich sage ihm nicht, dass ich meinem lieben Vater den Schlüssel fast mit Gewalt entrissen habe – und, wie mir gerade einfällt, als Fahrerin dieses Wagens möglicherweise nicht einmal versichert bin. Der Gedanke lässt mich erbleichen.
    «Nur keine Sorge», beschwichtigt der Beamte mich. «Wir finden den Wagenheber schon.»
    Er geht zur Fahrertür und reißt sie auf. Chantal und ich sehen uns entsetzt an. «Der Hebel für die Kofferraumklappe muss irgendwo hier sein.»
    Ja, neben der Tasche mit kriminellem Drogengeld. Jetzt kriege ich wirklich fast keine Luft mehr. Sollten wir es schaffen,jetzt noch einer Verhaftung zu entgehen, lege ich mich für den Rest meines Lebens mit Bergen von Schokolade in einen abgedunkelten Raum und schlemme mich ganz langsam durch den Vorrat hindurch. Er stützt sich auf die Tasche, um besser unters Armaturenbrett zu sehen. O mein Gott, wenn der wüsste   … Mir bleibt beinahe das Herz stehen.
    «Ah, da.» Der Beamte zieht am Hebel, und die Kofferraumklappe springt auf. Er geht nach hinten und taucht gleich darauf mit einem Wagenheber auf. Mit einem gewinnenden Lächeln sagt er: «Vor einem Polizisten kann man eben nichts verstecken.»
    Und das ist dann, glaube ich, der Moment, in dem ich in Ohnmacht falle.
     
    Der Reifen ist gewechselt, ich weile wieder im Land der Lebenden, und die Polizei hat unsere Verwicklung in dem geplatzten Drogengeschäft noch immer nicht entdeckt.
    Jetzt sitzen wir wieder alle im Bentley. Der Polizist tätschelt das Wagendach. «Gute Fahrt, meine Damen, und passen Sie auf sich auf», verabschiedet er sich. «Ich hoffe, dass wir Ihnen in unserem Revier nicht mehr begegnen.»
    «Das hoffe ich auch», pflichte ich ihm bei. «Und haben Sie vielen Dank. Sie waren uns eine riesengroße Hilfe.»
    «Immer im Dienst», antwortet er wie so ein Cop aus einer altmodischen Polizeiserie. «Sind Sie sicher, dass wir Sie nicht zur Autobahn begleiten sollen?»
    «Nein, nein, vielen Dank.» Ich bemühe mich, mir die Panik nicht anhören zu lassen. «Sie haben schon mehr als genug für uns getan.»
    «Dann viel Spaß bei Ihrer Hochzeit», sagt der Polizist. «Ich hoffe, dass Sie und Ihr Mann sehr glücklich miteinander werden.»
    «Ich auch», entgegne ich und lege den Gang ein. Dann fahren wir los, wild winkend und das strahlende Lächeln wie festgeklebt.
    «Guter Gott», stöhnt Nadia, als wir auf die Straße einbiegen. Sie stößt erleichtert die Luft aus.

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