Die Schokoladendiät
bleiben.
Meine Freundinnen wirken allerdings nicht sonderlich beeindruckt. Daher sage ich es noch einmal ganz deutlich.«Mr. Sexy hat mich schon genug verletzt. Glaubt ihr, ich bin so dumm, mich jetzt wieder für diese ganze Scheiße mit Marcus zu öffnen?»
Meine Freundinnen sehen so aus, als ob sie genau das glaubten.
«Da unterschätzt ihr mich aber», erkläre ich gekränkt.
«Wir machen uns einfach nur Sorgen um dich», sagt Autumn. «Verbring den Tag doch mit einer von uns. Wie wäre es, wenn du Addison und mich zu meinen Eltern begleitest?» Aber nicht einmal Autumn sieht so aus, als ob sie das für eine großartige Idee hielte. «Dann bist du nicht allein.»
«Sagst du uns, was du vorhast?»
«Keine Angst.» Ich lege ein fröhliches Lachen auf. «Ich werde mitten unter Menschen sein.»
«Lucy Lombard.» Chantal klingt streng. «Du weißt, ich würde dir beide Beine brechen, wenn ich wüsste, dass du dich auch nur wieder in Marcus’
Nähe
begeben willst.»
«Eher würde ich sie mir selber brechen», gebe ich zurück, und da ich vor kurzem erst die schmerzhafte Erfahrung gemacht habe, spreche ich diese Drohung nicht leichtsinnig aus. Es sieht also ganz danach aus, dass ich Weihnachten allein vor der Glotze hocke, in Dick Van Dykes Melodien einstimme und die Ärmel meines schokoladenduftenden T-Shirts zerkaue.
8
An
Weihnachten alleine aufzuwachen ist überhaupt kein tolles Gefühl. Der Morgen des fünfundzwanzigsten Dezember ist eindeutig für Pärchen und Familien bestimmt, so zerrüttet sie auch sein mögen. An einem Tag wie diesem versöhnt man sich, vergisst alten Groll und stellt seine Fehden hintan. Alleine sollte heute wirklich niemand sein. Auch wenn ich diesen Inbegriff von Glück mit meiner eigenen Familie irgendwie nie erlebt habe, stelle ich mir doch vor, dass jetzt alle Menschen außer mir um den Weihnachtsbaum versammelt sind, ihre Geschenke auspacken und einen liebevollen, frohen Festtag erleben.
Ich stapfe in die Küche und stecke zwei Schoko-Pop-Tarts in den Toaster. Im Kühlschrank habe ich eine Flasche Champagner kalt gestellt, und ich frage mich, was eigentlich dagegen sprechen soll, sie jetzt schon mal aufzumachen. Ab morgen muss ich wieder mit billigem Tafelwein glücklich werden, da kann ich es mir heute auch mal gut gehen lassen. Wenn schon leere Kalorien, dann wenigstens teuere, das ist meine Devise. Also lasse ich den Korken knallen und nehme einen tüchtigen Schluck aus der Flasche. Von dem Gebitzel muss ich aufstoßen. Mhm, schmeckt köstlich.
Ich nehme mein Frühstück mit ins Wohnzimmer undsetze mich vor den Baum. Meine roten Chilischotenlämpchen zwinkern mir fröhlich zu. Selbst mein trostloser Anblick lässt sie nicht verzagen. Viele Geschenke liegen nicht unter dem Baum. Genau genommen gar keine. Meine Eltern haben mir wohlweislich je einen Scheck geschickt, und meine sonstigen Gaben habe ich schon geöffnet und aufgegessen. Abgesehen von Chantals Schoko- T-Shirt . Aber der Tag ist noch jung.
Ich starre aufs Telefon und bezwinge meinen Drang, Mr. Sexys Nummer zu wählen. Hätte ihn ein einziger kleiner Anruf denn so viel gekostet? Es ist einfach unglaublich, wie sang- und klanglos er mich hat fallen lassen. Er hätte wenigstens anrufen können, um mir zu sagen, dass es ihm leid tut, dass er ein mieser Typ ist und ich jemand Besseren als ihn verdient habe. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Für ihn ist der Weihnachtstag jetzt fast schon vorbei. Wahrscheinlich hat er am Strand mit Miss Hotpants saftige Riesengarnelen gegrillt und schert sich nicht darum, dass er gerade jemandem das Herz gebrochen hat. Ich würge noch einen Bissen Pop-Tart hinunter, spüle mit einem ordentlichen Schluck Champagner nach und frage mich, ob er manchmal wenigstens für einen Moment an mich denkt.
Ich habe heute übrigens
wirklich
noch was vor. Das hatte ich nicht nur gesagt, um meine besorgten Freundinnen zu beruhigen. Ich bin fest entschlossen, nicht zu Hause zu hocken und mich in Selbstmitleid zu suhlen. Es gibt Leute, die viel schlimmer dran sind als ich. Auch wenn ich im Moment nicht wüsste, wer das sein sollte.
Ich schleppe mich unter die Dusche und schrubbe mich gründlich ab, worauf es mir gleich viel besser geht. Dann suche ich ein schickes, aber unauffälliges Outfit aus, lege Make-up auf, mache meine Haare und gehe aus dem Haus.Ich war noch nie zuvor in einer Suppenküche – und weiß nicht mal, ob das heutzutage noch die richtige Bezeichnung ist. Wahrscheinlich
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