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Die Schokoladendiät

Die Schokoladendiät

Titel: Die Schokoladendiät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Matthews
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Boden zurückholt.
    «Lucy», sagt Marcus. Ein weiterer bebender Atemzug und ein tiefer Seufzer. «Ich bin’s, Marcus.» Als ob mein Ex-Verlobter, dem ich fünf Jahre vollkommener Treue geschenkt habe, seinen Namen überhaupt noch nennen müsste. Mein Herz hämmert in der Brust, und das nicht nur aufgrund meiner schlechten Kondition.
    «Ich wollte nur mal hören, wie’s dir geht.» Wieder ein langes, unbehagliches Schweigen. Wenn er in dem Tempo weitermacht, ist der Anrufbeantworter voll, bevor er sagt, weshalb er eigentlich anruft. Sonderbarerweise warte ich zwar ungeduldig auf das, was er zu sagen hat, empfinde aber nicht den geringsten Wunsch, meinerseits den Hörer abzunehmen. «Ich habe das Gefühl, dass nach unserer letzten Begegnung noch einiges zwischen uns im Argen liegt.»
    Ach ja, damit meint er wohl den Tag, an dem ich ihn dabei überraschte, wie er die vollbusige Joanne auf seinem Küchentisch flachlegte. Beinahe wäre mein Verlobungsring an einem Ort gelandet, wo wirklich kein Sonnenstrahl mehr hinkommt. Marcus hat eindeutig nicht begriffen, wie haarscharf er meinem Zorn entkommen ist.
    «Die Sache ist die», fährt er fort. «Du fehlst mir, und ich liebe dich immer noch. Mit Joanne bin ich übrigens nicht mehr zusammen.» Na so was. Vermutlich war sie ebenfalls ein kleines bisschen sauer, als sie herausfand, dass Marcus’ angebliche Ex-Freundin sich inzwischen zu seiner Verlobten gemausert hat. «Jetzt bin ich ganz allein und denke viel über mein Verhalten nach. Und ich begreife, dass ich michvollkommen lächerlich benehme. Auf diese Art mache ich mir noch mein ganzes Leben kaputt.»
    Für mein Leben waren seine Faxen auch nicht gerade zuträglich, wenn ich mich recht erinnere.
    «Aber irgendwie kann ich anscheinend einfach nicht aufhören, zu   … na ja», fügt er traurig hinzu. «Du weißt schon, womit ich nicht aufhören kann.»
    Und ob.
    «Ich hab sogar schon überlegt, ob ich nicht in einen Kurs für Sexsüchtige gehen soll.»
    Vermutlich, um ihn von seiner Sexsucht zu entwöhnen und nicht, um ihm noch was Neues beizubringen. Denn auf diesem Gebiet ist Marcus ohnehin schon Experte.
    «Na ja   …» Wieder Seufzer und Stocken. «Ich leg jetzt wohl besser auf. Ich wollte dir einfach nur sagen, dass ich an dich denke und dir wunderschöne Weihnachten wünsche.» Seine Stimme wird rau. «Ich werde dich immer lieben, und falls du mich jemals anrufen willst, weißt du ja, wo ich zu erreichen bin. Mach’s gut, Lucy.»
    Und damit legt Marcus wirklich auf. Ich starre auf den Fernsehbildschirm. Das Nike-Outfit der wie verrückt herumhüpfenden Nell verschwimmt vor meinen Augen. Es geht wirklich nichts über einen Anruf des Ex, um einen restlos fertigzumachen. Ich sinke benommen zu Boden und greife nach meinem Bounty. Wenn ich mir jemals den Geschmack saftiger Frische verdient habe, dann jetzt. Zum Teufel mit den tollen Oberschenkeln und dem Rest dieser Übung. Ich muss mich jetzt trösten. Und zwar mit nichts als Schokolade.

5
    Autumn
Fielding schaute auf ihre Uhr und sah, dass ihr Kurs «Kreatives Gestalten mit farbigem Glas» in zehn Minuten im Stolford Centre anfing. Sie tat dort «Gutes für die unheilbar Desillusionierten » , wie ihr Bruder es spöttisch nannte. Zu lernen, wie man einen einfachen Lichtfänger anfertigte, schien im großen Lauf der Dinge nicht von besonderer Bedeutung zu sein, doch wenn nur Autumn einem Schüler zeigen konnte, dass in seinem misshandelten Körper noch ein Funke Kreativität verborgen war, dann war es ihr die Mühe wert.
    Es war noch etwas Zeit, bis die ersten Schüler kommen sollten, doch Autumn bereitete gerne die Arbeitstische für sie vor, indem sie ihre aktuellsten Arbeiten oder die leuchtend bunten Glasstücke auslegte, aus denen sie wählen konnten. Ihre Schüler mochten Diebe, Drogenabhängige und Wohnungslose sein, doch sie bedeuteten Autumn etwas, und sie wollte ihnen die kurze Zeit in ihrem Kurs so angenehm wie möglich gestalten. Und sie hoffte, dass das, was sie tat, gelegentlich das harte Leben der jungen Frauen oder Männer ein wenig leichter machte.
    Die meisten Schüler arbeiteten zurzeit an Weihnachtsdekorationen – heitere Weihnachtsmänner, Baumschmuckaus buntem Glas oder festlichen Kerzenständern. Einige davon würden heruntergekommene besetzte Häuser verschönern, andere würden die Wohnungen dysfunktionaler Familien zieren und wieder andere auf den Arbeitstischen stehen bleiben, weil es kein Zuhause gab, wohin sie mitgenommen werden

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