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Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Titel: Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Soboczynski
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hat auszuteilen.

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    |80| 13 EINZUSTECKEN WISSEN
    M an kann nicht immer siegen. Und schön ist es, wenn Niederlagen sich selten ereignen. Doch wie sich verhalten, wenn man einmal
     verloren hat?
    Beruflicher Misserfolg schmerzt, eine zärtlich gestandene Liebe, die unerwidert bleibt, ebenfalls. Und wie oft erlebt man,
     dass Gedemütigte ihre Lage noch verschlimmern, indem sie ungehalten, nervös, fahrig reagieren!
    Nachdem der junge Architekt Stephan Karst erfuhr, dass sein Vertrag nicht verlängert werden würde, betrat er ein letztes Mal
     seinen Arbeitsplatz im Großraumbüro, um seine Unterlagen zu entsorgen. Er blickte sich um, sah seine Kollegen, die durch zumeist
     schwarz umrandete Brillen in geschäftiger Weise abwechselnd Bildschirme und Zeichnungen taxierten. Stephan Karst, während
     er sich durch das kurz geschnittene Haar fuhr, rief laut, dass er froh sei, diesen Drecksladen nie mehr wiederzusehen. Dann
     setzte er sich an seinen Platz, löschte in fiebriger Eile seine Mails, fuhr den Computer herunter, verstaute etwas ungelenk
     zwei Ordner in seiner Tasche und sagte nochmals mit lauter Stimme: »Drecksladen!«
    Niemand schaute ihn zustimmend an, die Kollegen |81| tauschten lediglich kurze, verschämte Blicke aus, einer räusperte sich, die Sekretärin stand wie zufällig auf und ging raschen
     Schrittes zur Toilette. Nur ein älterer Kollege, der ihm während seiner Tätigkeit immer sehr zugetan gewesen war, ging zu
     Stephan Karst hinüber und legte ihm seine Hand auf die Schulter. Es tue ihm leid, sagte er, und dass er ihm alles Gute wünsche.
     Er sei noch jung, die Welt stehe ihm offen. Dann führte er Stephan Karst hinaus.
    Ein mutiger Auftritt gefällt durchaus, ein verzweifelter nicht. »Drecksladen« – das war zunächst im Triumphgefühl herausgerufen
     worden. Stephan Karst hatte in diesem Moment sich in der trügerischen Gewissheit gesonnt, es seinen Kollegen mal so richtig
     zu zeigen: dass er ihre ängstliche Angepasstheit, ihre knechtische Treue zum Architekturbüro nicht nur durchschaue, dass er
     sie verachte!
    Doch bereits auf dem Nachhauseweg, als er in der U-Bahn saß, umgeben von Kindern, die nach Schulschluss in lauter Unruhe sich
     durch den Waggon schubsten, war er sich nicht mehr so sicher, ob sein Abgang so stolz verlaufen war, wie er es sich vorab
     ausgemalt hatte. Zunächst empfand er nur einen leisen Zweifel: Ob er womöglich etwas zu harsch reagiert hatte? Dann verwarf
     er seinen Zweifel, sagte sich, ach ja, herrje, man kann sich doch nicht immer zusammenreißen. Schließlich aber, sich sorgenvoll
     das Kinn reibend, sah er in aller Klarheit die Demütigung, die ihm sein überreizter Gefühlsausbruch eingebracht hatte: die
     unangenehm berührten Kollegen!
    Weniges nur ist schmachvoller als die Scham der anderen, |82| die sie für einen selbst empfinden. Und nichts zeigte unvorteilhafter Stephan Karsts Niederlage an als das Mitleid des älteren
     Kollegen, der ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte! Stephan Karst, die Bilder allzu deutlich vor Augen, schüttelte sich
     kurz, wie aus einem bösen Traum fahrend.
    Man sieht leicht, dass unser junger Mann sich kaum hätte ungeschickter verhalten können. Denn in vielen Niederlagen liegt
     bereits der Keim für den Sieg, sofern man ihm zu reifen gestattet. Zwei Monate, nachdem Stephan Karst auf unwürdige Weise
     aus dem Betrieb geschieden war, kündigten zwei seiner Kollegen, Olaf Herse und Frank Stretz, ihr Arbeitsverhältnis auf, um
     freiberuflich zu arbeiten. So gut waren die Gehälter nicht, dass sie sich dafür tagaus, tagein der straffen Organisation eines
     Unternehmens unterwerfen wollten: das frühmorgendliche Aufstehen, all die Konferenzen, die Erschöpfung nach Ablauf des entfremdenden
     Tagwerks. Sie legten ihre Anzüge ab, kauften sich Turnschuhe, mieteten ein ehemaliges Ladenlokal an, das ein wenig heruntergekommen
     war, aber die Aura bewusst gewählter Unfertigkeit ausstrahlte. Und welch schönes Leben begann von einem Tag auf den anderen!
     Wunderbare Aufträge hatten sie rasch, schließlich konnten sie auf wichtige Kontakte zurückgreifen, die sie sich während ihrer
     Festanstellung aufgebaut hatten. Zudem war Olaf Herses Vater, ein Lokalpolitiker, des einen oder anderen Unternehmers Busenfreund.
    Oft und gern schliefen die Freunde nun lange aus, arbeiteten dann zwar durchaus emsig, aber abends kam ein DJ |83| vorbei, der das kleine freiberufliche Büro in eine Tanzfläche verwandelte:

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