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Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Titel: Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Soboczynski
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Abend
     zuvor gesehene Talkshow, bei der sich irgendein Gast danebenbenommen hatte und sagte, er habe von einem Freund gehört, dabei
     blickte er aufrichtig interessiert, dass Sie seit längerer Zeit schon an einem Porträt über den Schauspieler Walter Sindman
     sitzen, ja, dass Sie das Glück gehabt haben, Ihn mehrmals schon interviewen zu dürfen, den scheuen Star, an den sonst niemand
     herankommt … Wenzel wartete Ihre Entgegnung nicht ab, fuhr fort: Es gebe ja dieses Gerücht, dass Sindman mit seiner blendend
     aussehenden Frau nach Deutschland zu ziehen beabsichtige? Was Sie über dieses Gerücht denken, fragte er nunmehr wie beiläufig.
    |90| Sie blicken erschrocken: »Nein, da ist nichts dran! Sindman zieht nicht nach Deutschland!« Das wüssten Sie genau, Sie hätten
     ihn, Sindman, erst gestern mit dieser Frage konfrontiert, und er hätte sie verneint. All dies sagen Sie unter großer Aufregung,
     Sie stottern leicht, versuchen sogar auf ziemlich unbeholfene Weise das Gesprächsthema zu wechseln und verabschieden sich,
     nachdem Sie gemeinsam im Zentrum der Stadt ausgestiegen sind, rasch, ja beinahe panisch von Wenzel, der zum Abschied Sie beinahe
     höhnisch anlacht.
    Am nächsten Morgen blättern Sie sich am Küchentisch durch die Tagespresse. Die Zeitung Wenzels wartet mit einer kleinen Sensation
     auf, ringt sich nunmehr als erste von allen Boulevardblättern zur nur wenig begründeten Schlagzeile durch: »Sindman zieht
     nach Deutschland.«
    Sie schauen aus dem Fenster: Noch immer das trübste Wetter auf Erden. Doch an diesem Tag fühlen Sie sich ein klein wenig besser.
     Denn alle blenden. Sie aber blenden alle, indem Sie ab und an die Wahrheit sagen.

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    |91| 15 MORALISCHE ENTRÜSTUNG BEKUNDEN
    S tellen Sie sich einen Mann vor, er heißt Sebastian, der sich nach einer lange andauernden, beziehungslosen Zeit heftig verliebt.
     Wie oft hat Sebastian innerlich rastlose Abende vor dem Fernseher verbracht, sich abzulenken versucht, wie oft ist er mit
     seinem besten Freund, mit Christian (auch er Programmierer von Beruf), durch die Lokale der Stadt gezogen, über dies und das
     redend, zumeist über Immobilien oder den Job, während seine Blicke verstohlen die Frauen in Cafés abtasteten.
    Als das dritte Bier an einem Freitagabend bestellt war, nahmen die beiden Freunde erneut die aus Gewohnheit geführte Diskussion
     über Wohnungspreise auf, wie sie sich wohl entwickeln würden in diesem oder jenem Viertel, als ihr Tisch, scheinbar wie von
     selbst, heftig ruckelte, da sich jemand im Vorbeigehen, das Lokal war überfüllt, darauf kurz abgestützt haben musste. »Hej!«,
     rief Christian empört. Die Angesprochene, er hatte zu spät bemerkt, dass es eine Frau war, drehte sich daraufhin um und schenkte
     ihm ein entschuldigendes Lächeln, das ihn augenblicklich verstummen ließ.
    Ausgesprochen selten passiert es, dass man jemand Fremdes |92| in einer Bar kennenlernt, von ganz flüchtigen und nichtssagenden Begegnungen abgesehen. Die beinahe gestrauchelte Frau, die
     der Tisch vor einem Sturz bewahrt hatte, sollten die Freunde noch ziemlich gut kennenlernen. Als sie nämlich von ihrem Toilettengang
     zurückgekehrt war, wurde sie von Christian, unter dem Vorwand, sich für sein empörtes »Hej« zu entschuldigen, auf ein Bier
     eingeladen. Und sie sagte, da er die Anfrage mit allerlei scherzhaften Bemerkungen schmückte, nicht nein. Wohl deshalb auch
     setzte sie sich zu unseren beiden Männern hinzu, da ihre Freundin, wie sie gleich erzählte, sie versetzt hatte. Eigentlich
     sei sie bereits im Begriff gewesen, das Lokal wieder zu verlassen.
    Man sprach, was immer ein guter Gesprächsbeginn ist, über die Stadt, in der man lebte, über Kneipen, Restaurants, irgendwelche
     Stadtteile und deren Eigenheiten. Natürlich war auch schnell die Rede von beruflichen Tätigkeiten. Kirsten, so hieß die Frau,
     organisierte, nachdem sie ihr Studium abgeschlossen hatte, Konzerte, überwiegend für Jazz-Bands der Umgebung.
    Sebastian beobachtete sie aufmerksam, sah, dass sie, wenn sie laut auflachte, mit ihrer Rechten sich durch das Haar fuhr,
     immer eine Spur zu hastig, auch, dass ein vorderer Schneidezahn ein winziges Stück kleiner war als sein Bruder; die einzige
     Verunzierung, wie ihm schien, da sie ansonsten völlig makellos aussah, ein winziger Schaden, der ihr erst recht etwas ungeheuer
     Anziehendes verlieh. Auch mochte er ihre leicht fiebrig vorgebrachten Begeisterungsbekundungen über diverse

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