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Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Titel: Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Soboczynski
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allgemein die Männer vor, nachdem sie beeindruckend
     schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht hatte. Sie saß mit ihrer nur um wenige Jahre jüngeren Freundin im Café. Es war Herbst,
     Laub lag auf der Straße, aber dank der Heizpilze, die das Trottoir säumten, fror es die Freundinnen nur um die Fußgelenke
     herum ein ganz kleines bisschen. Und da sogar ab und an die Sonne durch die |168| Wolkendecke brach, hatten die beiden Frauen ihre großen Sonnenbrillen griffbereit auf den Tisch zwischen die Kaffees gelegt.
    Die Layouterin hatte zunächst ihre Freundin trösten müssen, da ihr in einem Meinungsforschungsinstitut betriebsbedingt gekündigt
     worden war. Das gelang der Layouterin nicht nur durch allerlei aufmunternde Worte und große, mit vielen Gesten und Berührungen
     untermauerte Mitleidsbekundungen, sondern auch durch die Behauptung, dass der Job doch ohnehin nichts für die Freundin gewesen
     sei, sie könne eigentlich ganz froh sein, dass sie da jetzt nicht mehr arbeiten müsse: »So ein Drecksladen! Du hast doch eh
     was Besseres verdient!«
    Als besonders hilfreich hat die jüngere Freundin es empfunden, dass die Layouterin ihr einen womöglich hilfreichen Tipp gegeben
     hat. Die Layouterin hatte nämlich eine alte Bekannte, die in der Kreativabteilung einer T-Shirt-Firma arbeitete. Dort dachte
     man sich Slogans für die zu produzierenden T-Shirts aus. Und wie die Layouterin mitzuteilen wusste, war da gerade eine Stelle
     ausgeschrieben.
    »Du bist doch so kreativ! Bewirb dich doch da«, sagte sie. Ihre Freundin erwiderte: »Vielleicht hast du recht.«
    »Nun haben wir aber genug von mir geredet«, fuhr diese, nach einer kurzen Pause, in der sie sich eine Zigarette angezündet
     hatte, fort: »Wie geht es dir eigentlich?« Auf diese Frage hatte die Layouterin lange gewartet, denn es verlangte sie sehr,
     über ihre entsetzlichen Erlebnisse Auskunft zu geben.
    |169| »Ach«, sagte sie (es war ein »Ach«, das die ganze gebrechliche Einrichtung der Welt in sich zu bergen schien). Nach einer
     wohlgesetzten Pause folgte der von der Freundin nicht zum ersten Mal gehörte Bericht über ihren Ex-Freund, einen Autor, der,
     nachdem sich die Layouterin von ihm getrennt hatte, mit einem dünnen Roman reüssiert hatte. Die Layouterin sagte, dass, obgleich
     der Ort der Handlung darin Mailand sei, eine Verflossene des Protagonisten darin vorkomme, die aufs Unangenehmste ihr gleiche.
     Diese Frau sei, wenigstens schilderte sie der Erzähler als ausgesprochen gut aussehend, von charakterlich zweifelhafter Natur,
     ihr sei in den allergröbsten Strichen eine Hinterlist und Gemeinheit angedichtet worden, so dass sie sich wundere, dass sich
     ein breiter Leserkreis für dieses Machwerk begeistere. »Womöglich gerade deshalb!«, rief die Layouterin noch und sah irritiert,
     dass die Kaffees wie unter Sturm in den Tassen zitterten. Hatte sie gerade mit ihrer Faust auf den Tisch gehauen? Egal.
    Auch den nachfolgenden Bericht der Layouterin, der die Affäre mit einem Maler beinhaltete, kannte die Freundin bereits: ein
     geistloser, aber nicht unattraktiver Mann sei das gewesen, wie die Layouterin sagte, den sie sich unter nur wenigen Gewissensbissen
     geangelt hatte, um sich für eine Nacht zu trösten. Und wenngleich sich die junge Freundin keineswegs ihre Ungeduld hat anmerken
     lassen, war sie ziemlich erleichtert, dass sich die Layouterin nun jüngeren Erlebnissen zuwandte.
    Die Layouterin hat, nachdem sie, wie sie sich ausdrückte, den Maler »abgeschossen« hatte, dem Vorbild einiger ihrer |170| Bekannten folgend, sich bei einer Partner-Onlineagentur angemeldet; aus purer Neugierde, wie sie lachend betonte, um mal zu
     sehen, »wie das funktioniert«. Die Partner-Onlineagentur hatte den großen Vorteil, dass man, anders als in freier Wildbahn,
     ganz rigoros eine Vorauswahl treffen konnte, wem man begegnen mochte und wem nicht. Ziemlich unangenehm waren einige Steckbriefe,
     die Männer von sich ins Netz gestellt hatten. Jeder Zweite wollte »mit einem Lächeln auf den Lippen« neben der ersehnten Frau
     aufwachen. Manche sprachen in den übelsten Schwärmereien von zu erwartenden Kamin- und Sonnenuntergangsszenarien, andere prahlten
     mit verwegenen Weltreisen. Als besonders unattraktiv empfand die Layouterin aber die Selbstbeschreibungen der Sozialpädagogen
     und Psychologen; die Einfühlungsrhetorik, mit der sie eine mögliche Interessentin zu begeistern suchten (sie gaben an, verständnisvoll,
     zärtlich

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