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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley Macgregor
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drehte er sich um und marschierte mit ausholenden Schritten zur Kapelle zurück.
    Callie folgte ihm, und Henry war dicht hinter ihr.
    Als Sin in der Kapelle ankam, warf der Priester nur einen Blick auf seine wütende Miene und verließ eilends den Raum.
    Ohne ihn zu beachten, nahm Sin die Heiratsurkunde von dem Tisch am Altar, wo sie zum Trocknen gelegen hatte, und ging zum Feuer im Kamin.
    Henry vertrat ihm rasch den Weg. »Was tust du da?«
    Die Wut auf Sins Gesicht war fürchterlich. »Ich will, dass diese Ehe aufgelöst wird. Jetzt auf der Stelle.« »Sin ...« Die Stimme des Königs enthielt eine unmissverständliche Warnung.
    »Geht zur Seite, Henry.«
    Callie hielt den Atem an. Sie hatte Sin noch nie so wie jetzt gesehen. Dies war der Mann, der wirklich jemanden im Schlaf töten konnte. Er war eiskalt. In seinen Augen stand wilder Schmerz.
    »Wenn du diese Papiere verbrennst, lasse ich dich in Ketten legen.«
    Sin schaute ihn verwundert an. »Denkt Ihr, das schreckt mich? Wenn Ihr mir Angst machen wollt, müsst Ihr Euch etwas Besseres einfallen lassen.«
    »Lasst uns allein«, verlangte Henry.
    Seine Wachen zögerten.
    »Sofort!«, brüllte der König.
    Sie gehorchten, aber Callie blieb stehen, sobald sich die Tür hinter ihrem Rücken geschlossen hatte. Sie warf der Wache einen prüfenden Blick zu, doch der Mann schaute verlegen zur Seite. Da beugte sie sich vor und drückte ihr Ohr flach auf das Holz.
    Einen Augenblick später tat die Wache es ihr nach.
     
    »Gib mir die Papiere, Sin.«
    Sin rührte sich nicht. Er konnte es nicht. Alle in der Halle glaubten, dass er seinen eigenen Bruder umgebracht hatte. Alle, Callie ^eingeschlossen. Eigentlich sollte es ihm nichts ausmachen, was Callie dachte, und doch war es nicht so. Es machte ihm sogar erschreckend viel aus. »Warum habt Ihr das getan?«
    Henry zuckte die Achseln. »Es war nötig. Roger war eine Belastung, die sich keiner von uns leisten konnte.«
    Wie oft hatte er diese Worte schon gehört? Wie oft hatte er selbst für Henry gemordet? Im Grunde genommen war es ein Wunder, dass nicht er selbst den Auftrag bekommen hatte, Roger zu töten.
    »Ich werde keine Frau heiraten, die glaubt, ich könnte meinem eigenen Bruder die Kehle durchschneiden.«
    »Warum das denn? Es ist ja schließlich nicht so, als hättest du nicht schon Schlimmeres in deinem Leben getan. Weißt du noch, wie die Sarazenen dich genannt haben? Melek in Olüm. Der Engel des Todes. Es ist, was du schon immer am besten konntest.«
    Sin zuckte unwillkürlich zusammen. Wie dumm von ihm zu hoffen, er könnte mit Caledonia noch einmal von vorne anfangen und ein ruhiges, normales Leben führen. Er konnte niemals vor seiner Vergangenheit davonlaufen, vor all den Dingen, die er getan hatte, um zu überleben.
    Er starrte auf die Papiere in seiner Hand und sah seine Unterschrift unter Callies. Ihre zierliche, anmutige Handschrift hob sich auffällig von seinem eigenen unbeholfenen Gekritzel ab.
    Sie besaß so viel Güte, solche Freundlichkeit. Alles an ihr war wunderschön, während er aus Hässlichkeit und Bosheit bestand. Er war ein seelenloses, narbenübersätes Monster, das zu nichts anderem imstande war als Zerstörung.
    Melek in Olüm. Der Name klang ihm in den Ohren. Selbst jetzt noch konnte er das hämische Lachen seiner Lehrmeister hören, wenn sie ihn unterrichteten. Damals hatte er viele Namen gehabt. Er hatte Verbrechen begangen, die er wünschte, in der dunkelsten Ecke seines Verstandes begraben zu können. Er verdiente keine zweite Chance im Leben. Und, verdammt noch einmal, er verdiente ganz bestimmt keine so anständige, liebevolle Frau wie Callie.
    Nur ein Teufel wie Henry würde versuchen, sie zu verheiraten.
    Durch den Schmerz seiner Erinnerungen sah er Callies warmes Lächeln vor seinem geistigen Auge. Hörte wieder ihr liebliches Lachen.
    Sie berührte ihn auf einer Ebene, die er sich nicht erklären konnte.
    »Jetzt«, sagte Henry und streckte die Hand aus. »Gib mir die Urkunden.«
    Sin zögerte. Aber am Ende reichte er sie Henry.
    Der König atmete erleichtert auf und steckte die Papiere in die Ledermappe, die auf dem Tisch am Altar gelegen hatte. »Ich bin dein Freund, Sin. Du weißt das. Wenn ich nicht wäre, wärst du alleine in Jerusalem gestorben, ohne jemals wieder unter deinesgleichen zu sein.«
    Seinesgleichen. Seltsam. Sin fühlte sich hier in England ebenso fremd wie bei den Sarazenenstämmen in der Wüste, die ihn gekauft und wieder verkauft hatten.
    Henry klemmte

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