Die schottische Braut
Kleidung in einer anderen Farbe besaß.
Sonst befanden sich keine Menschen in der Kapelle. Callie schluckte, als eine weitere Welle der Angst sie erfasste. Das hier war nicht, wie sie sich ihre Hochzeit erträumt hatte. Sie hatte immer geglaubt, dass sie zu Hause im Kreise ihrer Familie und Freunde heiraten würde. Aye, da hätte es Jubelrufe gegeben, lächelnde Gesichter, Glückwünsche und Umarmungen in Massen.
Heimweh spülte wie eine Woge über sie hinweg. Wie sehr sie sich wünschte, dass wenigstens ihr Onkel hier bei ihr sein könnte. Er war für sie wie ein zweiter Vater gewesen, und es schmerzte sie, dass er diesen Tag nicht miterleben konnte. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie Asters freundliches Gesicht aufleuchten würde, wenn er sie ihrem Gatten übergab.
Ernüchtert blinzelte sie, als ihr einfiel, dass er Sin nie anlächeln würde. Es würde sie viel Mühe und Kraft kosten, zu verhindern, dass er ihren Mann verhöhnte oder beschimpfte. Der Tag würde sicher nie anbrechen, an dem ihr Onkel einen Engländer in der Familie willkommen hieß.
All ihr Heiligen im Himmel, bitte lasst dies den Weg zum Frieden sein, betete sie.
Sin erstarrte, als er sah, wie bleich Callie war und dass sie ihre Augen schloss, als ertrüge sie es nicht, ihn vor dem Altar stehen zu sehen. Er konnte es ihr noch nicht einmal verdenken. Wer wollte schließlich schon einen Teufel heiraten?
Seit dem Augenblick, da der Priester in die Kapelle gekommen war, hatte er Sin argwöhnisch beäugt. Jedes Mal, wenn er dachte, Sin würde in die andere Richtung blicken, bekreuzigte der Priester sich und sandte rasch ein Stoßgebet an den heiligen Judas, dass er ihm verzeihen möge, dies hier dem armen unschuldigen Lämmchen anzutun, das nun Luzifer geopfert wurde.
Sin schaute an sich herab zu dem nassen Fleck auf seinem Wams, wo der Priester ihn »aus Versehen« mit Weihwasser bespritzt hatte. Ohne Zweifel hatte der Mann erwartet, Sin würde vor Schmerz aufschreien oder sich in einer Wolke Rauch auflösen.
Seine Lippen zuckten zynisch, als eine plötzliche Bewegung seiner Hand den Priester zusammenzucken ließ.
Als Callie näher kam, streckte ihr Sin die Hand entgegen. Sie lächelte leicht, trat zu ihm und legte ihre zierliche Hand in seine.
Sin war einmal mehr erstaunt darüber, wie zart ihre Berührung war. Ihre weiche Haut war wie ein lindernder Balsam auf den Schwielen seiner Kriegerhand. Eine Woge der Zärtlichkeit erfasste ihn, dass sie so zu ihm kam, ihm vertraute, ihr und ihrem Bruder nicht wehzutun.
Es weckte Demut in ihm.
Sie schaute auf, und er sah das Versprechen in ihrem Blick, was ihn bis in sein kältestarres Herz hinein erschütterte. Vielleicht konnte es für sie doch noch Hoffnung geben.
Er hörte, dass der Priester mit der Messe begann, aber die Worte bedeuteten ihm nichts verglichen mit den fremden Gefühlen, die in ihm aufwallten. Er wollte diese Frau haben, die den Mut eines Kriegers besaß. Diese Frau, die einem Mann vertrauen konnte, der nichts von Vertrauen wusste.
Sie verdiente so viel mehr als diese armselige Zeremonie. Sin kannte Frauen nicht sonderlich gut, aber eines wusste er: wie wichtig dieses Ereignis ihnen war. Sie verbrachten endlose Stunden ihres Lebens damit, jedes noch so kleine Detail mit anderen zu besprechen.
Seine Schwägerin Maggie war an ihrem Hochzeitstag ein Nervenbündel gewesen. Er und sein Bruder Lochlan hatten alle Hände voll zu tun gehabt, sie rechtzeitig in die Kapelle zu bringen. Den ganzen Weg dorthin hatte sie davon geredet, wie sehr junge Frauen von ihrer Hochzeit träumten. Wie sie selbst diesen Tag sorgsam geplant hatte und dass jeder, der ihn ihr verdarb, damit rechnen musste, dass sie ihm die sieben Plagen auf den Hals hetzte.
Er wünschte sich, er könnte Callie einen Hochzeitstag wie jenen bieten. Maggie war von ihren Brüdern und Freunden umgeben gewesen. Sie war mit Geschenken und Glückwünschen überhäuft worden. Es hatte Musik und Tanz gegeben und jede Menge Fröhlichkeit.
Wenigstens hatte Henry ein Festmahl für sie angesetzt, aber sie würden es mit Fremden zusammen einnehmen. Fremde, denen nichts an einem von ihnen beiden lag. Sein Herz schmerzte wegen dessen, was Callie vermissen musste, und er wünschte, er könnte es wieder gutmachen.
Er wollte ...
»Sin!« Henrys Stimme durchdrang seine Gedankenversunkenheit. »Hast du einen Ring oder nicht?«
Blinzelnd sah Sin zu dem Priester, der ihn erwartungsvoll anschaute. Callie hatte die Augenbrauen
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