Die schottische Braut
nichts und verlässt sich einzig auf sich selbst. Wenn es eine Möglichkeit gibt, zu ihm durchzudringen, dann kenne ich sie nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass es nicht einfach werden wird. Aber wenn Ihr willens seid, es zu versuchen, dann bin ich willens, Euch dabei zu unterstützen.«
»Ihr seid ein guter Mann, Simon.«
Darüber lachte er laut auf. »Schöne Frauen sagen mir das immer wieder, und dock heiraten sie schließlich alle einen anderen. Vielleicht sollte ich es einmal damit probieren, böse zu sein, dann könnte ich am Ende die Schöne als Preis nach Hause tragen.«
Callie musste lächeln. »Ich bezweifle, dass Ihr je schlecht sein könntet.«
Eine junge Magd kam schüchtern näher. Callie grüßte sie.
»Verzeiht vielmals, Mylady«, sagte das Mädchen nervös, als sie vor ihnen knickste. »Meine Herrin trägt mir auf, Euch dies hier zu überreichen. Es ist ein Hochzeitsgeschenk.«
Callie nahm dem Mädchen die schmale Schachtel aus den bebenden Händen. »Von wem?«
»Der Countess of Rutherington.«
»Sins Mutter«, fügte Simon erläuternd hinzu.
Callie runzelte die Stirn. Warum sollte sie ein Geschenk senden? Es ergab keinen Sinn, berücksichtigte man ihr Verhalten Sin gegenüber.
Neugierig geworden öffnete Callie die Schachtel und entdeckte einen kleinen Flakon.
»Was, zum Teufel, ist das?«, fragte Simon.
Da sie es für Parfüm hielt, zog Callie den Stöpsel heraus und schnupperte daran. Sie erkannte den Geruch sofort. Er stammte von einer Pflanze, die ihre Mutter dazu benutzt hatte, um die Burg von Mäusen und anderem unerwünschten Ungeziefer zu befreien.
Das hier war ein Fläschchen Gift.
Kapitel 7
C allie zögerte an der Tür zu dem Söller, vor der zwei Soldaten Wache standen, um dafür zu sorgen, dass die Countess ihre Räume nicht noch einmal verließ. Aber einen Moment des Zögerns war alles, was sie sich erlaubte. Innerlich vor Wut kochend, stellte sie sich zwischen die beiden Männer und stieß die Tür auf, trat ein und warf sie hinter sich zu.
Die Countess schnappte erstaunt nach Luft, als sie von ihrem Sitz auf dem Bett aufblickte und Callie unangemeldet hereinmarschieren sah.
»Was soll das hier bedeuten?«, verlangte Callie zu wissen, stellte sich vor sie und hielt der Countess das Giftfläschchen hin.
Sins Mutter wischte sich die Tränen aus den Augen und atmete schluchzend ein, ohne die Flasche eines Blickes zu würdigen. Sie reckte stolz ihr Kinn, während sie mit dem Saum des Kissens auf ihrem Schoß spielte. »Ich dachte, Ihr würdet es heute Nacht brauchen. Entweder für Euch selbst, oder besser noch für ihn. Beide Male würde es Euch die Schrecken ersparen, Euer Lager mit einem Ungeheuer zu teilen.«
Callie war entsetzt. Was, um Himmels willen, dachte diese Frau sich? »Wie könnt Ihr so etwas nur über Euren eigenen Sohn sagen?«
Die Countess versteifte sich, und ihre dunklen Augen funkelten in rechtschaffenem Zorn. »Er ist nicht mein Sohn. Der Bastard zerstört alles, was er berührt. Das war schon immer so. Wenn Ihr klug wäret, würdet Ihr jetzt dieses Gift dort trinken und Euch so Jahre unaussprechlichen Elends in seinen Händen ersparen.«
Der Hass der Countess auf Sin war Callie ein Rätsel. Was konnte er seiner Mutter angetan haben, dass es so offene Feindseligkeit rechtfertigte? »Warum hasst Ihr ihn so? Was hat er Euch getan?«
»Was er getan hat?«, schrie die andere erzürnt, sprang vom Bett auf und ließ dabei das Kissen von ihrem Schoß gleiten. »Er hat mein Leben ruiniert. Sein nichtswürdiger Teufel von einem Vater hat mich verführt, als ich kaum mehr als ein Kind war. Eine Nacht habe ich mit ihm verbracht, von der niemand je etwas hätte erfahren sollen. Stattdessen empfing ich ihn. Als mein Vater das herausfand, hat er mich so heftig geschlagen, dass es jedes normale Kind aus meinem Leib getrieben hätte. Aber ihn nicht. Er ist des Teufels! Er hat es sogar überlebt, als ich Tränke nahm, die ihn hätten töten sollen.«
Callies Magen verkrampfte sich bei dem, was die Frau da beschrieb. Ihr Hass auf Sin war unfassbar.
»Als er geboren wurde«, fuhr die Countess fort, »hat er mich fast umgebracht. Ich habe so stark geblutet, es ist ein Wunder, dass ich überlebt habe. Als sie versucht haben, ihn mir zu geben, konnte ich es noch nicht einmal ertragen, ihn anzusehen. Also habe ich meiner Zofe aufgetragen, eine Amme zu beschaffen und ihn unverzüglich zu seinem Vater zu schicken.«
»Ihr habt ein Neugeborenes innerhalb weniger
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