Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley Macgregor
Vom Netzwerk:
Harold erinnerte. Das gleiche schwarze Haar, die gleichen Züge und die gleiche Größe. Der einzige Unterschied lag in den Augen. In Harolds braunen stand stets ein grausamer Ausdruck, während Draven die hellblauen, freundlich blickenden Augen seiner Mutter hatte.
    »Die Geister der Vergangenheit sind schwer zu vertreiben, nicht wahr?«
    Sin nickte. »Ich bin erstaunt, dass du hier leben kannst.«
    »In Wahrheit habe ich hier nur vegetiert, bis meine Frau sich mir aufgedrängt hat.«
    »Aufgedrängt?«
    Draven lachte. »Du hast keine Ahnung, was für eine Löwin in diesem engelsgleichen Körper wohnt.«
    Sin sah zu Callie, die so ruhig und gelassen erschien wie eine Madonna. Aye, das Äußere konnte gewaltig täuschen.
    Draven bot ihm einen Becher Wein an, konnte ihm aber nicht für längere Zeit in die Augen schauen. Sin wusste warum. Er hatte nie den Tag vergessen, an dem sie sich zum letzten Mal gesehen hatten.
    Im Heiligen Land hatte unerträgliche Hitze geherrscht. Kaum vierzehn Jahre alt, war Sin schon mehr als vier Jahre Harolds Knappe gewesen. Der alte Earl hatte mit Gott seinen Frieden machen wollen und deshalb beschlossen, ein paar Sarazenen zu töten. So hatte er eine Hand voll Ritter genommen, seinen Sohn und seinen Knappen und war nach Jerusalem aufgebrochen.
    Die Reise war anstrengend gewesen. Zwei Ritter waren auf dem Weg gestorben und drei waren in einer Schlacht gefallen. Die letzten von Harolds Rittern waren Opfer einer Krankheit geworden, genau einen Tag, bevor ein Dieb Harold sein ganzes Geld stahl.
    Nunmehr mittellos, hatte er einen Sklavenhändler aufgesucht. Der Mann hatte Draven haben wollen, der, obwohl zwei Jahre jünger als Sin, deutlich besser genährt war und nicht so viele Narben trug.
    »Meinen Sohn wirst du nicht bekommen«, hatte Harold geknurrt. »Du kannst nur den hier haben.«
    Damit hatte er einen verstörten Sin zu dem Mann geschoben, der ihn daraufhin grob inspiziert hatte. Sie hatten über seinen Wert gefeilscht, und am Ende war er für weniger Geld verscherbelt worden, als man für eine einfache Übernachtung in einer Herberge zahlen musste.
    Als die Männer des Sklavenhändlers sich ihm mit Eisen genähert hatten, hatte sich Sin nach Leibeskräften gegen sie gewehrt. Aber es hatte ihm nichts geholfen. Und als sie ihn mit sich zerrten und der alte Mann Harold das Geld gab, hatte Sin die Erleichterung auf Dravens jungem Gesicht gesehen, dass sein Vater nicht ihn an Sins Stelle verkauft hatte.
    Sin räusperte sich und verbannte die Erinnerung. »Ich gebe dir keine Schuld, weißt du?«
    Dennoch zeigten sich Schuldgefühle auf Dravens Zügen. »Ich hätte etwas unternehmen sollen.«
    »Was denn?«
    »Widersprechen. Für dich eintreten. Ich weiß es nicht.« Er holte tief Luft. »Irgendetwas.«
    »Du warst zwölf Jahre alt, Draven. Du warst halb verhungert und völlig verängstigt. Hättest du einen Finger gerührt, hätte er dich entweder geschlagen oder auch verkauft. Ehrlich, es ist in Ordnung.«
    Sie wussten beide, dass er log. So schlecht Harold auch gewesen war, er war dennoch ein Heiliger verglichen mit den Sarazenen, die ihn gekauft hatten.
    Eine Zeit lang beobachteten Sin und Draven stumm die Frauen. Nach einer Weile entspannten sie sich, sprachen von Belanglosem und erinnerten sich schließlich wieder an die jungen, die sie einst gewesen waren. Verschwörer, die Unfug stifteten, wo sie gingen und standen.
    Und mit Simons Hilfe gesellten sie sich zu den Damen und gaben einige der spannenderen Geschichten zum Besten.
    »Man sagt, niemand könne dich im Kampf besiegen«, bemerkte Draven zu Sin schließlich betont beiläufig, während der sich an das Kaminsims lehnte.
    »Das habe ich auch von dir gehört.«
    Simon stöhnte auf. »Liebster Jesus, nicht schon wieder das.«
    »Was denn, Simon?«, erkundigte sich Emily.
    Simon schüttelte nur den Kopf. »Meine Damen, seid gefasst. Ihr werdet nun Zeugen des Schlimmsten auf Erden.«
    Callie runzelte die Stirn. »Was?«
    »Zwei eingebildete Recken, die sich gegenseitig ihre Überlegenheit beweisen wollen.«
    Callie lachte, bis Sin erneut zu sprechen begann.
    »Ich könnte es mit dir aufnehmen.«
    Draven schnaubte. »Nein. Nur in deinen kühnsten Träumen. Aber ich, auf der anderen Seite, könnte dich dazu bringen, wie ein Mädchen zu weinen.«
    »Ha! Niemals.«
    »Glaubst du nicht?« -
    »Ich weiß es.«
    »Dann steh auf und komm mit nach draußen.«
    »Draven!«, stöhnte Emily. »Sie sind gerade erst hier angekommen, und du

Weitere Kostenlose Bücher