Die schottische Braut
willst dich schon mit Lord Sin messen?«
»Ich will mich nicht mit ihm messen, Em, ich werde mit ihm den Burghof aufwischen.« »Reines Wunschdenken«, höhnte Sin.
»Sin«, sagte Callie, als er sich von dem Kaminsims abstieß. »Seid Ihr nicht zu müde?«
»Selbst halb tot und mit einem Arm auf den Rücken gebunden könnte ich ihn noch schlagen.«
Draven lächelte verschlagen. »Dann tu's doch.«
»Das werde ich, keine Sorge.«
Simon stöhnte wieder, diesmal aber lauter.
Callie schaute ihn fragend an. »Das ist nicht ihr Ernst, oder?«
Emily antwortete an seiner Stelle. »Ich habe das ungute Gefühl, dass es das doch ist.«
Ihr ungutes Gefühl bewahrheitete sich, als die beiden Männer eine Viertelstunde später in voller Rüstung wieder in der Halle erschienen.
»Wollt ihr nicht wenigstens zuerst etwas essen?«, rief ihnen Simon hinterher.
Sie schüttelten gleichzeitig die Köpfe und eilten zur Tür. Ihre Stimmen wurden leiser, während sie klirrend und scheppernd durch die Halle nach draußen gingen.
»Fang an, Sin, und schmecke deine erste Niederlage.«
»Was du schmecken wirst, Draven, ist Dreck vom Boden. Der Tag ist noch nicht gekommen, da du mich schlägst.«
Draven blieb an der Tür stehen und schaute zurück zum Kamin. »Komm, Simon, und sieh dir an, wie dein Freund im Staub landet.«
Dann setzten sie sich die Helme auf, klappten die Visiere herunter, parierten die Schwerter und traten ins Freie.
»Simon?«, fragte Callie. »Habe ich Grund zur Sorge?«
Von draußen hörten sie einen Schrei.
»Ich denke, wir sollten uns Sorgen machen«, erwiderte Emily anstelle ihres Schwagers, während sie schon umständlich auf die Füße kam und zur Tür eilte.
Simon schnappte sich Hen und folgte Emily auf den Hof, um zuzusehen.
»Alys?« Emily sprach zu einer hübschen, dunkelhaarigen Magd, die etwa in ihrem eigenen Alter zu sein schien. Die Frau stand da, die Hand aufs Herz gepresst, als hätte sie sich furchtbar erschreckt. »Geht es dir gut?«
»Aye«, antwortete Alys, »aber Euer Gemahl ist mit seinem Schwert wirklich gefährlich.«
»Ihr habt gar keine Vorstellung, wie wahr das ist«, bemerkte Simon, während er einen Schritt näher auf die beiden Recken zutrat. Der errötenden Magd schenkte er ein strahlendes Lächeln, bevor sie sich eilig entfernte.
Sobald die Männer ihre Schwerter zu kreuzen begannen, umringten sie Ritter und Dienstboten, um ihnen zuzuschauen. Emily und Callie tauschten einen frustrierten, müden Blick, bevor sie sich daranmachten, einzuschreiten.
Ohne Erfolg.
Stunde um Stunde verging, während Sin und Draven sich alle Mühe gaben, einander in Grund und Boden zu stampfen.
Nach einer Weile erschien Jamie, der wieder aufgewacht war, und spielte mit Hen, dann bekamen beide zu essen und wurden ins Bett gesteckt. Das Abendessen wurde serviert, verzehrt und erkaltete, während sie darauf warteten, dass die beiden Kämpfer endlich erwachsen wurden, aufhörten und sich zu ihnen gesellten.
Selbst die Zuschauer draußen wurden weniger, als die ersten sich auf ihre Schlaflager zurückzogen.
Schließlich kam Emily ein wundervoller Einfall. Sie und Callie füllten Teller mit Speisen, dann nahmen sie sie und gingen mit ihnen nach draußen, wo ihre Ehemänner immer noch kämpften.
Irgendjemand, vermutlich Draven, hatte Fackeln entzünden und um den Kampfplatz herum aufstellen lassen, sodass sie einander auch noch in der nächtlichen Dunkelheit sehen konnten. Trotz der Verrücktheit ihres Benehmens musste Callie sie bewundern. Sie waren beide außergewöhnliche Kämpfer, besonders wenn man die Tatsache berücksichtigte, dass sie schon seit vielen Stunden dabei waren.
»Mmm«, ließ sich Emily vernehmen und schnupperte genüsslich an dem gebratenen Wild in Kirschsoße. »Callie, Ihr müsst einen Bissen hiervon probieren. Es ist das beste Wildfleisch, das unser Koch je zubereitet hat.«
Die Männer wurden langsamer, während sie die Köpfe drehten, um besser sehen zu können.
Callie nahm einen Bissen und stöhnte übertrieben entzückt auf. »Ihr habt Recht. Es ist wunderbar schmackhaft. Einfach köstlich.« Sie warf den Männern einen Blick aus dem Augenwinkel zu und bemerkte, dass sie aufgehört hatten. »Das beste, was ich je gegessen habe.«
Sins Magen knurrte bei dem Gedanken an das Festmahl, das die Frauen dort zu sich nahmen. Er hatte den Tag über nicht viel gegessen. Aber Satans Thron würde eher einfrieren, als dass er den Sieg Draven überließ.
»Du siehst ein
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