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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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würde es ihr helfen, dass diese letzten vor ihr liegenden Tage schneller vergingen. Außerdem wollte sie es genießen, solange sie konnte. Bald gab es keine Lektionen mehr. Keine anregende Unterhaltung. Keine gefälligen Wortgefechte. Dieser Gedanke warf einen dunklen Schatten auf Jennys Traum einer sonnigen Zukunft.
    Harris hatte sich auf den Stufen zum Achterdeck niedergelassen und blickte gedankenverloren auf die Buchseiten von Scotts Roman “Das Herz von Midlothian”, der aufgeschlagen vor ihm lag. Er hatte genug über Anatomie gelernt, um zu wissen, dass das menschliche Herz ein Muskel war, der Blut durch den Körper pumpte. Jetzt verstand er jedoch, warum Menschen glaubten, dass es der Ursprung aller Gefühle wäre. Der Liebe im Besonderen. Denn Liebe, die nicht erwidert wurde, hinterließ einen heftigen Druck in der Brust. Mit jedem Schlag kam auch ein quälender Schmerz.
    Harris stieß einen schweren Seufzer aus, der tief aus seinem Innersten kam. Er hatte recht daran getan, in Dalbeattie die Frauen zu meiden. Diese Wesen verursachten nichts als Ärger. Nicht zu wissen, was er vermissen könnte, hatte ihn zwar ein wenig unruhig und unzufrieden gemacht, doch nun hatte seine Sehnsucht einen Namen – Jenny. Sie fesselte all seine Gedanken und nährte sein Gefühl, bis es ihn schwermütig machte und wie eine scharfe Lanze sein Herz durchbohrte.
    Tag für Tag saß er neben ihr. Manchmal berührten sich ihre Hände, oder ihre Blicke trafen sich über den Seiten des Buches. Sie hatte eine Art, ihn mit ihren großen Augen anzusehen, die Harris glauben ließ, er sei für sie der Inbegriff der Weisheit. Eine Legende. Ein Held. Fähig, jede Tat zu vollbringen. Ihre sanfte, melodische Stimme ließ ihn schneller atmen und verfolgte ihn in seinen Träumen.
    Jenny Lennox war alles, was eine Frau sein konnte – eine Vereinigung aller guten Eigenschaften von Scotts romantischen Heldinnen. Sie war so schön wie Rowena, so schlank wie Rebecca und geistreich wie Flora MacIvor. Und er, Harris, hatte versprochen, sie einem anderen Mann zuzuführen. Es schien, als würde Jenny mit jedem Tag, der sie ihrer Ankunft näher brachte, aufgeregter darauf warten. Nur ein einziges Mal in seinem Leben hatte Harris sich so entmutigt gefühlt.
    Er konnte nur sich selbst tadeln. Er hätte es besser wissen müssen, als auf Jennys Vorhaben einzugehen. Sechs Wochen mit einem Mädchen auf dem engen Raum dieser Bark – wäre sie auch nur halb so hübsch wie Jenny und einen Bruchteil so wohlgestaltet –, jeder Mann hätte Gefühle für sie entwickelt. Wie hatte er nur so töricht sein können?
    Nun, die Zeit war gekommen, sich loszureißen. Sich zu wappnen gegen jede schlimme Kränkung durch Jenny Lennox. Harris spürte, wie seine Züge wieder maskenhaft starr wurden.
    “Harris?” Jenny lächelte ihm versöhnlich zu. Sie war huldvoll bereit, sein raubeiniges Benehmen zu vergessen. “Bin ich zu spät dran für meinen Unterricht?”
    Er machte keine Anstalten, ihr den angestammten Platz anzubieten. Harris sah aus, als ob er an etwas ganz anderes dachte und sie kaum wahrgenommen hatte.
    “Kapitän Glendenning sagte, dass wir bei Abenddämmerung durch die Straße von Canso sein werden”, berichtete Jenny. “Wenn ich verspreche, aufmerksam zu sein und nicht alle fünf Minuten zur Reling laufe, denken Sie, dass wir dann mit dem nächsten Buch fertig sein werden, ehe wir den Hafen von Miramichi erreichen?”
    “Es gibt nichts mehr, was ich Ihnen beibringen kann. Alles, was Sie brauchen, ist Übung. Es geht schneller, wenn Sie für sich selbst lesen, als wenn ich Ihnen vorlese. Wenn Sie dabei bleiben, bin ich sicher, dass Sie rechtzeitig damit fertig sind.”
    Jenny stand bloß da und sah ihn an. Sie hätte nicht bestürzter sein können, selbst wenn Harris ihr das schwere Buch an den Kopf geworfen hätte.
    “I…ich weiß, Sie haben wahrscheinlich recht”, gelang es ihr endlich zu sagen. “Ich habe jedoch gern mit Ihnen über die Geschichte gesprochen, Harris. Sie verstehen es so gut, Dinge zu erklären, die ich nicht begreife.”
    “Aye, nun …” Seine schwungvollen Augenbrauen zogen sich zusammen, und Unmut umspielte seinen Mund. “Ich fürchte, ich werde keine Zeit haben, Miss Lennox. Wie Sie in den letzten vierundzwanzig Stunden öfter bemerkt haben, werden wir bald unser Reiseziel erreichen. Ich habe also Vorbereitungen zu treffen.” Er machte eine hochtrabende Handbewegung. “Wichtige Entscheidungen müssen überdacht

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