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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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schlug mit den Beinen um sich und trommelte mit den Fäusten auf seinen Rücken. “Lassen Sie mich sofort los, Sie elender Grobian!”
    Um ihre Schläge zu unterbinden, verstärkte Harris seinen Griff um Jenny, während er mit ihr die Stufen hinunterstieg. Der Druck seiner Hand erweckte tief in ihrem Innersten ein erregendes Gefühl. Das ließ ihren Zorn und Ärger wachsen. “Lassen Sie mich sofort hinunter, oder ich sorge dafür, dass Kapitän Glendenning Sie in den Kielraum wirft!”
    Harris stieß die Kajütentür auf und warf Jenny ohne Umstände auf die Koje. “Der Kapitän hat sich im Augenblick schlimmerer Schurken zu erwehren.”
    “Was reden Sie da, Harris Chisholm?”
    “Da draußen sind Piraten, die uns entern wollen. Ich muss nach oben zurück, um zu helfen, wo ich kann.”
    “Piraten?” Jenny spürte, wie Angst in ihr hochstieg.
    “Wenn ich die Tür schließe”, befahl Harris, “schieben Sie Ihre schwere Reisetruhe dagegen. Löschen Sie das Licht, und geben Sie keinen Laut von sich. Kommen Sie erst heraus, bis ich Ihnen sage, dass es sicher ist.”
    Er hatte die Tür schon halb geschlossen, als Jenny ihm zurief: “Harris, um Gottes willen, seien Sie vorsichtig!”
    Er drehte sich kurz um und warf ihr einen glühenden Blick zu. “Ich beschütze Sie mit dem letzten Tropfen meines Blutes, Jenny.” Die dünne Holztür schlug hinter ihm zu.
    Mit zitternden Händen schob Jenny die Kiste gegen die Kajütentür. Sie bezweifelte, dass der Koffer jemand, der wirklich entschlossen war, den Raum zu betreten, daran hindern konnte. Die Anweisungen Harris’ befolgend, löschte sie das Licht und tastete sich zurück zur Koje. Zusammengekauert verharrte sie im Dunkeln. Aufmerksam lauschte sie auf die Geräusche, die von Deck herabdrangen, und versuchte daraus zu entnehmen, was vor sich ging.
    Sie vernahm aufgeregte Rufe, doch verstand sie die Worte nicht. Dann hörte sie einen Schuss. Jenny flüsterte verzweifelt ein Gebet für Harris und die Crew der
St. Bride
. Weitere Schüsse folgten. Irgendjemand schrie vor Schmerz auf. Plötzlich erhob sich ein ohrenbetäubender Lärm. Mit einem Aufschrei zog sie das Laken über den Kopf. In ihrer Fantasie tauchten Bilder auf, wie Piraten hilflose junge Frauen marterten.
    “Ich kann nicht hier sitzen bleiben und warten”, sagte sie halblaut. Es war besser, dem Schicksal im Freien zu begegnen, wo sie laufen – oder sich ins Wasser stürzen konnte, wenn es keinen anderen Ausweg gab. Nichts konnte schlimmer sein, als im Bauch des Schiffes zu kauern – in der Falle.
    Jenny war bereits auf halbem Weg nach oben, als sie lautes Jubelgeschrei von Deck vernahm. Sie kam gerade in dem Moment, in dem eine Handvoll kleiner Schaluppen zum nördlichen Ufer ruderte. Die geschlagenen Piraten. Jenny lachte erleichtert auf. Dann bemerkte sie einige Seeleute, die sich um etwas geschart hatten. Es dauerte einen Moment, bis ihr bewusst wurde, dass sie sich um einen verwundeten Kameraden bemühten. Nur ein Fuß war von dem kraftlos dahingestreckten Opfer zu sehen.
    “Harris!” schrie Jenny auf und bahnte sich hastig den Weg durch die herumstehenden Matrosen. Harris lag reglos auf dem Deck. Die Augen waren geschlossen. Der Mund war verzerrt. Blut quoll aus seinem Arm und durchtränkte das Hemd.
    Jenny warf sich neben ihn auf die Planken und barg seinen Kopf in ihren Schoß. Mit zitternden Fingern strich sie ihm über das Gesicht.
    “Sie können nun aufwachen, Harris”, sagte sie zärtlich. “Die Piraten sind auf und davon. Wir sind in Sicherheit. Öffnen Sie die Augen, guter Freund. Sie machen mir Angst.”
    Verzweifelt suchte sie unter den Umstehenden nach dem Gesicht von Kapitän Glendenning.
    “Was ist mit ihm geschehen, Kapitän? Er ist doch nicht tot …” Ihre Stimme brach. “… oder doch?”

5. KAPITEL
    “Tot?” Der Kapitän schmunzelte. “Wie, um alles in der Welt, kommen Sie denn auf diese Idee, Mädchen?”
    Jenny wollte schon erwidern, dass man es schwerlich als albern bezeichnen könnte, einen leblosen, blutbesudelten Mann für tot zu halten. Doch sie war zu sehr von Erleichterung überwältigt, um die Worte herauszubringen, und deshalb warf sie Kapitän Glendenning nur einen tadelnden Blick zu. Sie streichelte Harris’ Gesicht in der Hoffnung, er würde zu sich kommen. Seine Haut fühlte sich kalt an unter ihren Fingern. Sie schauderte.
    “Was ist geschehen?” gelang es ihr zu fragen.
    “Diese gierigen Blutsauger von Piraten.” Der erste Maat deutete mit

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