Die schottische Braut
fortsetzten, stärkten Harris und Jenny sich noch mit Beeren und Schellfisch. Dazu tranken sie ausgiebig von der wohlschmeckenden Wildbrühe. Dann packte Suzannah Augustine einen aus Binsen geflochtenen Korb mit geräuchertem Fisch, und Levi setzte sie mit seinem Kanu über den Fluss.
“
Je regrette …”
, sagte Harris zu Levi. “Es tut mir leid, dass ich kein Geschenk habe, um mich für deine Gastfreundschaft zu bedanken.” Er beschloss, auf seinem Rückweg von Chatham etwas mitzubringen.
Ihr Gastgeber wehrte seine Entschuldigung ab. “Du hast uns das Lachen als Geschenk gebracht, Rotbart. Und die Gabe, Respekt zu empfinden. Die weißen Männer, besonders die Engländer, sprechen mit meinem Volk, als wären wir kleine, dumme Kinder. Du hast mit uns geredet wie ein Bruder. Du bist immer an unserem Feuer willkommen.”
Harris musste sich zwingen, nicht umzukehren, und schritt voran. Er war die meiste Zeit seines Lebens ein Außenseiter gewesen, und er hatte sich damit abgefunden. Noch war er sich nicht sicher, was diese unmittelbare Seelenverwandtschaft mit diesen Eingeborenen bedeutete. Er wusste nur, es war eine schmerzliche Trennung.
“
Encore une chose!”
, rief Levi hinter ihnen her. “Da ist noch etwas. Sei vorsichtig, wenn du Feuer machst. Das ist der trockenste Sommer, an den ich mich erinnern kann. Die Bäume sind durstig. Die Flüsse führen wenig Wasser. Entfache eines, wenn es sein muss, doch hüte es gut, und sieh zu, dass keine heiße Asche zurückbleibt, wenn du das Lager abbrichst.”
“
Je comprends”
, rief Harris zurück. “Ich habe dich verstanden.” Ein Feuer, das in solch dichtem Waldgebiet außer Kontrolle geriet, war so entsetzlich, dass er gar nicht daran denken wollte. Er hoffte, Suzannahs geräucherter Fisch würde ausreichen bis zum Ende ihrer Reise, damit sie ihre Mahlzeiten nicht braten mussten.
“Würde es dir jetzt etwas ausmachen, mir nochmals zu erklären”, sagte Jenny, als sie aus Levis Sichtweite waren, “warum wir nicht an der Küste entlanggehen, wie wir es beabsichtigt hatten?”
Obwohl ihn diese Frage ein wenig ärgerte, zeigte sie doch, dass Jenny seinem Urteil nicht traute, begrüßte Harris die Ablenkung.
“Nun, das ist so.” Er tat alles, um geduldig zu klingen. “Levi sagt, die Küste macht einen weiten Bogen. Das würde unseren Reiseweg verdoppeln. Wir müssen noch drei Flüsse überqueren … vier, wenn wir an der Küste bleiben, und sie alle verbreitern sich an der Mündung. Wir benötigen ein Kanu, um überzusetzen. Levi hat mir die Richtung gewiesen, die uns beinahe so schnell wie der Flug einer Krähe nach Chatham bringt.”
“Ja?” Jenny klang misstrauisch. “Welchen Wert hat es, eine Richtung in einem offenen Landstrich wie diesem einzuschlagen?”
“Wir werden gut ankommen, glaub mir. Wir müssen nur dem Kamm dieser Hügel folgen, bis wir zu einem Birkenhain kommen. Dann sehen wir uns nach einem ausgetrockneten Flussbett um und folgen diesem, bis wir einen Felsen erreichen, der größer ist als ein
Wigwam
…”
Als er auf diese Art die Richtungsangaben für sich wiederholte, kamen Harris Zweifel. Hätte er doch nur Papier und Feder gehabt, um es aufzuzeichnen. Levis Volk, das nicht schreiben konnte, besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Levi konnte eine Liste von mehr als zehn Generationen seiner Vorfahren aufzählen. Er kannte viele Geschichten, warum die Biber Dämme bauten und die Stachelschweine ihre Stacheln hatten. Doch am wichtigsten schien Harris in diesem Moment, dass Levi Augustine die unwegsame Wildnis ausgezeichnet kannte.
Harris hoffte, dass sich sein Gedächtnis für diese Aufgabe als gleichwertig erwies. Sein Überleben und das von Jenny hing davon ab.
13. KAPITEL
“Bist du sicher, dass wir den richtigen Pfad eingeschlagen haben, Harris?”
Die Augustsonne brannte schonungslos auf Jenny herab. Eine lästige fette Fliege ließ sich auf ihrem Arm nieder. Sie schlug zu und traf.
Gestern waren sie aus dem Schatten des Waldes in ein Gebiet mit junger Bepflanzung gekommen. Ein paar verkohlte Baumstümpfe gaben stummes Zeugnis dafür ab, dass dieses Territorium durch ein Feuer vernichtet worden war. Zuerst hatte sich Jenny an der offenen Landschaft erfreut. Es gab viele Blaubeeren. Sie konnten weit in alle Richtungen sehen. Und das Beste von allem war, dass das bedrückende Gefühl, das sie in der Wildnis verspürt hatte, verschwunden war.
Als ein zweiter Tag vorüberging, an dem Erlen immer wieder ihren Weg
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