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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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versperrten und die Sonne erbarmungslos herniederbrannte, begann sie den kühlenden Schatten der Wälder herbeizusehnen.
    “Nein, ich bin mir nicht sicher”, erwiderte Harris schroff. Er murmelte die verwirrende Liste von Levi Augustines Richtungsangaben vor sich hin. “Wir sind an dem großen Felsen vorbei, dann gingen wir am Ufer des kleinen Sees entlang, erstiegen den Hügel und überquerten den Fluss.”
    “Ja, das alles haben wir getan. Was hat Levi über dieses Buschland gesagt?”
    Harris runzelte besorgt die Stirn. “Er sagte, wir sollten uns nach Norden wenden, und nach einem halben Tagesmarsch würden wir wieder zu einem Wald kommen.”
    “Wir sind indes einen Tag und einen halben unterwegs, zum Teufel!” Jenny schlug nach einer anderen Fliege, die um sie herumschwirrte. Doch diese entkam. “Wir haben alle geräucherten Fische von Suzannah verzehrt und auch noch den restlichen Haferkuchen.”
    “Hast du Hunger? Wir können anhalten und Beeren sammeln.”
    “Nein”, sagte Jenny und seufzte. “Ich habe in der letzten Zeit so viele gegessen, dass ich keine mehr sehen kann.”
    “Trotzdem sollten wir noch welche mitnehmen, selbst wenn es nur gegen den Durst ist.” Harris blieb stehen und sammelte rasch eine Handvoll der kleinen dunkelblauen Kugeln. “Wir haben nur noch wenige Schlucke Wasser in der Flasche.”
    Eiskalt lief es Jenny den Rücken hinunter. Sie konnte kaum die Beeren schlucken. “Wir haben uns verirrt, nicht wahr, Harris?”
    Widerwillig nickte er. “Wir sind nicht dort, wo wir sein sollten, und wir wissen nicht, wo wir sind. Ich würde sagen, dass dies eine gute Beschreibung für
verirrt
ist.”
    Wie lange noch, fragte sich Jenny, bis wir verdurstet sind?
    Ein Teil ihres Ichs tröstete sich grimmig mit der Tatsache, dass sie nicht allein war. Niemals wäre sie so weit gekommen ohne Harris. Ein anderer Teil bedauerte aufrichtig, dass sie ihn in dieses tollkühne Abenteuer hineingezogen hatte. Womit hatte er das verdient? Er hatte sich um sie gesorgt und damit erreicht, dass sie etwas für ihn empfand, das sie sich nicht leisten konnte. Es war nicht seine Schuld gewesen, dass ihr der Mut gefehlt hatte, noch einen weiteren Monat in seiner Gegenwart in Richibucto zu ertragen.
    “Harris, ich …” Sie wollte ihm sagen, wie sehr es ihr leidtat. Das war sie ihm schuldig. Selbst wenn er sie begehrte oder sich einbildete, es zu tun, er hatte etwas Besseres verdient. Ehe sie die Worte herausbrachte, begann sich alles um sie herum zu drehen.
    Die letzte Wahrnehmung war Harris’ Stimme. Der eindringliche Ruf ihres Namens erreichte Jenny wie aus weiter Ferne. Sie spürte, wie sie in einen tiefen, schwarzen Abgrund fiel.
    “Jenny!” Er sprang zu ihr hin, als sie zu Boden sank. Es gelang ihm kaum, sie aufzufangen, so bleischwer fühlte sich ihr Körper an.
    Ängstlich fühlte er ihren Puls. Endlich wurde er durch ein schwaches Pulsieren unter den Fingerspitzen belohnt.
    Mit seinem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn und blickte Jenny an. Ihr Gesicht war rot, und Schweiß perlte über ihre Schläfen. Harris verfluchte sich selbst, dass er sie gezwungen hatte, trotz der Hitze und der gnadenlos brütenden Sonne weiterzugehen.
    Er hob sie auf und schritt zum verkohlten Stamm eines großen toten Baumes. Sanft legte er sie auf den einzigen Streifen Schattens weit und breit. Mit zitternden Fingern löste er das Band ihres blauen Hutes und nahm ihn von ihrem feuchten, zerzausten Haar. Dann kramte er in seinem Ranzen nach der Wasserflasche, die sich erschreckend leicht anfühlte.
    Er ließ einige Tropfen Wasser auf ihre Lippen fallen und sah ermutigt, wie sie schluckte. Zwei dieser lästigen Fliegen ließen sich auf Jennys Gesicht nieder, und Harris scheuchte sie weg.
    Ein weiterer sparsamer Schluck von ihrem wertvollen Wasser verschwand in Jennys Kehle und noch einer.
    “Komm jetzt, Jenny.” Harris tätschelte ihre Wange. “Du hast deine kleine Rast gehabt. Es wird Zeit, dass du die Augen öffnest, ehe ich mir richtig Sorgen um dich mache.”
    Er spielte mit dem Gedanken, sie zu küssen. Solch unerfreuliche Empfindung würde sie rasch wieder zu sich bringen. Wie der Geruch von Riechsalz.
    Ehe er noch seiner Eingebung folgen konnte, stöhnte Jenny leise. Ihre Augenlider begannen sich zu bewegen.
    “Harris? Wo bin ich? Was ist geschehen?”
    Erleichterung überkam ihn. “Du bist in Ohnmacht gefallen, Jenny. Ich wünschte, ich könnte sagen, ich hätte dich aufgehoben und an

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