Die schottische Braut
Rundungen ihrer Brüste strich. Sein Mund gab ihre Lippen frei. Er küsste ihre Wange entlang bis zu ihrem Ohr, doch anstatt sie zu ermuntern, machte sie dies nur gereizter.
“Oh Janet”, flüsterte er mit erregter, heiserer Stimme. “Ich habe mich die vergangenen Wochen zurückgehalten, damit alles seine Ordnung hat. Doch heute Nacht, als ich sah, wie diese Männer Sie anblickten, kann ich nicht mehr länger an mich halten, meine Liebste.”
Die Spur seiner Küsse zog sich über ihren Nacken, die bloße Schulter hinab zu ihrem Dekolleté. Immer gewagter streichelte er sie, und es erschien ihr, als ergriff er triumphierend Besitz von ihr. Glaubte er, sie zum ersten Mal hier im Wohnzimmer verführen zu können, wo jederzeit Mrs Lyons oder eines der Mädchen eintreten konnte?
“Bitte, Roderick.” Jenny entzog sich ihm und wandte sich von ihm ab, als er erneut versuchte, sie zu küssen. Jenny war sich bewusst, dass Anstand nur eine Ausrede war. Sie wollte nicht, dass er sie berührte – würde sie es jemals ertragen? “Können wir nicht warten, bis …”
bis die Hölle friert
?
Mutig blickte sie ihm in die Augen. Was Jenny darin las, ließ sie erschrecken. Bezwingend und unbarmherzig sah er sie an. Er umfasste ihre Brüste so fest, dass sie vor Schmerz nach Atem rang.
“Du sollst deinen Willen haben”, zischte er. “Wie eine Dirne mit diesem Tölpel Chisholm übers Land ziehen und dann jüngferlich und anständig tun bei dem, der einen ehrbaren Anspruch auf dich hat.”
Sie wollte seiner ungerechten Anschuldigung widersprechen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Es war die Wahrheit. Sie hatte Harris weitaus größere Freiheiten erlaubt, als ihr Bräutigam gerade versucht hatte zu beanspruchen.
Erlaubt?
Sie hatte ihn eindeutig dazu ermutigt.
“Es tut mir leid, Roderick.” Müsste sie alle Tage ihrer Ehe damit verbringen, sich für irgendetwas zu entschuldigen?
Unvermittelt stand er vom Sofa auf und strich sich den Anzug glatt. “Es ist schon spät. Wir beide brauchen unseren Schlaf.”
“Ja, Roderick.” Sie erhob sich ebenfalls, um ihn zur Tür zu begleiten.
Er umfasste ihr Gesicht. Erleichtert atmete Jenny auf. Er wollte sich wohl für sein Verhalten entschuldigen.
Der Druck seiner Finger steigerte sich, bis Jenny dachte, dass ihr Kopf wie in einem Schraubstock zusammengedrückt würde.
Jetzt blickte er ihr tief in die Augen. “Morgen Nacht gehörst du mir, Janet. Dann wirst du mich nicht zurückweisen.”
So plötzlich, wie er Jenny gepackt hatte, gab er sie wieder frei, öffnete die Tür und schritt hindurch. Rasch schloss sie sie hinter ihm und ließ sich auf das Sofa sinken, bis ihr Herzschlag sich beruhigte und ihr Zittern nachließ. Dann machte sie sich fürs Bett fertig.
Vor dem Nachttisch sitzend, strich sich Jenny länger als sonst mit der Bürste durchs Haar. Morgen würde sie Roderick Douglas heiraten. Ihr Traum würde endlich wahr.
Die kostspieligen Speisen der Abendgesellschaft rumorten in ihrem Magen. Es ist völlig natürlich, dass eine Braut am Vorabend ihrer Hochzeit von Unruhe geplagt wird, sagte sie sich entschlossen. Sie war lediglich bange, dass die Zeremonie ruhig vorüberging.
Jenny bürstete weiter. Sie befürchtete, dass ihre Hände wieder zu zittern anfangen würden, wenn sie aufhörte. Gewiss war es nicht ungewöhnlich, wenn ein Mädchen ihre Hochzeitsnacht mit Unsicherheit erwartete … oder war es Besorgnis oder … blankes Entsetzen?
Ich werde mich an Rodericks Art gewöhnen, sind wir erst einmal eine Weile vermählt, versuchte Jenny sich zu ermutigen. Sie hatte hart daran gearbeitet, eine gute Frau zu sein. Sie würde ihr Zuhause ruhig und friedlich führen. Sanft würde sie sein hitziges Temperament mit weiblichem Einfluss besänftigen. Sie würde alles vermeiden, um ihm Anlass zu geben, sie grob zu behandeln. Mit der Zeit würde sie sich an seine Küsse und Berührungen gewöhnen und die treulosen Vergleiche mit Harris beenden.
Die Haarbürste entfiel Jennys Hand und schlug auf die Bodendielen auf.
Eilig hob sie sie wieder auf. Ihr Herz pochte aufgeregt. Wenn nun Mrs Lyons kam, um nachzusehen, woher der Lärm kam? Ängstlich untersuchte Jenny die silberne Rückseite der Bürste auf Kratzer. Roderick würde den unvorsichtigen Umgang mit den edlen Dingen, die er für sie kaufte, nicht dulden.
Jenny blickte zu dem breiten Himmelbett. Darin hatte sie, seit sie hierhergekommen war, keinen rechten Schlaf gefunden. Sie sollte eine gehorsame Frau sein und
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