Die schottische Braut
verhältnismäßig unbeschadet.
Mrs Lyons trat in das Schlafgemach, ohne anzuklopfen. “Die Köchin möchte wissen, ob Sie eine Schüssel mit Haferbrei möchten, um sich bis zu Ihrem Hochzeitsmahl ein wenig zu stärken. Dann sollten Sie essen, ehe Sie sich das Kleid anziehen.”
“Nein danke, Mrs Lyons. Ich bin nicht hungrig. Aufregung vor der Hochzeit, das ist alles.”
Die Haushälterin schnupfte verächtlich. “Aufregung? Warum sich aufregen, wenn man einen Mann in der Position des gnädigen Herrn heiratet. Sie sollten dafür Gott auf Knien danken.”
Jenny wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich mit dieser Frau zu streiten. Roderick hatte deutlich gemacht, dass Mrs Lyons die Autorität in seinem Haushalt war. Trotzdem konnte Jenny ihre Zunge nicht im Zaum halten.
“Wenn ich sicher wäre, Gott könnte mir zuhören, Mrs Lyons, dann
würde
ich ihm auf Knien danken, dessen können Sie gewiss sein.”
Die Frau warf ihr einen misstrauischen Blick zu, als wüsste sie, was Jenny damit sagen wollte, doch konnte sie keinen Affront in diesen Worten finden. “Sie werden Gott herausfordern, wenn Sie an Ihrem Hochzeitstag solch blasphemische Bemerkungen machen!”
Sie ging davon und murmelte dabei vor sich hin, wie kläglich es um Jennys Appetit stand und dass sich dies auf die Nachkommenschaft schlecht auswirken würde.
Bei dem Gedanken, einem Mann wie Roderick Douglas Kinder zu gebären, wurde es Jenny übel.
“Oh Mistress!” Marie behandelte das Hochzeitskleid, als wäre es ein heiliges Gewand. “
Elle est belle. Elle est très, très belle!”
Jenny zog das lavendelgraue Seidenkleid über den Kopf und ließ Marie die Knöpfe schließen. Sie erhaschte einen Blick von sich im Spiegel über dem Nachttisch. Ein blasses, gehetzt dreinblickendes Wesen sah ihr entgegen. Sackleinen wäre eine passendere Kleidung für das, was vor ihr lag.
Als sie die Treppe hinabstieg und in Rodericks Kutsche Platz nahm, konnte Jenny kaum gehen oder gar sprechen, so groß war die lähmende Furcht.
Der Tag war heiß und schwül. Die Bauern ernteten Kartoffeln. Der Karren eines Kesselflickers, beladen mit Eisenteilen, kam ihnen schwankend entgegen. Im Hafen lief ein Schiff aus Northumberland ein. Ein völlig normaler Alltag für jedermann auf der Welt. Nicht jedoch für Jenny. Es war ein schrecklicher Tag. Selbst das wäre noch nicht so schlimm gewesen, hätte sie sich nicht noch entsetzlichere Tage vorgestellt – oder Jahre, die vor ihr lagen.
Harris Chisholm stand am Bug der
St. Bride
und sah die Küste von Northumberland vorbeiziehen. Viel zu langsam für ihn. Seit die Bark bei Tagesanbruch ausgelaufen war, stand er da, als wollte er die atlantischen Winde zwingen, die Segel zu blähen, um ihn schneller nach Miramichi zu bringen.
Unwillkürlich griff er in die Tasche seiner Weste, um sicherzustellen, dass die Heiratslizenz noch immer da war. Nach der Verzweiflung, die ihn erfasst hatte, als er geglaubt hatte, Richibucto zu spät erreicht zu haben, versuchte er nun, die aufwallende Hoffnung an diesem Morgen zu unterdrücken.
Es war nicht leicht.
Tatsächlich schien es, als hätte der Allmächtige seine Hände im Spiel, als öffnete sich plötzlich ein Fenster, wo er sich vor einer unüberwindbaren Tür geglaubt hatte. Nachdem er Robert Jardine seinen Kummer erzählt hatte, hatte der Schiffsbauer mit hoffnungsvollen Neuigkeiten geantwortet.
“Sie sind nicht zu spät dran, Harris. Die
St. Bride
ist seetüchtig. Übermorgen sollten die Segel gesetzt werden, doch ich bin gewiss, wir können den Kapitän überreden, einen Tag früher aufzubrechen.”
“Das Schiff ist nur ein Teil der Angelegenheit, Robert. Ich brauche eine Genehmigung, damit Jenny und ich heiraten können. Es ist der einzige Weg, um sie Douglas’ Klauen zu entreißen.”
“Ich gehe selbst mit Ihnen zum Friedensrichter. Ich hoffe, er ist noch nicht zu Bett gegangen.” Der Werftbesitzer schüttelte den Kopf. “Ich muss Sie jedoch warnen, eine Hochzeitsgenehmigung ist nicht billig.”
“Unter meinen Sachen, die in Ihrem Haus sind, sollte auch etwas Geld sein, Robert. Da sind auch noch meine Bücher. Ich werde … sie Ihnen verkaufen, wenn Sie sie nehmen.”
“Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Unter uns, wir werden einen Weg finden, dass Sie das Geld zurückzahlen.”
Der alte Richter Weldon brummte ungehalten über die regelwidrige Ausstellung des Dokuments. “Sie wissen, junger Mann, diese Urkunde sollte bei der Zeremonie ausgestellt werden,
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