Die schottische Lady
Lebensart. Wilhelm der Eroberer drang nie ins Hochland vor. Sogar die schottischen Tiefländer halten uns für ein anderes Volk. Und in der Vergangenheit waren viele Frauen die Oberhäupter bedeutsamer Hochlandfamilien.«
Verächtlich runzelte Gawain die Stirn. »Dem Himmel sei Dank, dass wir dir zur Seite stehen, Mädchen.«
»Natürlich, und ich liebe euch alle, Onkel.«
»Oder brauchst du deine männlichen Verwandten nicht?«
»Das habe ich nie behauptet.«
»Trotzdem bekämpfst du mich unentwegt.- Und manchmal scheinst du zu vergessen, aus welchem Clan du stammst.«
Neue Schuldgefühle stiegen in ihr auf. Vergaß sie nicht in diesem Augenblick, wer sie war? David Douglas lebte, und das verschwieg sie ihren engsten Angehörigen. Aber - jemand hatte sie verfolgt und zu töten versucht. Sicher keiner ihrer Vettern und Onkeln ... Trotzdem konnte sie nicht über den Laird sprechen. Noch nicht.
»Eigentlich ist es unsinnig, über die Rechte von Männern und Frauen zu streiten«, meinte Alistair, »da doch Königin Victoria auf dem Thron sitzt und der arme Albert nur ein Prinz ist. « Obwohl sein Vater ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, fuhr er unbeirrt fort: »Und wie lange Königin Bess regiert hat!«
»Außerdem hatten wir hier unsere gute Königin Mary, die ihr Volk beinahe ins Verderben gestürzt hätte«, fügte Aidan trocken hinzu.
»Aber die schottische Königin Mary gebar immerhin den künftigen König James 1. von England, dessen Blut bis zum heutigen Tag in den Adern der königlichen Hoheiten fließt«, bemerkte Shawna. »Und ihr Leben wäre sicher etwas leichter gewesen, hätte - n nicht so viele Männer
hinter ihrem Rücken gegen sie intrigiert.«
Ihr Versuch, die angespannte Atmosphäre mit einem Scherz zu lockern, schlug fehl. Gawain starrte abweisend in ihre Richtung. Von Anfang an hatte sie gewusst, wie sehr es ihn ärgerte, dass sie den MacGinnis-Titel trug. Steckte mehr als Arger dahinter? Vielleicht ein abgrundtiefer Hass , der ihn sogar zu einem Mord treiben mochte?
Wenn sie starb, würde Gawain als ältester überlebender Bruder ihres Großvaters den Titel erben, dann Alaric und schließlich Alistair. Falls keiner der beiden Kinder zeugte, kämen Lowell und dann Aidan an die Reihe.
Um Himmels willen, was denke ich, ermahnte sie sich. Aber letzte Nacht war ihr ein Mann gefolgt, mit gezücktem Schwert, in mörderischer Absicht. David hatte ihr das Leben gerettet - und dann die Leiche ihre s Feindes beseitigt. Jedenfalls war der Tote verschwunden.
»Kommen wir wieder zur Sache«, seufzte Gawain. »Wir sollten die DouglasLändereien tatsächlich kaufen. Aidan, du musst unsere finanzielle Situation überprüfen und feststellen, welche Summe wir Andrew bieten können. Vielleicht braucht er Geld, um seine heidnische Familie zu bewaffnen. Dann hätten wir eine Chance. Und du, Alistair, überleg dir, wie wir ihm klarmachen können, dass er gut daran täte, seine Ländereien und alle damit verbundenen Probleme uns zu überlassen. Möglicherweise müssen wir einen Teil unseres Grundbesitzes verkaufen, um den erforderlichen Betrag zusammenzubringen. Darum wirst du dich kümmern, Alaric.«
»Aye, Vater«, stimmte Alaric zu .
»Wenigstens werden wir ihm die Ländereien abkaufen«, murmelte Shawna, »statt ihn zu ermorden. «
Drückendes Schweigen folgte diesen Worten.
Dann mahnte Gawain: »Hüte deine Zunge, Mädchen!«
»Und welche Aufgabe weißt du mir in deinem grandiosen Plan zu?« fragte sie spöttisch.
»Du wirst den Laird freundlich empfangen und dich als gute Gastgeberin erweisen.«
»Oh, welche Ehre!« fauchte sie. »Aber in geschäftlichen Dingen habe ich nichts zu sagen, oder?«
Beruhigend griff Aidan nach ihrer Hand. »Hältst du nichts von unserer Absicht, die DouglasLändereien zu kaufen?«
»Nun ja, ich ... «
»Dieses Land ist unser Leben. Und wie du weißt, zieht Andrew die Ranch seines Vaters in Amerika vor.«
»Das stimmt.« Nach einigem Zögern fuhr sie fort: »Also gut, versuchen wir die Ländereien zu kaufen.«
»Dann wäre alles geklärt«, seufzte Gawain zufrieden. »Gib mir die Platte mit dem Schmorbraten, Shawna.«
Verärgert über seinen gebieterischen Ton, war sie versucht, ihm den Gehorsam zu verweigern. Doch sie besann sich eines Besseren. Während ihre Verwandten herzhaft zugriffen, stocherte sie lustlos auf ihrem Teller herum. Dafür trank sie um so mehr Wein.
Aidan musterte sie besorgt. »Geht es dir nicht gut? Du bist so blass .«
»Wenn ihr mich
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