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Die schottische Lady

Die schottische Lady

Titel: Die schottische Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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wird die Arbeiter, beruhigen, wenn Sie den Schacht segnen.«
    »Aye«, erwiderte er skeptisch.
    Etwa sechzig Leute warteten auf den Beginn des Gottesdienstes. An Shawnas Seite standen Gawain, Alaric und Alistair, der ihr grinsend zuzwinkerte.
    »Bitte, fangen Sie an, Reverend!« drängte sie. Allmählich wurde die Menge unruhig.
    »Ahem!« räusperte er sich und hob die Hände zum Himmel empor. »Lasset uns beten, meine Lieben!« rief er und sank langsam auf die Knie.
    Alle folgten seinem Beispiel. Bevor Shawna die Augen schloss, um zu beten, sah sie ihren Großonkel Lowell und Vetter Aidan hinter den Bergmännern niederknien. Beide lächelten ihr ermutigend zu.
    Da sie im Castle MacGinnis wohnten, begegnete sie ihnen nur selten. Nun wünschte sie, auch sie wäre dort geblieben. Aber der alte Laird Douglas hatte Shawna gebeten, ins Castle Rock zu übersiedeln, denn von hier aus konnte sie die Ländereien besser verwalten. Gawain und seine beiden Söhne, Alistair und Alaric, waren ihr in die große Festung gefolgt.
    Wie hätte sie damals ahnen können, dass ihr eines Tages auch ein Geist folgen würde?
    »Herr im Himmel«, deklamierte Reverend Massey, »wir bitten dich, deine Kinder zu segnen, die hier auf Erden arbeiten, und auch das Bergwerk. In diesen Schächten verdienen sie ihren Lebensunterhalt. O himmlischer Vater, erhöre unser Gebet und sei uns gnädig! Steh allen Männern und Frauen und Kindern bei, bewahre sie vor Gefahren, gib ihnen ihr täglich Brot ... «
    Shawna hörte nur mit halbem Ohr zu, öffnete die Augen und begegnete Alistairs Blick. Als er belustigt grinste, runzelte sie warnend die Stirn, und er senkte den Kopf.
    Endlich verstummte das Gebet. Mark Menzies ging zu Shawna, um sich für ihre Mühe zu bedanken. »Nun werden die Leute mit Feuereifer ans Werk gehen. Der göttliche Segen hat sie eines Besseren belehrt. « Seufzend fügte er hinzu: »Aber ich wüsste zu gern, was diese Geräusche verursacht.«
    »Haben Sie selber was gehört, Mark?«
    Er wollte antworten, aber er schwieg, weil Gawain zu ihnen kam.
    »Guten Morgen, MacGinnis«, grüßte Mark höflich. »Ich habe der Lady nur für den Gottesdienst gedankt.«
    »Hoffentlich hat's was genützt.«
    »Ganz bestimmt. Vor allem, weil meine großzügige Herrin den Leuten ein paar freie Stunden schenkt.«
    »Aye, auch ich bewundere das weiche Herz meiner Nichte. « Gawains grimmiges Lächeln gab ihr deutlich zu verstehen, dass es ihre Pflicht gewesen wäre, solche Maßnahmen mit ihm zu besprechen.
    »Möchten Sie eine Tasse Tee trinken, Mylady Shawna?«
    Sie wandte sich zu der hübschen jungen Gena Anderson, deren Vater im Bergwerk arbeitete, und nahm eine dampfende Tasse entgegen. Zur Feier des Tages hatten die Frauen Biskuits gebacken, und Shawna nahm ein kleines Stück, das ihr angeboten wurde.
    Während sie an ihrem Tee nippte, schlang sich ein Arm um ihre Taille, und sie zuckte verwirrt zusammen.
    »Warum bist du denn so nervös, teure Kusine?« fragte Alistair grinsend. »Genieße doch die Roll e der edlen, -großmütigen Schloss herrin!«
    »Darüber solltest du nicht spotten. Wir sind für diese Menschen verantwortlich, und wir müssen uns um sie kümmern.«
    Plötzlich entdeckte sie eines der kleinen Kinder, die in den schmalsten Korridoren der Schächte arbeiteten. Sie wusste, wie die Kinder in den großen Städten Glasgow, London und sogar in New York ausgebeutet wurden, und es tat ihr in der Seele weh, wenn sie die Kleinen in die gefährlichen Stollen hinabsteigen sah. Erbittert hatte sie mit Großonkel Gawain diskutiert und durchgesetzt, dass sich die Kinder pro Tag nur ein paar Stunden abrackern mussten.
    Der kleine Bursche, den sie nun beobachtete, war einer ihrer Lieblinge. Obwohl er aus der Familie Anderson in Craig Rock stammte, floß offensichtlich auch MacGinnis-Blut in seinen Adern, denn er besaß das verräterische rabenschwarze Haar, die typischen hochgeschwungenen Brauen und die blauen Augen. Sie warf Alistair einen scharfen Blick zu. Einem Gerücht -zufolge hatte er die bildhübsche Gena Anderson verführt. »Ich glaube, auch du kümmerst dich rührend um gewisse Leute, lieber Vetter.«
    Lachend schüttelte Alistair den Kopf. »O ja, ich sehe dir an, was du denkst. Aber du irrst dich.«
    »Mylady!« rief Mark Menzies. »Würden Sie bitte kommen? Reverend Massey möchte ein besonderes Gebet für den linken Schacht sprechen.«
    »Natürlich«, stimmte sie zu.
    Nun tauchte Alaric, Alistairs älterer Bruder, an ihrer Seite

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