Die schottische Lady
Douglas, der älteste Sohn und Erbe des Laird Douglas von Castle Rock in Craig Rock«, beharrte David.
»Schön und gut, Mann, ich glaube Ihnen. Aber wenn Sie dem Tod entrinnen wollen, lassen Sie sich MacDonald nennen. Und versuchen Sie diese Brühe zu essen. Sie sollten sich stärken. Bald müssen Sie arbeiten.«
»Wer zum Teufel sind Sie, und warum kümmern Sie sich um mich?«
»Früher war ich Dr. James McGregor, und meine Praxis lag in der High Street von Glasgow«, erklärte der kleine Mann und grinste gequält. »Bevor die Geliebte eines bedeutsamen Mannes beschloss , ihr Baby abtreiben zu lassen, und mich aufsuchte. Als ich die Blutung stillen wollte, starb sie. Ihr einflussreicher Gönner brachte mich vor Gericht, und so wurde ich auf dieses Sträflingsschiff verfrachtet. «
»Also sind Sie ein Arzt.«
»Jetzt hält man mich für einen Mörder.«
»Und ich bin MacDonald?«
»Aye, wenn Sie vernünftig sind.«
»Kein übler Clan«, meinte David und zuckte die Achseln. »Und schwarze Schafe gibt's in den besten Familien. «
»Jedenfalls ist's ein anständiger Name, mit dem Sie leben können, bis Sie Ihren eigenen wieder annehmen.«
In der Tat. David hatte nur eine einzige Möglichkeit, sein Recht zu erzwingen - er durfte nicht sterben.
Eines Tages würde er nach Hause zurückkehren und herausfinden, wer den Mordversuch an ihm begangen und wen man an seiner Stelle begraben hatte. Dafür sollten die Schuldigen büßen. Vor allem Shawna ...
***
Plötzlich fuhr er aus dem Schlaf hoch. Nicht mehr in Gefangenschaft, nicht mehr an Bord des Schiffs ... Nein, er lag in seinem Bett auf Castle Rock. Und Shawna schlief am Boden vor dem Kamin.
Nicht nur der Rachedurst hatte ihn in all den qualvollen Jahren am Leben erhalten, sondern auch die Sehnsucht nach dieser Frau. In dunklen Nächten waren Erinnerungen zurückgekehrt - an ihre weiche Haut, das seidige Haar, den süßen Duft. Und jetzt ...
Er begehrte sie immer noch - obwohl ihm jene Leidenschaft zum Verhängnis geworden war.
Lautlos stieg er aus dem Bett, ging zu ihr und hob sie vom kalten Steinboden auf. Dann legte er sie behutsam aufs Bett, und weil die Versuchung übermächtig war, hauchte er einen Kuss auf ihre Lippen.
Welch ein Narr ich bin, dachte er und verließ das Zimmer auf demselben Weg, den er gekommen war.
Kapitel 8
Shawna saß im Büro und sah gewissenhaft die Rechnungsbücher beider Landgüter durch. Soweit sie es feststellen. konnte, war seit dem Tag, an dem man David Douglas - oder die verkohlte Leiche eines Unbekannten - begraben hatte, kein einziger Shilling veruntreut worden.
Seufzend schob sie die Bücher beiseite, stand auf und streckte sich. Dann schaute sie zur Balkontür. Wie in ihrem Schlafzimmer führten auch hier Stufen hinaus. Die Balkone boten eine gute Möglichkeit, die Festung zu verteidigen, sie waren aber niemals zu diesem Zweck benutzt worden. Zur Zeit der Feudalkriege hatten die äußeren Mauern allen Eindringlingen standgehalten.
Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie den Torbogen und hoffte, er würde ihr verraten, wie David in ihr Zimmer gelangt war. Seit sie am zweiten Morgen nach seiner Rückkehr die Augen wieder in ihrem Bett geöffnet hatte, waren drei Tage verstrichen. Bedrückende Tage. An jedem Abend hatte sie erwartet, er würde zu ihr kommen. Aber er ließ sich nicht blicken.
Trotzdem wusste sie, dass er zu später Stunde ins Schloss schlich. Sie fand subtile Spuren seiner Gegenwart. Einmal hatte ein Strauß wilder Blumen neben ihrem Kissen gelegen - und am zweiten Mo rgen ein ziseliertes keltisches Kreuz an einer dünnen Kette, sicher ein Familienerbstück der Douglas. Am dritten Morgen hatte sie auf der Truhe vor dem Bett ein feines seidenes Taschentuch und ein leeres Brandyglas entdeckt.
Was sollten diese Geschenke bedeuten? Beinahe fühlte sie sich versucht, alle ins Kaminfeuer zu werfen. David wollte sie vielleicht mit seinen Gaben herausfordern ... Wie auch immer, sie trug das Kreuz, die Blumen standen in einer Vase auf dem Nachttisch, und das Seidentuch steckte in ihrer Tasche.
Sie ärgerte sich, weil sie so nervös war und schlecht schlief - und nicht erwachte, wenn er auf mysteriösen Wegen ihr Zimmer betrat.
Vermutlich erforschte er auch das Büro, den Stall und das Bergwerk. Und sie nahm an, dass er sogar im Castle MacGinnis nach Belieben ein und aus ging, obwohl sie keine Geheimgänge in ihrem Vaterhaus kannte.
Aber was tat er? Was fand er heraus?
Einerseits fürchtete
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