Die schottische Lady
«
»Dann muss ich dich eben verführen«, unterbrach er sie und zog sie an sich. »Immer wieder.«
Diesmal legte er seine Kleider ab. Und nachdem er seine Verführungskunst bewiesen hatte, schlief- er nackt neben ihr. Sein warmer, starker Körper schützte sie vor der nächtlichen Kälte.
Kapitel 11
Natürlich war er am Morgen verschwunden, und Shawna atmete erleichtert auf. Während die Sonnenstrahlen das Zimmer allmählich erhellten, dachte sie über Davids letzten Besuch nach. Rache? Er wusste es nicht, aber er hatte sich schon vor Jahren an ihr gerächt. Am liebsten wäre sie gestorben, durch seinen >Tod< in tiefste Verzweiflung gestürzt. Was sie durchgemacht hatte, konnte er nicht einmal ahnen. Und jetzt? Weckte er ihre Sinnenlust nur, um Vergeltung zu üben und sein eigenes Verlangen zu stillen? Oder steckte mehr dahinter als körperliche Leidenschaft? Wie auch immer, sie würde nicht zugeben, was sie für ihn empfand.
Als es klopfte, stieg sie aus dem Bett und lauschte an der Tür. »Aye?«
»Shawna? Hier ist Mary Jane. Ich bringe dir frisches Wasser. Stimmt was nicht?«
Ehe sie den Riegel zurückschob, hob sie ihr Nachthemd vom Boden auf und schlüpfte hinein. Dann öffnete sie die Tür.
Die Zofe musterte sie prüfend. »Was ist nur los mit dir? Vor dieser Woche hast du deine Tür nie verriegelt.«
Scheinbar gleichmütig zuckte Shawna die Achseln. »Oh, ich wusste gar nicht, dass ich sie verschlossen hatte«, log sie.
Mary Jane stellte den Krug mit frischem Trinkwasser auf den Nachttisch. »Vielleicht bist du ein bisschen nervös. Die Nacht der Mondjungfrau wird bald hereinbrechen.«
»So wie, jedes Jahr«, bemerkte Shawna trocken.
»Aber diesmal kommst du mir etwas verwirrt vor. Vermutlich, weil Laird Douglas eingetroffen ist.«
»Mag sein ... « Etwas verwirrt? Welch eine Untertreibung! Mary Jane konnte allerdings nicht wissen, dass ein anderer Laird von den- Toten auferstanden war.
»Normalerweise setzt du dich mit Feuereifer für die Pflege alter Traditionen ein. Und ich hoffe, du vergisst auch diesmal nicht, wie wichtig das Fest ist. Jedenfalls werde ich dich dran erinnern ... O Shawna, schenk mir doch ein Lächeln!« bat Mary Jane und küsste sie auf die Wange.
Shawna lächelte gehorsam. »Beruhige dich, ich werde die Feier besonders schön gestalten. In diesem Jahr haben wir sogar Gäste. Das heißt, es sind keine Gäste, denn Skylar ist die Herrin des Hauses.«
»Unsinn, du wirst immer die Herrin bleiben.«
»Aber Skylar ist die Frau des Lairds, und deshalb müssen wir sie ebenso wie ihre Schwester in die Vorbereitungen für die bedeutsame Nacht einbeziehen.«
»Ja, gewiss . Nun lasse ich dich allein. Zieh dich an und tritt den Männern hocherhobenen Hauptes entgegen Verwandten und Neuankömmlingen.«
»Genau das habe ich vor.«
Als die Zofe hinausgegangen war, nahm Shawna ein Bad und kleidete sich an. Dann ging sie in die Halle hinunter, wo Andrew Douglas und ihre Familie bereits gefrühstückt hatten. Sie verbrachte den Vormittag mit Hawk, wie der Laird genannt werden wollte, ihren Großonkeln und Vettern im Büro. Dabei stellte sich heraus, wie gut die MacGinnis die Douglas-Interessen vertreten hatten. In allen Familienunternehmen waren Gewinne erzielt worden. Nach der Besprechung vereinbarten sie, dass sie sich zum Dinner in der Halle wiedersehen würden. Den Nachmittag wollte Hawk nutzen, um Skylar die Umgebung zu zeigen. Da Shawnas Verwandte das Kontor zuerst verließen, blieb sie allein mit ihm zurück. Sie saßen sich am Schreibtisch gegenüber.
»Falls du weißt, was geschehen ist, solltest du mich jetzt einweihen«, begann er ohne Umschweife. Der kalte Klang seiner Stimme erschreckte sie, wenn sie auch mit seiner Wut und Verachtung rechnete, seit er von ihrer Teilnahme an dem Komplott wusste.
Aber statt in Tränen auszubrechen, straffte sie die Schultern. »Und wenn ich mich weigere? Skalpierst du mich dann?«
»Eigentlich hätte ich eine vernünftigere Reaktion ' von dir erwartet«, erwiderte er und lehnte sich zurück.
»Ich weiß nicht, was damals passiert ist.«
»Solltest du David erneut betrügen, musst du nicht mich fürchten. «
»Ich weiß nichts über jene Ereignisse, und das ist die Wahrheit, die ich nicht ändern kann. Von seiner Rückkehr habe ich niemandem erzählt, obwohl ich meine eigene Familie hintergehe. Nacht für Nacht schleicht ein Toter in mein Zimmer, ohne meine Erlaubnis. Und ich schweige trotzdem.«
Plötzlich lächelte er.
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