Die schottische Lady
die Taverne kommen würde, schien Edwina nicht sonderlich zu beeindrucken.
Während sie hinter die Theke ging, um die Getränke einzuschenken, überlegte Shawna, ob die Frau von Gawains Interesse wußte. Hatte das etwas zu bedeuten? Wenn er den Wicca-Kult auch verteidigte, er war ein stolzer MacGinnis und Edwina eine einfache Bäuerin.
»Was für ein hübsches Lokal!« meinte Sabrina lächelnd.
»Sicher ein biss chen rustikal, verglichen mit den Restaurants, die du in Amerika kennst.«
Sabrina schüttelte den Kopf. »Vor kurzem war ich bei meiner Schwester in Dakota. Dagegen finde ich diese Taverne geradezu vornehm. Natürlich ist mein Schwager ein kultivierter Mann, aber die meisten Indianer sind ziemlich unzivilisiert.«
»Wenn du dich in Schottland wohler fühlst, solltest du hierbleiben ... « Abrupt verstummte Shawna, als sie Bruder Damian entdeckte, der an einem Ecktisch saß. Er prostete ihr mit seinem Ale zu, das zerfurchte Gesicht war von der dunklen Kapuze überschattet.
»Wer ist das?« fragte Sabrina. »Ein Dorfbewohner?«
»Nein, ein Besucher, über den ich mich mal geärgert habe.«
»Dieser harmlose Mönch?« Lächelnd schaute Sabrina zu ihm hinüber, und er nickte ihr zu.
»Myladies?« Edwina trat an den Tisch.
Verwirrt und ein wenig beklommen beobachtete Shawna, wie eindringlich die Frau - in Sabrinas Augen schaute. Manche Leute -behaupteten, Edwina sei nicht nur wegen ihrer Wicca-Praktiken eine Hexe. Sie besaß heilsame Kräfte und angeblich sogar das, >zweite Gesicht<. Schon oft hatte sie gewisse Ereignisse vorausgesagt, zum Beispiel die Geburt eines Kalbs oder ein Gewitter. Reverend Massey erklärte, Gottes Hand habe sie berührt. Obwohl er ihr mangelndes Interesse an der schottischen Kirche beklagte, diskutierte er gern mit ihr und bewunderte ihre Fähigkeiten. Aber manche Leute fürchteten ihr hellseherisches Talent. Glücklicherweise behielt sie viele Dinge, die sie in der Zukunft sah, für sich.
Nachdem sie die gefüllten Gläser auf den Tisch gestellt hatte, nippte Sabrina an ihrem Apfelwein. »Einfach köstlich! Aber ich hätte das Ale probieren sollen.«
»Für das Baby ist Apfelwein viel besser«, erwiderte Edwina. »Ich kannte viele schwangere Frauen, die zuviel Ale tranken, und dann brachten sie kranke Kinder zur Welt.«
»Edwina, das ist Miss Sabrina Connor«, mahnte Shawna und runzelte die Stirn. Dann sah sie, dass Sabrina leichenb lass geworden war.
»Oh, ich weiß nicht - ich weiß nicht, was ... « , stammelte die junge Amerikanerin.
Edwina schaute sich um und senkte dann ihre Stimme. »Wie Sie wünschen, Miss Connor. Aber Ihr Kind ist in Gefahr, ebenso wie Sie selbst, Mylady.«
»Edwina ... « , protestierte Shawna.
Doch die Frau ließ sich nicht beirren. »Neulich träumte ich von Laird David. Ich ging in die Douglas-Gruft, und da hämmerte er gegen den Sargdeckel und bat mich, ihn zu befreien. Als ich den Sarg öffnete, sah ich ihn auf der Leiche eines anderen Mannes liegen. Auch Sie kamen ins Gewölbe, Lady Shawna, und er forderte Sie auf, ihm zu helfen. )Ich lebe(, rief er, >und ich bin der Laird dieses Schlosses! Nun will ich nicht länger als Mordopfer hier liegen und verwesen! « Im Schatten der Gruft standen Leute, die seine Rückkehr aus dem Totenreich zu verhindern suchten. Und sie wünschten auch Ihren Tod, Lady Shawna ... « Sie unterbrach sich und wandte sich wieder zu Sabrina. »Manchmal verstehe ich meine eigenen Träume nicht. Aber Sie schweben ebenfalls in Gefahr, Miss Connor. Irgendwie hängt das alles zusammen. Und ich muss Sie warnen.«
Bedrückt blickte sich Shawna um. Wer mochte Edwina belauscht haben? Bruder Damian blieb in seiner Ecke sitzen und schaute herüber. Zu ihrer Bestürzung hatte Fergus an der Theke Platz genommen. Er grinste spöttisch. »Hast du das gehört, Evan?« fragte er und beugte sich zum Wirt hinüber. »Deine Kusine erzählt unserer hochwohlgeborenen Lady MacGinnis, David Douglas würde noch leben. « Nachdem er in schallendes Gelächter ausgebrochen war, fuhr er fort: » Lass die arme Lady in Ruhe, Edwina! Der Laird wollte sie angeblich heiraten. Stell dir mal vor, wie ihr zumute wäre, wenn sie mit einer verkohlten Leiche im Bett liegen müss te. «
»Fergus!« Wie Donnerhall drang der Ruf von der offenen Tür herüber, und Fergus beschattete seine Augen mit einer Hand, um sie vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen, das plötzlich hereinfiel.
»Ah, der Wilde«, flüsterte er dem Wirt zu.
Empört sprang Sabrina
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