Die schottische Lady
überrascht, Aidan. Oder willst du dich nur einer gewissen Verantwortung entziehen?«
»Wie diskret du dich ausdrückst, teure Kusine! Nein, ich bin nicht Dannys Vater. Und so hübsch ich die Anderson-Mädchen auch finde, ihr Vater ist ein Rüpel, dem ich lieber aus dem Weg gehe.«
»Das freut mich. « Shawna stand auf. »Über dieses interessante Gespräch haben wir Sabrina ganz vergessen, die immer noch vermisst wird.«
»Im Castle MacGinnis ist sie nicht«, wiederholte Aidan, griff nach der Hand, die sie ihm reichte, und ließ sich auf die Beine helfen. »Shawna, ich weiß, du vertrittst den Standpunkt, dass jeder so leben soll, wie's ihm passt . Die Presbyterianer müss ten die Katholiken und die Anhänger der anglikanischen Kirche akzeptieren - und umgekehrt. Wer den Wicca-Kult bevorzugt, darf ihn ungehindert ausüben. Aber vielleicht sind diese Praktiken nicht so harmlos, wie du glaubst, und die Hexen verbünden sich mit dem Teufel. Falls Edwinas Hexenzirkel das Mädchen entführt hat für irgendein Opferfest ... «
»Aidan! Wie kannst du so etwas denken!«
Unglücklich zuckte er die Achseln. »Wir feiern bald die Nacht der Mondjungfrau. Vielleicht steckt mehr hinter den alten Riten, als wir in den letzten Jahren annahmen.«
»Das glaubst du doch nicht im Ernst.«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, erwiderte er und schüttelte müde den Kopf. »Warum ist Sabrina spurlos verschwunden?«
Plötzlich wandte sie sich von ihrem Vetter ab. Es gab eine Spur. Doch davon wagte sie nicht zu sprechen.
In der Schloss kapelle war ihr Taschentuch gefunden worden - ein Tuch, das man ihr entwendet und in Chloroform getaucht hatte. Dieselbe Person, die in der Mine über sie hergefallen war, muss te Sabrina entführt haben.
»Hier geschehen seit einigen Tagen seltsame Dinge«, fuhr Aidan fort. »Der Einsturz im Schacht, der Junge, der im schmalen Stollen festsaß, wie durch ein Wunder ins Freie gelangte und erzählte, ein Tierchen habe ihn gerettet ... Dann die Ankunft des amerikanischen Lairds ... «
Die Ereignisse waren noch viel merkwürdiger, als er ahnte. Auf dem Grund des Sees lag ein Toter, mit Steinen beschwert - so wie viele Feinde der Hochländer jahrhundertelang in der Wassertiefe verschwunden waren. Und am seltsamsten - Lord David Douglas lebte, versteckte sich innerhalb der Festungsmauern oder in den Höhlen. Vor fünf Jahren hatte man ihn zu töten versucht. Aber ein anderer war verbrannt und der Laird dem Flammentod auf wundersame Weise entronnen ...
Es gab viel zu viele Geheimnisse, die Shawna ihren Verwandten vorenthielt, doch sie hatte keine Wahl. »Irgend etwas ist Sabrina zugestoßen, und wir müssen sie finden.«
»Vielleicht hat sie sich in einen hübschen Schotten verliebt und ist mit ihm durchgebrannt.«
»Nicht Sabrina.«
»Jede Frau kann der Sinnenlust erliegen.«
Bei diesen Worten warf er Shawna einen durchdringenden Blick zu, der ihr das Blut in die Wangen trieb. Nur David und sie selbst kannten Sabrinas Probleme. Und sie wußte, dass die junge Frau nicht leichtfertig davongerannt war. »Holen wir deinen Vater, und reiten wir zum Castle Rock zurück.«
»Wie du willst, Lady MacGinnis.« Aidan verneigte sich, und sekundenlang hatte sie- Angst vor ihrem Vetter. Vor ihrem eigenen Fleisch und Blut.
»Offenbar gibt es viel mehr Tunnels, als ich dachte.« David hatte seinen Bruder in der Mine an der Einsturzstelle erwartet. Hier war der Schacht mit Seilen abgesperrt, damit sich die Arbeiter nicht in die Gefahrenzone wagten. »Durch diese Höhle brachte ich damals den kleinen jungen ins Freie.« Er zeigte in eine Öffnung hinab. »Sie war überflutet, und wir muss ten schwimmen. Glücklicherweise hielt sich Danny genau an meine Instruktionen. Ein kluger Bursche. «
»Kein Wunder«, meinte Hawk, der neben ihm kniete und in die Tiefe starrte. »Er sieht wie ein MacGinnis aus.«
»Aye, das stimmt. Wahrscheinlich hält Shawna einen ihrer Vettern für Dannys Vater, und deshalb holte sie den Jungen zu sich ins Schloss . Ich bin froh, dass er nicht mehr im Bergwerk arbeitet und in Sicherheit ist.«
»Glaubst du, im Castle Rock würden keine Gefahren lauern?« fragte Hawk, in tiefer Sorge um seine vermisste Schwägerin.
»Ich habe zu fast allen Räumen Zugang. Und es gibt Gucklöcher in den Außenmauern, durch die man am Ende einiger unterirdischer Gänge spähen kann. Also sehe und höre ich, was in der Festung geschieht. Wer immer unsere Familie beseitigen will, versucht den
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