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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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waren.
    Connor war von sich selbst überrascht. Nie hätte er gedacht, dass er sich diese Freizügigkeit erlauben würde. Gewiss, er hatte seine Erfahrungen mit Frauen gemacht, aber er hatte niemals … Er dachte an Konstantinopel, an seine heimliche Affäre mit Fatma, der Lieblingstochter von Sultan Felis el Bey. Das war etwas anderes gewesen. Erstens war Connor noch viel jünger gewesen, und zweitens … Er lächelte, als er daran dachte. Die arabischen Frauen mochten zwar bewacht in einem Harem leben, aber sie waren viel selbstbewusster, was ihre Rolle in der Gesellschaft anging, als die Frauen in Schottland. Damals war er überrascht und fasziniert von der überlegenen Bildung und Kultur der Araber gewesen, vor allem aber von dem Stolz und der Selbstverständlichkeit, mit der die Frauen ihre Rolle in der Gesellschaft ausfüllten. Er lächelte. Juliet würde sehr gut dort hinpassen, dachte er. Allerdings bezweifelte er, dass sie eine einzige Frau neben sich dulden würde, geschweige denn einen ganzen Harem, selbst wenn sie dort die Hauptfrau und unbestrittene Herrin wäre.
    Er senkte den Kopf und drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. Aber hier in Schottland … Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, dass er Aylinns Wunsch, sich mit ihr zu vereinen, mit der Erklärung abgeschlagen hatte, dass er ihren Ruf nicht ruinieren wollte. Bevor sie nicht verheiratet wären, würde er sie niemals auch nur berühren. Und jetzt, bei Juliet …
    Er hatte schon in ihrer ersten Nacht gewusst, dass er diese Frau haben wollte, ganz und gar, auch vor Gott und den Menschen. Aber bevor er ihr einen Heiratsantrag hatte machen können, war er zum Vogelfreien erklärt und aller Rechte beraubt worden. Der König hatte ihm zwar seine Ehre und seinen Namen zurückgegeben, aber der Verlust seines Bruders Hamish und die Gefangennahme seiner Mutter durch Sir Rupert, die wohl eher eine Rettung vor Robert Stewarts und des Herzogs Mordplänen gewesen war, ließen ihm keine Ruhe. Lady Elizabeth und Rianna befanden sich ebenso wie Sir Archibald von Grant, dessen Frau Lady Hether und ihr Sohn William in der Abtei. Connor hatte sich um seine trauernde Mutter und Schwester gekümmert, während Juliet von der Königin in Beschlag genommen worden war.
    Zudem machte er sich Vorwürfe wegen des Todes seines Bruders. Er fragte sich ein ums andere Mal, ob er seinen Tod nicht hätte verhindern oder ob er Hamishs Vorhaben vielleicht hätte vereiteln können. Es dauerte nie lange, bis sich seine Gedanken um den Mann drehten, der Hamishs Tod letztlich zu verantworten hatte. Herzog Argyll von Albany.
    Connor wurde von einem unbändigen Zorn gegen den Herzog gequält, vor dem er nur in Juliets Armen Linderung zu finden schien, der ihn jedoch schon frühmorgens aus dem zumeist unruhigen Schlaf riss. Er wollte Juliet nicht wecken, wenn er sich unruhig auf den Laken wälzte, deshalb war er aufgestanden und auf den Balkon getreten.
    Dort beobachtete er das Aufziehen des Morgengrauens und dachte über die Worte des zukünftigen Königs nach. Jakob hatte Connor gleich nach seiner Ankunft in der Abtei von Scone in seinen Privatgemächern empfangen. Außer Connor waren nur Joan Beaufort und Juliet anwesend gewesen.
    Jakob hatte sich noch einmal für Connors Heldentat bei seiner Ankunft in Leith bedankt und ihn gebeten, sich zu überlegen, wie er sich dafür erkenntlich zeigen könnte. Auf Connors Frage, was mit dem Onkel des Königs, Robert Stewart, und dem Herzog von Albany geschehen werde, hatte Jakob ihn zunächst nur schweigend gemustert. »Mein Onkel«, antwortete er schließlich, »wird sich vor dem Rat in Perth verantworten, dem …«, er lächelte unmerklich, »ich nach meiner Krönung vorsitzen werde.« Er hatte den Kopf geschüttelt. »Schottland braucht Frieden, damit es gedeihen kann. Wir haben schon viel zu lange Krieg geführt. Das Land ist geschwächt, und Intrigen irgendwelcher Adliger, denen es nach Macht gelüstet, kann es nicht gebrauchen.« Er seufzte. »Es ist eine schwere Entscheidung, aber ich fürchte, ich werde an meinem Onkel ein Exempel statuieren, das alle abschrecken wird, die glauben, sie könnten Schottland unter einem schwachen König weiter ausbeuten.«
    Connor hatte ernst genickt. »Und Albany?«, hatte er gefragt.
    Der König hatte ihn scharf angesehen. »Der Herzog«, er betonte den Titel nachdrücklich, »ist ein sehr mächtiger Mann. Seinen Worten zufolge hat er von Robert Stewarts Plänen nichts gewusst und war ebenso

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