Die schottische Rose
Euren Diensten. Legt die Waffen nieder, Stewart. Ihr und Eure Männer. Sofort!«
Einen Atemzug lang geschah nichts, dann ertönte eine näselnde, kalte Stimme. »Packt diesen Mann, sage ich! Ergreift Stewart und setzt ihn fest, auf dass die Gerichte über ihn entscheiden!«
Connor fuhr ebenso überrascht herum wie die anderen, als er die Stimme erkannte. Sie gehörte dem Herzog von Albany!
Doch Connors Verblüffung war nichts im Vergleich zu dem Zorn Robert Stewarts, als sich Soldaten des Herzogs auf ihn stürzten, ihn entwaffneten und festhielten.
»Verzeiht, Sire!« Der Herzog näherte sich dem König. Von seiner überheblichen Haltung war nichts mehr zu sehen. Unterwürfig trat er näher und buckelte förmlich, als er vor Jakob trat.
»Wir wurden arglistig getäuscht, Sire, von diesem …«
»Hundsfott! Schwein! Ihr mieser …«
»Bringt ihn zum Schweigen!«, fuhr der Herzog hoch, aber Jakob hob gebieterisch die Hand.
»Halt!«, befahl er, als ein Leutnant des Herzogs seinen Dolch zückte und ihn Robert an den Hals setzte. Dann schritt er durch die ihn umringenden Clansleute, die gehorsam eine Gasse für ihn öffneten. Vor dem Herzog blieb Jakob stehen und sah verächtlich auf ihn herab. »Arglistig, das will ich Euch gern zugestehen, Herzog«, sagte er kalt. »Aber wurdet Ihr auch getäuscht?«
Er hob den Blick und sah Connor und Sir Rupert an. »Endlich ein Stewart, dessen Anblick mich erfreut«, sagte er dann. »Ich übergebe Euch meinen Onkel, den ehemaligen Statthalter Schottlands. Sorgt dafür, dass es ihm an nichts mangelt. Im Gefängnis. Dort soll er bleiben, bis das Urteil über ihn gefällt ist.«
Er kümmerte sich nicht um die wüsten Beschimpfungen, die Robert Stewart ausstieß, als kräftige Fäuste ihn packten und ihn wegzerrten, sondern ging zu der Stelle, an der seine Frau, Juliet, Aylinn und Sir Archibald warteten. Er nahm Joans Hand, nickte Juliet und Sir Archibald zu, streifte Aylinn mit einem prüfenden Blick und drehte sich dann mit seiner Frau am Arm zu Connor herum.
»Es sieht so aus«, sagte er, als Connor den Kopf senkte und auf ein Knie ging, »als hätte ich mir selbst den größten Gefallen getan, als ich auf meine Frau und ihre Kusine hörte und Euch begnadigte, McPherson«, sagte er und lächelte. »Damit stehe ich in Eurer Schuld.«
»Sire …«
Jakob hob die Hand. »Wartet, Highlander. Auch wenn es Euch unangenehm zu sein scheint, wenn ein König in Eurer Schuld steht, würdet Ihr mir vielleicht dennoch das Vergnügen bereiten, mich mit Euren Leuten zur Abtei von Scone zu begleiten. Der Erzbischof von Edinburgh wurde von meiner Ankunft verständigt und wird morgen dort eintreffen, damit die Krönungszeremonie in der vorgeschriebenen Weise und ohne weitere Verzögerung stattfinden kann. Danach begeben wir uns zu den weiteren Feierlichkeiten in meinen Palast nach Perth.« Er sah zu dem Herzog hinüber, der immer noch demütig gebückt neben seiner Leibgarde stand. »Ich würde es begrüßen, Herzog, wenn Ihr Euch dort ebenfalls einfinden würdet.« Sein Blick streifte die Soldaten des Herzogs. »Allerdings mit kleinerem Gefolge, wenn’s beliebt.«
Dann drehte sich Jakob zu den Menschen herum, deren Verwirrung Begeisterung gewichen war und die jetzt in ohrenbetäubenden Jubel ausbrachen, und winkte. Er beugte sich zu Connor herunter und zog ihn am Arm hoch.
»Und dann, Connor McPherson, werden wir überlegen, wie ich Euch diese Schuld zurückzahlen kann. Ein König bleibt nicht gern etwas schuldig.« Er deutete mit einem Nicken auf Robert Stewart, der soeben von Sir Rupert und einigen Bewaffneten vom Dock geführt wurde, und maß den bleichen Herzog mit einem verächtlichen Lächeln. »Niemandem«, fuhr er dann fort und sah Connor wieder in die Augen. »Schon gar nicht seinem Retter.«
[home]
21. Kapitel
M mh …« Juliet rekelte sich schlaftrunken. Das Erste, was sie spürte, war das leichte Brennen auf ihren Lippen, die noch von den leidenschaftlichen Küssen geschwollen waren, mit denen Connor sie letzte Nacht liebkost hatte. Sie fühlte sich zufrieden und matt, und ihr ganzer Körper schien noch im Nachhall des Liebesspiels zu summen, das sie bis in die frühen Morgenstunden wach gehalten hatte. Juliet lächelte und streckte mit geschlossenen Augen die Hand neben sich aus. Als ihre Finger über das leere, noch warme Laken neben ihr glitten, schlug sie die Augen auf und blinzelte. Es war bereits heller Tag, und die Sonne fiel durch die geöffneten Läden ihres
Weitere Kostenlose Bücher