Die schottische Rose
überrascht wie ich, dass mein Onkel mich bei meiner Ankunft plötzlich ermorden wollte.« Keine Regung zeigte sich in seinem aristokratischen Gesicht, aber er blähte die Nasenflügel, als er fortfuhr: »Mir bleibt nichts übrig, als ihn beim Wort zu nehmen. Sir Rupert von Atholl hat sich zwar geweigert, für die guten Absichten des Herzogs zu bürgen …«, er lächelte unmerklich, »was recht mutig von dem jungen Mann ist. Aber weder ihm noch der Tochter des Herzogs, Aylinn von Albany, konnten wir Informationen entlocken, die eine Mittäterschaft Argyll von Albanys bewiesen hätten. Und auch wenn es so klar wie der helle Tag ist, dass er von den Plänen meines Onkels gewusst und sie möglicherweise sogar gefördert hat, ich habe keine Beweise.« Jakob hatte die Hände gespreizt. »Und ohne Beweise …« Er schüttelte wieder den Kopf. »Argyll ist ein Edelmann und Herzog von englischen Gnaden, Connor McPherson. Mir ist klar«, er sah zu seiner Gemahlin und Juliet hinüber, die dem Gespräch bislang schweigend gefolgt waren, »dass Ihr ihn für den Tod Eures Bruders verantwortlich macht.« Er seufzte. »Aber ich muss Euch raten, von einer Blutrache Abstand zu nehmen. Ich wäre gezwungen, einen Mord an einem so hohen Edelmann unnachsichtig zu verfolgen. Ebenso wie ich gezwungen bin, die Unschuld des Herzogs anzunehmen. Der englische König ist Schottland ganz gewiss nicht wohlgesonnen, wie Ihr selbst ja wohl aus Euren Erfahrungen in Vernuil und anderswo schließen könnt. Es wäre ihm gewiss ein wunderbarer Vorwand, wenn er sich genötigt fühlte, nach Schottland einzumarschieren, um Sühne für einen unschuldig abgeschlachteten, guten Freund der englischen Krone zu verlangen. Wir haben im Moment einen brüchigen Waffenstillstand, und ich möchte und kann ihn nicht wegen einer Blutfehde riskieren. Etwas anderes wäre es natürlich, wenn Ihr selbst adlig wäret. Dann könntet Ihr Genugtuung von Albany verlangen und ihn zu einem Toast herausfordern. Aber Ihr seid ein Chieftain und ein Clanchief. Das ist zwar nicht wenig, versteht mich nicht falsch, aber es ist auch nicht genug.«
Connor seufzte, als er auf dem Balkon stand, an die Worte des Königs dachte und Juliet an sich drückte. Vielleicht genügte es nicht, um Albany zur Rechenschaft für all das Böse zu ziehen, das er angerichtet hatte. Aber es genügte gewiss für etwas anderes, viel Wichtigeres.
Er bog seinen Kopf etwas zurück, legte seinen Finger unter Juliets Kinn und hob ihr Gesicht leicht an.
Eine Woge von Zärtlichkeit überflutete ihn, als er die bedingungslose Liebe in ihrem Blick erkannte. Zärtlichkeit und noch etwas anderes.
Das Kribbeln in seinen Lenden verstärkte sich, und er spürte, wie das Verlangen nach dieser Frau ihn aufs Neue durchströmte.
»Ich liebe dich«, flüsterte er, senkte den Kopf und küsste Juliet leicht auf die Stirn. »Ich liebe dich und ich will dich …«
Juliet hatte die Augen geschlossen und seufzte glücklich. Sie schmiegte sich enger an ihn und fuhr zusammen, als sie seine Erregung spürte. Sie fühlte die Umrisse seiner harten Männlichkeit durch den dünnen Stoff ihres seidenen Umhangs, und fast augenblicklich breitete sich diese flüssige Hitze in ihr aus, die seine Berührungen stets auszulösen schienen. Sie lächelte, ein sinnliches Lächeln, und sie drückte unwillkürlich ihren Schoß gegen seine Lenden. Es war einfach unglaublich. Obwohl sie sich in der letzten Nacht lange und genüsslich geliebt hatten, bis sie beide schließlich atemlos nebeneinander auf den Laken gelegen und sich wortlos angesehen hatten, war sie schon wieder bereit für ihn.
»Ich liebe dich«, unterbrach sie ihn murmelnd, bevor er seinen Satz zu Ende sprechen konnte, schlang ihren Arm um seinen Hals und zog seinen Kopf zu sich herunter. »Und ich will dich auch!«
Dann drückte sie ihre Lippen auf seinen Mund, und alles, was Connor noch hatte sagen wollen, wurde von der Leidenschaft hinweggespült. Connor stöhnte leise an ihren Lippen, hob sie auf die Arme und trug sie auf das Bett. Behutsam, ohne den Kuss zu unterbrechen, legte er Juliet auf die zerwühlten Laken und schob ihr den Umhang von den nackten, zarten Schultern. Er hob den Kopf und unterbrach den Kuss, was Juliet mit einem protestierenden Seufzen kommentierte. Doch Connor streifte sich nur das Leinenhemd über den Kopf, warf es achtlos zu Boden und stützte sich dann mit den Armen neben ihrem Kopf ab. Eine Sekunde sahen sie sich tief in die Augen, bevor Connor
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