Die schottische Rose
vor ihr erhob sich der hohe, im Licht der untergehenden Sonne rötlich schimmernde Burgfried von Mandrake Manor in den Himmel.
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7. Kapitel
S ieh an! Hoher Besuch!«
Connor McPherson rührte sich nicht, als sein Freund Buffon O’Dermick neben ihn trat, kräftig ausspuckte und mit zusammengekniffenen Augen die beiden Kutschen anstarrte, die in den Burghof rollten und vor der breiten Freitreppe zum Mittelteil des Frieds, in dem die Große Halle lag, zum Stehen kamen.
Zwei Kutschen? Nein, verbesserte sich Connor. Es war eine Kutsche, die des Herzogs von Albany. Und … Sein Herz schlug plötzlich schneller, als er das andere Vehikel erkannte, den offenbar hastig umgebauten Viehkarren, der diesmal nicht von Ochsen, sondern von Pferden gezogen wurde und jetzt hinter der Herzogskutsche ebenfalls anhielt.
Connor hatte diesen Karren bereits einmal gesehen, auch wenn er damals dafür kaum einen Blick übriggehabt hatte …
Er ließ sich nichts anmerken, als er gegen die tiefstehende Sonne die Augen zusammenkniff und aus den Augenwinkeln den Karren beobachtete, während seine vordergründige Aufmerksamkeit der Kutsche des Herzogs galt.
Auf sein knappes Nicken hin traten zwei Stallburschen zu den Pferden und hielten sie fest, während der Kutscher abstieg und die beiden Kutschjungen von ihrem Tritt hinter der Kutsche sprangen und zum Schlag liefen, um ihn mit einer respektvollen Verbeugung zu öffnen. Der dritte Reiter, der nicht die Farben des Herzogs trug, sondern ein schlichtes, gepolstertes Wams, ein ebenso schlichtes Bonnet und ein langes Rapier am Gürtel, schwang sich vom Pferd und blieb abwartend hinter der Kutsche stehen, während er zum Balkon hinaufsah. Als er Connors ansichtig wurde, schien er eine Verbeugung anzudeuten, bevor er eine Hand auf den Hals seines Pferdes legte.
Connor spürte, wie sich hinter ihm und Buffon seine Gefährten aufbauten. Auch die anderen Chieftains gesellten sich zu ihnen auf den Balkon, der die Treppe krönte, und einige traten ein paar Stufen hinunter, um sich auf die steinerne Brüstung zu lehnen und das Schauspiel zu beobachten.
MacKenzie warf Connor einen scharfen Blick zu, doch der zuckte nur gelassen mit den Schultern. Er wusste selbst, dass er diesen Besuch ernst nehmen musste. Auch konnte er sich denken, was der Herzog von ihm wollte. Überrascht stellte er fest, dass Argyll von Albany nur von zwei Lakaien und zwei Berittenen seiner Leibwache sowie einem ihm unbekannten Edelmann zu Pferde begleitet wurde. Es waren keine Soldaten zu sehen, was Hamish, der aus dem Nordturm herbeigeeilt war, wohl gehofft hatte, dem Ausdruck der Enttäuschung auf seinem geröteten Gesicht nach zu urteilen.
Der Junge muss wirklich noch eine Menge lernen, dachte Connor bedauernd. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass der Herzog seine Kompanie kurz vor Mandrake Manor im Wald zurückgelassen hatte, von wo er sie hierher beordern konnte, falls ihm das, was ihn hier erwartete, nicht gefiel. Allerdings hätten die Turmwachen, die Connor über die Ankunft der beiden Kutschen informiert hatten, ihm das sicherlich gemeldet.
Connors Aufmerksamkeit richtete sich wieder ganz auf den zweiten Wagen. Dessen Kutscher und der Soldat in den Farben der Grants waren ebenfalls abgesprungen und gingen jetzt zum hinteren Ende des Vehikels, um die Klappe zu öffnen. Connor glaubte, hinter dem Vorhang des grob in die Seite des Fahrzeugs gehauenen Fensters ein Gesicht gesehen zu haben, aber er war sich nicht ganz sicher, geschweige denn, dass er es erkannt hätte.
Jedenfalls trugen die Männer die Farben der Grants. Interessant. Hätte Sir Archibald von Grant sich die Ehre gegeben, auf Mandrake Manor zu erscheinen, hätte er das gewiss zu Pferde und mit einer stolz wehenden Fahne getan, nicht in einem … umgebauten Schweinekarren!
Connor lächelte leicht, als die schwere Klappe des Vehikels sich öffnete und mit einem vernehmlichen Rumms auf die Pflastersteine knallte, der das ganze Gefährt erschütterte, was ein ebenso vernehmlicher wie missbilligender Ausruf einer weiblichen Stimme kommentierte. »Pass doch auf, Kerl!«
Connor glaubte diese Stimme zu kennen, aber da wurde er von einer Bewegung an der Kutsche des Herzogs abgelenkt. Der Herzog hatte gewartet, bis sein Lakai einen Tritt an die offene Tür gestellt hatte, war ausgestiegen und wurde jetzt von Hamish eifrig begrüßt.
Ein zweiter Lakai streckte die Hand zu einer Person aus, die sich noch in der Kutsche befand.
Buffon O’Dermick
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