Die schottische Rose
stieß einen leisen Pfiff aus. »Bei meiner Laute«, zischte er. »Ich liebe Schottland!«
Seine Gefährten starrten ehrfürchtig auf die junge Frau, die jetzt graziös aus der Kutsche gestiegen war. Ihr kupferrotes Haar leuchtete in der Abendsonne und strahlte mit ihrem dunkelroten Reisekostüm um die Wette. Hamish eilte zu ihr und küsste ihr mit einer tiefen Verbeugung die Hand.
Doch die Frau achtete kaum auf ihn, sondern blickte zum Balkon hinauf.
Connor sog scharf die Luft ein. Das konnte doch nicht wahr sein! »Das ist …«, flüsterte er, kam jedoch nicht dazu, seinen Satz zu beenden.
»… die schönste Frau, die ich je gesehen habe«, beendete Buffon O’Dermick ergriffen Connors Satz und riss sich die schwarze Samtmütze vom Kopf. »Mit ihr hast du …? Meine Hochachtung, werter O’Connor, steigt ebenso ins Unendliche, wie sich gerade mein Schaft in den Himmel …« Er brach ab, als er bemerkte, dass Connor gar nicht mehr in Richtung der rothaarigen Schönheit sah, die jetzt neben den Herzog trat und ihren Arm unter seinen schlang.
»Was …?«
Buffon kniff die Augen zusammen, als er Connors Blick folgte, der auf den … Bei St. Patrick, es war tatsächlich ein Schweinekarren, aus dem zwei Frauen gestiegen waren. Ihr Auftritt war weit weniger pompös als der des Herzogs und seiner Tochter, aber Connor schien nur Augen für die beiden Frauen zu haben, die jetzt unsicher auf dem Burghof stehen blieben.
Buffon musterte die Kleinere der beiden und grinste plötzlich, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Die Frau war nicht zu verachten, wenn sie auch eine ganz anders geartete Schönheit war als die kühle, rothaarige Aylinn von Albany. Diese hier trug ein braunes Reisekostüm, das trotz seiner Schlichtheit, was das auch in der Mode geschulte Auge des Ollaven selbst aus der Entfernung mit einem Blick erkannte, perfekt auf ihrem offenbar sehr wohlgeformten Körper saß. Ihr dunkelblondes, glattes Haar fiel bis auf ihre Schultern, sie hatte ihr Kinn trotzig hochgereckt, ein sehr hübsches Kinn, das sogar, wenn Buffon sich nicht täuschte, ein Grübchen aufwies, und ihre Nase … Buffon seufzte. Welch eine hinreißende, kecke kleine Nase! Ihr Teint war von einem makellosen Weiß, nur ihre Wangen schimmerten in einem Rosa, das eindeutig natürlichen Ursprungs war. Buffon war hingerissen. Vor allem, als er bemerkte, dass ihr Blick ihn ziemlich ungeniert musterte. Unwillkürlich warf sich Buffon etwas mehr in die Brust und war froh, dass er sein farbenfrohes, mit einem Blumenmuster besticktes Wams angezogen und seine beste Mütze aufgesetzt hatte. Tatsächlich, eine bemerkenswerte Frau, dachte er. Connor hat einen ausgezeichneten Geschmack, fürwahr! Aber … Wieso sieht sie mich so an …?
Er stellte sich diese junge Frau in einem Weiher vor, so wie sein Freund sie ihm beschrieben hatte. Das heißt, er versuchte es, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Er sah Connor verwirrt an und bemerkte erst jetzt, dass dessen Blick wie gebannt auf die größere der beiden Frauen gerichtet war.
Buffon sah genauer hin. Aber natürlich! Ihm wurde sein Irrtum sofort klar, als er das dunkelbraune Haar der Frau bemerkte, das unter ihrem weichen Hut in der Sonne warm schimmerte und in vollen, federnden Locken um ihren schmalen Kopf fiel. Sie trug ein schlichtes, aber perfekt geschnittenes dunkelgrünes Kostüm, das wunderbar mit ihrem Haar und dem Honigton ihrer Haut harmonierte. Sie hielt den Kopf zwar nicht ganz so hoch wie ihre Gefährtin, aber in dem Schwung ihres schmalen Halses und dem energischen, etwas vorgeschobenen Kinn drückten sich Entschlossenheit aus und Willenskraft. Das unterstrichen noch ihre straffen Schultern und die seitlich leicht angewinkelten Arme. Ihre ganze Haltung wirkte selbstsicher, entschlossen, ja fast königlich und …
All diese Erhabenheit verpuffte mit einem Schlag, als ihr Blick auf Connor fiel. Buffon glaubte, ein Feuer in ihren Augen aufflammen zu sehen, im nächsten Moment überzog ihre Wangen und ihren Hals bis in das schickliche, angedeutete Dekolleté ihrer Jacke eine flammende Röte. Sie ballte ihre behandschuhten Hände zu Fäusten und schien einen Moment sogar zu schwanken.
Buffon sah zwischen ihr und Connor hin und her. Sein Freund stand nach wie vor da wie vom Donner gerührt. Buffon konnte Connors Anspannung beinahe spüren, hütete sich jedoch, etwas zu sagen.
Das war sie, kein Zweifel, die Nymphe vom Teich, von der Connor ihm auf dem Weg nach
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