Die schottische Rose
berechnenden Augen verfolgt hatte.
»Durchlaucht.« Connor blieb auf der vorletzten Stufe stehen und musterte den Mann aufmerksam, der so viel Einfluss auf seinen Vater und Hamish hatte, auf seine Familie und seine Freunde und der zweifellos einer der mächtigsten Männer Schottlands war. Und einer der gefährlichsten. »Willkommen. Welche … Überraschung«, fuhr er fort und warf seinem Bruder, der dem Herzog wie ein Hündchen gefolgt war und jetzt neben ihm stand, einen kurzen Blick zu, »Ihr trefft zwar ein wenig spät ein, denn unsere Feier hat bereits begonnen. Aber Ihr seid natürlich dennoch eingeladen.« Mit diesen Worten trat er zur Seite und machte eine knappe, einladende Bewegung mit dem Arm. »Bitte, kommt hinauf.«
In Argyll von Albanys blauen Augen flammte kurz der Zorn über Connors kühle und nicht gerade unterwürfige Begrüßung auf, aber er hatte sich rasch wieder in der Gewalt. »Nun«, näselte er, »es ist wohl weniger der Zufall, der mich hierherführt«, erwiderte er gepresst. »Vielmehr die Pflicht, die ich meinen Freunden und Verbündeten, dem Clan der McPhersons, gegenüber empfinde.« Sein Blick streifte erst Connor, der barhäuptig war, dann Hamish, der unter dem scharfen Blick des Herzogs zusammenzuckte. Argyll von Albany musterte kurz dessen Bonnet, an dem nur eine einzelne Feder wippte.
»Was feiert Ihr denn, McPherson?«, fragte der Herzog schließlich. »Eure Rückkehr aus Frankreich, nehme ich an. Und dass Ihr Euer Erbe als Chieftain der McPhersons antretet.« Er schnaubte verächtlich. »Gegen den Willen des alten Rob McPherson, wie ich wohl anmerken darf.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nun, sei’s drum. Ihr habt gewiss in Eurem verdienten Exil genug Erfahrungen sammeln können, dass Ihr auch eine solch unverdiente Würde mit Vernunft und Respekt vor Euren Verbündeten zu tragen vermögt, hoffe ich.« Er streifte Connor mit einem kalten Blick. »Dennoch, meinen Glückwunsch, Chieftain.«
Er wollte weitergehen, aber Geoff MacGregor trat ihm in den Weg. »Diese Fähigkeiten hat er ganz gewiss, Durchlaucht«, knurrte der bullige, kahlköpfige Mann, der eine Hand hinter dem Rücken hielt und sich an dem Herzog vorbeischob, wobei er ihm herausfordernd in die Augen starrte. »Jedenfalls wissen wir, seine Freunde, das sehr genau, und offenbar glauben auch die anderen fest daran.« Er deutete mit dem Daumen auf die Chieftains auf dem Balkon. »Und wir alle stehen fest zu Connor, Durchlaucht, dem neuen Chief des McPherson-Clans!«
Die letzten Worte stieß er triumphierend hervor, während er die Hand hinter dem Rücken vorzog und Connor sein Bonnet reichte, das dieser abgenommen hatte, als er hinaus auf den Balkon getreten war.
Argyll von Albanys Augen weiteten sich, und sein Gesicht rötete sich vor Wut, als Connor mit einem kalten Lächeln seinem Freund die Kopfbedeckung aus der Hand nahm und sich aufsetzte. Die drei Federn wippten herausfordernd vor Argyll von Albanys Gesicht, der um seine Fassung rang. In diesem Moment löste sich William Mac-Kenzie aus der Gruppe der Chieftains vom dem Balkon, ging die wenigen Stufen zum Herzog herunter, verbeugte sich fast spöttisch vor Albany und trat dann ostentativ neben Connor. Die anderen Chieftains folgten seinem Beispiel einer nach dem anderen.
Mittlerweile hatte auch der dritte Berittene sein Pferd einem Stallknecht übergeben und war gelassen näher geschlendert. Er stand einen Schritt hinter dem Herzog, neben Aylinn, und musterte Connor und die Chieftains mit ausdrucksloser Miene. Connor streifte das trotz seiner Jugend markante und ernste Gesicht des Mannes. Irgendwie kamen ihm seine Züge nun doch bekannt vor …
»Es wird Euch zweifellos überraschen zu erfahren, Herzog«, knurrte Angus Shaw, der als Letzter heruntergegangen war und jetzt Connor die Hand auf den Arm legte, »dass es eine ebenso kurze wie klare Wahl gewesen ist, auch ohne dass Eure … Hilfe vonnöten gewesen wäre.« Er sah sich unter den Chieftains um, die grimmig nickten, und richtete seinen Blick dann wieder auf den Herzog, dessen Gesichtsfarbe mittlerweile einer reifen Tomate glich, und seinen Begleiter. »Die Wahl ist einstimmig ausgefallen. Ich denke, das dürfte Robert Stewart und den Earl von Atholl ebenfalls freuen, meint Ihr nicht, Sir Rupert?«
Natürlich! Als Connor den Namen hörte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Rupert von Atholl, der jüngere Enkel des Earls von Atholl und Neffe des Statthalters des schottischen
Weitere Kostenlose Bücher