Die schottische Rose
Proteste seiner Gefährten nicht ab, riss sein Breitschwert aus der Scheide auf seinem Rücken, rammte Mameluck die Sporen in die Flanken und galoppierte in einer Wolke aus Staub und Steinen davon, die von den Hufen des Hengstes aufgewirbelt wurden.
»Verdammt, Connor!«, brüllte Buffon und zog sein Langmesser aus der Scheide am Gürtel. »Los, Männer!« Seine Aufforderung war überflüssig. Connors Gefährten hatten sich bereits in Bewegung gesetzt und rannten, so schnell sie konnten, den felsigen, steilen Weg entlang, der hinter einem Felsvorsprung verschwand, wo er wieder eben wurde und zu dem Eingang der riesigen Höhle auf halber Höhe des Carn Glaschoire führte. Dort stand eine große, roh gezimmerte Hütte, in welcher seit Urzeiten die Highland-Chiefs ihre Beratungen abhielten und sich die Königstreuen hatten treffen wollen.
Dem Kampflärm nach zu urteilen, hatten sich allerdings ungebetene Gäste zu dieser Versammlung eingestellt. Als Connor die letzte Kurve des steilen Weges umrundete, wurden seine Ahnungen zur Gewissheit.
Er überflog mit einem kurzen Blick das Schlachtfeld. Mehrere Männer in den Farben der Clans lagen reglos von Pfeilen durchbohrt auf dem Boden. Andere wälzten sich stöhnend hin und her, mit Pfeilen im Körper oder fürchterlichen, klaffenden Wunden. Der Rest der Clanmitglieder kämpfte gegen eine Übermacht aus … Connor stutzte eine winzige Sekunde lang. Die Angreifer trugen keine Tartans, sondern schlichte, ungezeichnete Harnische aus Leder über ihren langen Kettenhemden, was bedeutete, dass nicht die Beratung aus dem Ruder gelaufen war und sich die Clanchiefs gegenseitig an die Kehle gegangen waren. Es war eine Falle! Und Connor glaubte zu wissen, wer sie gestellt hatte.
Doch jetzt war keine Zeit zum Nachdenken!
Er stieß einen brüllenden Schlachtruf aus und ließ sein Schwert mit einer geschickten Drehung des Handgelenks in einem hohen Bogen kreisen, während er sich tief über den Hals von Mameluck beugte und den Hengst vorantrieb. Die Klinge seines Schwerts zischte hinunter und trennte dem Angreifer, der gerade seine Klinge in William MacKenzie bohren wollte, den Arm ab. Mit einem lauten Aufschrei sank der Mann zu Boden, während sein Arm in einer Fontäne aus Blut durch die Luft sauste, die Waffe noch in der verkrampften Faust.
Connor hatte sich schon herumgedreht und hackte einem Bogenschützen, der gerade auf Angus Shaw anlegte, in den Rücken. Der Mann sackte ohne einen Laut zusammen.
Der Platz vor der Höhle wimmelte von Kämpfenden, so dass Connor nicht genug Raum für sein Pferd hatte. Er wollte verhindern, dass Mameluck verletzt wurde, sprang aus dem Sattel und hieb mit der Linken auf die schweißglänzende Hinterhand des Hengstes. »Lauf!«, stieß er kehlig hervor, während er mit der Rechten den Hieb eines ungezeichneten Angreifers parierte. Der Mann ließ nicht locker. Als Mameluck davongaloppierte, erwehrte sich Connor zweier weiterer scharf geführter Schläge des Gegners, bevor er um seine eigene Achse wirbelte, mit einer Drehung des Handgelenks das Langschwert herumzucken ließ und dem Mann eine klaffende Wunde am Oberschenkel zufügte. Mit einem Schmerzensschrei sank der Angreifer zu Boden. Connor sah sich nach dem nächsten Gegner um.
Sir Archibald erwehrte sich gerade zweier Feinde, die ihn mit ihren Schwertern traktierten. Ein roter Schleier legte sich vor Connors Augen, als er sich mit einem lauten Kampfschrei auf den einen der beiden stürzte. Während er das gestreckte Schwert zur Seite schlug, das der Mann gerade in Sir Archibalds ungedeckte Flanke rammen wollte, schienen die Höhle und die Hütte sich plötzlich aufzulösen und verschwanden. Sie wurden von einem weiten Feld ersetzt, auf dem zwei große Armeen in ein blutiges Ringen verstrickt waren.
In der Ferne schienen die Zinnen und Dächer einer Stadt aufzutauchen … Connor hatte das Gefühl, wieder auf dem Schlachtfeld von Vernuil zu stehen, mitten in blutigen Leibern seiner Kameraden, die unter den erbarmungslosen Streichen der überlegenen englischen Armee gefallen waren. Er hörte die französischen Worte, welche die Befehlshaber der Franzosen brüllten, und die Flüche seiner schottischen Kameraden, wenn sie, umringt von Feinden, versuchten, ihr Leben zu retten. Meist vergeblich.
Ihm wurde eiskalt, und eine gespenstische innere Ruhe überkam ihn, als er jetzt den nächsten Hieb des Mannes vor ihm parierte, geschickt auf einem Fuß herumwirbelte und dabei sein Langschwert am
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