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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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geben.« Buffon lachte grimmig. »Jedenfalls die, die noch auf zwei Beinen stehen.«
    »Gut!« Connor versuchte, sich aufzurichten, aber er taumelte und wäre gestürzt, wenn Buffon nicht seine Schulter gepackt hätte. »Wo ist Sir Archibald? Ist er …«
    »Er lebt.« Buffon sah sich um. »Und die meisten unserer Leute auch. Von den anderen …« Er verstummte, als er sah, wie Sir Archibald auf ihn zukam. Der graue Bart des Patriarchen des Grant-Clans war blutverschmiert, ebenso sein Lederharnisch und sein Kilt. Selbst in dem ergrauenden Haupthaar zeigten sich rote Spritzer. Doch seine wasserblauen Augen funkelten drohend, als er jetzt auf Connor zuschritt.
    »Ihr habt einiges zu erklären, McPherson!«, grollte er und deutete auf Hamish. »Er hat …«
    »Ich weiß«, unterbrach Connor ihn und richtete sich unwillkürlich gerade auf, obwohl der Schmerz in seiner Brust ihm fast das Bewusstsein raubte. »Er war ein Opfer des Herzogs. Ebenso wie Ihr es wart.«
    »Mag sein.« Sir Archibald schob sein Schwert in die Scheide und sah sich auf dem Schlachtfeld vor der Höhle um. »Aber es hat heute Tote gegeben, viele Tote, McPherson. Und dafür verlange ich Rechenschaft. Und zwar nicht vom Herzog, sondern von Euch!«
    »Das könnt Ihr, Sir Archibald, aber später. Seht Ihr nicht, dass der Mann fast im Stehen stirbt?«
    Die helle, fast panische Stimme durchdrang das Rauschen des Blutes in Connors Ohren. Trotz der Schmerzen und dem Schwindelgefühl, das ihn schwanken ließ wie ein Baum im Wind, wandte er den Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen war. Er kannte diese Stimme. Aber woher …?
    Er schüttelte den Kopf, um die Dunkelheit zu bannen, die sich langsam um ihn legte. Doch diese Bewegung verstärkte den Schwindel noch, und Connor lehnte sich schwer auf Buffon. Geoff MacGregor sprang dem Iren zu Hilfe, und gemeinsam ließen sie Connor auf ein Moosbett gleiten und lehnten seinen Oberkörper an einen Felsbrocken.
    Während die Schwärze vor seinen Augen immer dichter wurde, schob sich ein tröstliches Bild vor seine Augen. Ein wunderschönes Gesicht, eindeutig das einer Frau, mit dunkelbraunen Haaren, veilchenblauen Augen, einer frechen, geraden Nase und wunderschönen, weichen, sinnlichen Lippen, die jetzt allerdings seltsam zitterten. Ihre pfirsichweichen Wangen jedoch … sie waren schmutzig, und Tränen zogen dunkle Spuren bis hinunter zum Kinn. Sie trug ein Bonnet, ein Männerwams und eine Hose. Eine recht enge Hose zudem, die ihre Hüften …
    »Juliet …« Er hauchte ihren Namen, als er sich fragte, ob der nahende Tod immer in so angenehmer Begleitung erschien. Er spürte plötzlich keine Schmerzen mehr und merkte auch nicht, wie zwei kalte, zarte Hände sich auf seine Wangen legten. Er hörte nicht, was die Erscheinung sagte, sah nur, dass sie ihre Lippen bewegte. »Juliet … Du kommst mich also holen … und bringst mich … nach drüben …«, flüsterte er noch einmal, lächelte zufrieden, und dann wurde es schwarz vor seinen Augen.

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16. Kapitel
    J uliet, du musst dich ausruhen.« Nanette DeFleurilles beugte sich vorsichtig über die Gestalt, die neben dem breiten Bett auf einem gepolsterten Lehnstuhl kauerte. »Ich kann dich ablösen …«
    »Was?« Juliet fuhr hoch, und ihr Blick glitt hastig zu der Gestalt, die reglos unter den strahlend weißen Laken lag. »Connor … Was ist mit ihm? Ist er …? Bin ich …?«
    »Connor schläft, keine Sorge.« Nanette zog einen Schemel heran und setzte sich. Dann seufzte sie und legte die Hand auf den Arm ihrer Freundin. »Er atmet sogar wieder ganz ruhig. Das Fieber ist offenbar schon lange abgeklungen. Aber du musst endlich einmal ausschlafen.« Sie musterte ihre Freundin mit einem besorgten Blick. Seit sie Connor McPherson mehr tot als lebendig nach dem Kampf auf dem Carn Glaschoire nach Grant Castle geschafft hatten, war Juliet nicht mehr von seiner Seite gewichen. Sie hatte sogar ihre Mahlzeiten neben seinem Bett eingenommen und sich schlicht geweigert, ihn allein zu lassen.
    Es hatte Sir Archibald von Grant einige Mühe gekostet, sie wenigstens nach draußen in den Flur vor Connors Gemach zu lotsen, um mit ihr die Konsequenzen dieses Hinterhalts auf dem Berg zu besprechen und sich über die unmittelbar bevorstehende Ankunft Jakobs und seiner Gemahlin zu beraten.
    Juliet hatte sich geweigert zu glauben, dass dieser Hinterhalt ein Werk Connors gewesen war. Und sie zweifelte sogar an Hamishs Schuld, auch wenn der Brief, den der Herzog von

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