Die schottische Rose
da?« Connor nahm das Kampfgebrüll, die lauten Schreie der Verwundeten und Sir Archibalds dröhnenden Bass, mit dem er die Clanleute anfeuerte, nicht mehr wahr, als die Worte seines Bruders in sein Bewusstsein sickerten und alles andere ausschlossen. »Was hast du …?«
»Ich war ein Narr, Connor.« Hamish fiel das Sprechen schwer, aber das Gefühl des drohenden Todes und Connors Gegenwart schienen ihm noch einmal Kräfte zu verleihen. Er umklammerte Connors Arm und richtete sich ein Stück auf. »Aber ich habe es … nicht gewollt, Connor. Das musst du … mir glauben! Ich … ich wollte immer nur so sein … wie du …« Sein Kopf sank zurück, aber Connor, dem die Tränen in die Augen traten, hielt ihn sanft fest.
Hamish hustete. Es war ein nasses, gurgelndes Husten, und dickes, braunrotes Blut quoll ihm aus Mund und Nase. Der Blick seiner hellbraunen Augen richtete sich auf Connor. »Der Herzog …«, keuchte er. »Es sind … seine Männer … Er sagte … nur Gewahrsam … bis Jakob … ich sollte sie … hierherführen … er …« Seine Augen schienen sich mit einer milchigen Schicht zu überziehen, und er bäumte sich ein letztes Mal auf. »Aylinn … ich …« Er hustete erneut. »Connor, Bruder, verzeih … verzeiht mir … alle …«
»Das tue ich, Hamish. Wir alle …« Connor hielt inne, als ein letztes Zucken durch den Leib seines Bruders fuhr und ihm klarwurde, dass er zu einem Toten sprach. »Gott sei dir gnädig«, flüsterte er und strich sanft über die starren, milchigen Augen seines Bruders, um sie zu schließen. Der Schmerz über diesen schrecklichen Verlust verwandelte sich in Sekundenbruchteilen in rasenden Zorn. Er ließ Hamishs Kopf sanft zu Boden gleiten, packte sein Langschwert und sprang mit einem Brüllen auf, das die Höhle erfüllte, über den Berghang dröhnte und die Welt selbst in ihren Festen zu erschüttern schien.
Der erste Pfeil durchbohrte seinen Oberschenkel. Es war ein brennender Schmerz, aber Connor hatte schon schwerere Wunden als diese davongetragen. Doch der zweite drang durch seinen Tartanumhang, durchbohrte das weiße Leinenhemd und drang zwischen der ersten und zweiten Rippe in seine linke Seite ein. Dieser Schmerz lähmte ihn einen Moment lang. Er sank auf ein Knie und sah durch einen blutroten Nebel, wie zwei Angreifer auf ihn zukamen, ihn triumphierend angrinsten und ihre Schwerter hoben.
»Verabschiede dich von der Welt, McPherson, und grüße deinen Bruder von John von Leland!«, brüllte der eine, bevor er Anstalten machte, Connor sein Schwert ins Herz zu stoßen.
Mit letzter Kraft gelang es Connor, die Waffe mit seiner Klinge abzulenken. Sein Langschwert glitt funkenstiebend an der Schneide von Lelands Waffe entlang. Der Hauptmann von Albanys Leibwache riss entsetzt die Augen auf, als ihm klar wurde, dass sein Schwert fast dreißig Zentimeter kürzer war als Connors. Er schrie auf, als er den Tod kommen sah, doch sein Schwung war zu groß gewesen. Er konnte nicht mehr bremsen und spießte sich auf der Spitze von Connors Langschwert selbst auf. Gurgelnd starrte er Connor in die Augen, bevor er tot zu Boden sackte.
Doch Connor war zu geschwächt, um sein Schwert rechtzeitig aus dem Leichnam herausreißen zu können.
Er drehte den Kopf und sah, wie der zweite Angreifer ausholte, um ihm mit einem mächtigen Hieb den Schädel herunterzuschlagen.
»Für Schottland!«, brüllte Connor laut.
»Und für Irland, würde ich sagen!«
Mit einem sicheren Hieb trennte Buffon dem Angreifer die Schwerthand ab, so dass das Schwert harmlos durch die Luft sauste, die blutspritzende Hand am Griff. Das Langmesser in seiner anderen Faust zischte blitzend durch die Luft und durchtrennte sauber die Gurgel des Angreifers.
»Buff!« Connor lächelte trotz seiner Schmerzen, als er das blutbespritzte Gesicht seines Freundes sah. »Ich dachte schon, du wärst zu sehr damit beschäftigt, Verse über Fabelwesen zu schmieden, alter Freund!«
»Alles zu seiner Zeit, O’Connor, alles zu seiner Zeit.« Buffon O’Dermick verbarg sein Erschrecken, als er den Pfeil in Connors Brust sah. »Du musst …«
»Ich komme klar«, blaffte Connor ihn an. »Und keine Sorge, ich breche den Pfeil nicht ab. Kümmere du dich darum, dass diese Halunken …«
Buffon drehte sich herum, als lautes Gebrüll ertönte, dem johlende »Schottland!«-Rufe folgten. »Offenbar haben Geoff und William the Brute unsere Feinde so sehr erschreckt, dass sie es vorziehen, Fersengeld zu
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