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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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ausgestreckten Arm herumschwingen ließ. Sein Gegner wurde von der Finte überrascht, und bevor er seinen Schild hochreißen konnte, grub sich Connors Klinge in seine Brust und riss den Kettenpanzer des Feindes auf. Der Mann sank mit einem erstickten Gurgeln zu Boden, während das Blut aus der fast dreißig Zentimeter langen Wunde quoll. Er ließ Schwert und Schild fallen und starrte Connor an.
    Der stand einen Moment atemlos da und wartete, bis die Augen des Mannes brachen, das vertraute Zeichen, dass ihn der Tod in seinen erbarmungslosen Krallen hatte. Wie oft hatte er in Vernuil seinen Kameraden in die Augen geblickt, sie in seinen Armen gehalten, wenn der Tod sie ereilt hatte. Damals hatte er sich geschworen, sich von diesem blutigen Geschäft abzukehren. Und jetzt … Er schüttelte sich heftig, um die grausigen Erinnerungen abzuwerfen. Jetzt war nicht der rechte Moment, über die Sinnlosigkeit solchen Tötens nachzusinnen. Das konnte ihn das Leben kosten.
    Der blutrote Nebel verschwand vor seinen Augen, und Connor wirbelte herum, als der nächste Feind sich auf ihn stürzte. Dieser war durch den schnellen Tod seines Kameraden gewarnt und näherte sich Connor vorsichtiger. Sie umkreisten sich wie zwei Raubtiere, die auf eine schwache Stelle in der Deckung des anderen lauern, bis der Mann mit einem lauten Schrei vorstürzte und einen mächtigen Hieb gegen Connors ungeschützten Kopf führte.
    Connor duckte sich, ließ sich auf die Seite fallen, rollte sich ab und federte anschließend geschmeidig wieder hoch, sein Langschwert nach vorn ausgestreckt. Sein Gegner war herumgefahren und hatte sich auf den am Boden Liegenden stürzen wollen – und spießte sich so selbst auf Connors Klinge auf.
    Connor riss sein Schwert aus dem Unterleib des Mannes und sprang auf. Der Kampf um ihn herum wogte hin und her. Die Angreifer waren zwar in der Überzahl, aber die Chieftains hatten sich zu einem Kreis formiert und boten so besseren Widerstand. Der Platz vor der Höhle war nicht so groß, dass die Angreifer ihre zahlenmäßige Überlegenheit wirkungsvoll hätten einsetzen können, aber die Pfeile ihrer Bogenschützen fanden doch immer wieder ihr Ziel.
    Connor wich den Pfeilen aus, tauchte hierhin ab und sprang dort vor und verwickelte immer wieder einen der Feinde in einen Zweikampf, der für seinen Gegner meist tödlich endete. Doch die Chieftains konnten sich nicht ungehindert auf ihre Widersacher stürzen, weil sie sich dadurch der Gefahr aussetzten, von Pfeilen oder Armbrustbolzen getroffen zu werden.
    Langsam schien sich der Kampf zugunsten der Chieftains zu wenden. Die Angreifer wichen immer häufiger direkten Zweikämpfen aus und verlegten sich darauf, sie aus der Deckung der Höhle und dem geschlossenen Kreis herauszulocken und sie so für ihre Bogenschützen zu einem leichteren Ziel zu machen.
    Connor spürte, wie ihm der Schweiß über den Körper rann. Er wusste nicht, wie lange er schon gekämpft, ja nicht einmal, wie viele Gegner er niedergestreckt hatte. Gerade als er sich mit einem wütenden Schrei auf einen Angreifer werfen wollte, der sich ein wenig zu weit an den Kreis der Chieftains herangewagt hatte, fiel sein Blick auf ein vertrautes Tartanmuster, das ein Mann trug, der am Boden lag.
    »Nein!« Connor überlief es eiskalt. » NEIN !«, schrie er und stürzte zu der Gestalt, die mit zwei Pfeilen im Rücken auf der Seite am Boden unter einem Hartriegelbaum lag und sich nicht mehr rührte.
    »Hamish!« Er kniete neben seinem Bruder nieder, legte sein Schwert auf den Boden und schob eine Hand unter den schweißnassen Nacken des jüngeren McPherson. »Hamish. Was …?«
    »Bruder …« Hamish schlug die Augen auf und lächelte schmerzverzerrt, als er Connor erkannte. »Connor … ich …«
    »Still!« Connor sah sich hastig um. Es musste doch eine Stelle geben, wo er Hamish sicher …
    »Ich … ich muss dir …«
    »Das hat Zeit.«
    »Nein, es … es hat … keine Zeit.« Hamish stöhnte, als Connor ihn bewegen wollte. »Ich habe … keine Zeit …«
    Connor gefror das Blut in den Adern, als er die klaffende Wunde am Bauch seines Bruders bemerkte, die das Tartantuch bisher verborgen hatte. »Red keinen Unsinn!« Seine Stimme klang erstickt. »Wir schaffen dich nach Mandrake …«
    »Sicher …« Hamish hob mühevoll die Hand und legte sie auf den Arm seines Bruders. »Und dort kannst du … mich aufbahren. Wenn du … einem Verräter und … Dummkopf … diese Ehre …«
    »Was redest du

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