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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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gepflasterten Hof. Hinter ihm hatten sich Connors Gefährten aus Vernuil versammelt, dazu seine Chieftains. Sie alle trugen Tartans und ihre Bonnets mit den zwei Federn, die sie als Chiefs ihrer Clans auswiesen. Buffon seufzte, als er Connors finstere Miene bemerkte. »Aber wir sollten nicht länger auf ihn warten. Wo er auch ist, es wäre unhöflich, allzu spät zu diesem Palaver zu kommen.« Er grinste, als er den Blick über die schwer bewaffneten Clanmitglieder gleiten ließ. »Ein merkwürdiger Aufzug für ein ›klärendes Gespräch‹, das muss ich schon sagen.«
    Connor zuckte mit den Schultern. Offenbar hegten seine Chieftains dieselben Vorbehalte gegen Sir Archibalds Einladung zu dem »klärenden Gespräch« wie er selbst. Und sie waren zweifellos ebenso neugierig wie er auf den Inhalt des Briefes, den der Herzog von Albany Hamish übergeben hatte. Dass Hamish seit gestern Abend wie vom Erdboden verschluckt schien, trug kaum dazu bei, ihr Misstrauen zu vertreiben, obwohl sie, dachte Connor, beflissen die Einladung angenommen hatten, die Juliet de Germont im Namen Sir Archibald von Grants ausgesprochen hatte.
    Als Connor an Juliet dachte, biss er unwillkürlich die Zähne zusammen. Seit der Abreise Juliets vor zwei Tagen war er höchst unleidlich gewesen, aber er weigerte sich beharrlich, über den Grund seiner schlechten Laune nachzudenken, obwohl er ihn sehr genau kannte.
    Er hatte Juliet vor ihrer Abreise nicht mehr gesprochen, aber es gab keine Minute, in der er nicht an sie gedacht hatte. An ihre veilchenblauen Augen, ihren weichen Mund. An die Leidenschaft, die sie in dieser Nacht geteilt hatten.
    Und an die Kälte, mit der sie ihm am Morgen danach begegnet war.
    Connor wurde nicht schlau aus ihr. Wie hatte sich diese Frau so vollkommen verändern können? Wie hatte sie erst die hingebungsvolle Geliebte und dann die eiskalte Diplomatin sein können, die ihn so gut wie keines Blickes mehr würdigte.
    Er seufzte. Am Ende blieb ihm nichts weiter übrig, als sich damit abzufinden, dass Juliet de Germont ihn getäuscht hatte. Sie hatte sich ihm hingegeben, das wohl, und es hatte ihn überrascht und mit Freude erfüllt, dass er der erste Mann war, den sie empfing. Aber ganz offenbar war das nicht aus Liebe geschehen.
    »Vergiss sie, alter Freund.« Der Ollave hatte seine Stimme gesenkt und legte jetzt freundschaftlich eine Hand auf Connors Arm. »Jedenfalls für den Moment. Es gibt wichtigere Dinge zu bedenken. Du wirst einen klaren Kopf brauchen, wenn wir zu diesem Treffen reiten.«
    Connor sah seinen Freund kurz an. Buffon O’Dermick und er kannten sich schon seit vielen Jahren. Deshalb war Connor auch nicht sonderlich überrascht, wie gut der Ire in seiner Miene lesen konnte, auch wenn es ihm manchmal lieber gewesen wäre, er wäre nicht so leicht durchschaubar für seinen Freund.
    »Du hast recht.« Connor nickte, holte tief Luft und drehte sich dann zu seinen Gefährten und den Chieftains herum, die ihn abwartend anblickten. »Also gut«, sagte er und hob die Faust. »Wir werden nicht länger auf meinen Bruder warten. Brechen wir auf!«
    »Connor! Warte!«
    Connor hatte sich gerade auf seinen Hengst schwingen wollen, als die Stimme seiner Schwester Rianna ihn aufhielt. Sie wirkte erregt, als sie die flachen Stufen der Treppe hinabeilte. Ihre schwarzen Locken wehten offen hinter ihr her, und ihre Augen schimmerten, als sie zu Connor trat.
    Rianna hatte sich in den sieben Jahren seiner Abwesenheit am meisten von allen verändert. Obwohl sie erst sechzehn Jahre zählte, wirkte sie älter und reifer. Und sie hatte so etwas wie … das zweite Gesicht. Jedenfalls munkelten das die Bediensteten auf Mandrake Manor. Connor gab zwar nicht viel auf das abergläubische Geschwätz der einfachen Menschen, aber er hatte auf seinen Reisen genug erlebt, um nicht einfach rundheraus abzustreiten, dass es Menschen gab, die solche besonderen Fähigkeiten besaßen. Doch es fiel ihm schwer, zu glauben, dass ausgerechnet seine kleine Schwester ein solcher Mensch sein sollte.
    »Was gibt es?«
    Rianna sah ihn an, und Connor überlief es kalt, denn es war, als sehe sie durch ihn hindurch.
    »Mutter …« Sie schluckte, schüttelte sich und trat dann einen Schritt zurück. »Mutter möchte noch kurz mit dir reden, bevor du … bevor ihr abreist.«
    »Jetzt?« Connor runzelte unwillig die Stirn.
    »Es ist wichtig.« Ihre Stimme klang eindringlich, fast flehentlich. »Es geht um Hamish«, stieß sie hervor.
    »Um Hamish?«

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