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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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Kampfgetümmel donnernde Hufe auf dem Weg. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie den Reiter erkannte, der auf seinem schwarzen Hengst um die Biegung galoppiert kam und, ohne langsamer zu werden, zwei Angreifer niederstreckte.
    Juliet war gleichzeitig erleichtert gewesen, als sie Connor erkannte, und um sein Leben besorgt. Der Kampf wurde auf beiden Seiten erbittert geführt, und mehr als eine Stunde lang rangen die beiden Parteien um den Sieg. Die Angreifer hatten bald gemerkt, dass ihr Plan, die Chieftains zu überraschen und bis auf den letzten Mann niederzumetzeln, nicht aufgehen würde.
    Schließlich gab das Auftauchen von Connors Gefährten den Ausschlag. Sie stürzten sich nicht blindlings ins Getümmel, sondern umgingen unter Buffon O’Dermicks Führung das Schlachtfeld und schalteten die gefährlichsten Feinde, die Bogen- und Armbrustschützen, aus.
    Dann entdeckte Connor seinen Bruder und eilte an seine Seite. Juliet schien sich eine eisige Klammer um ihr Herz zu legen, als sie den Schmerz in Connors Blick sah. Dieses Gefühl wich blankem Entsetzen, als sie sah, wie zwei überlebende Bogenschützen auf Connor zielten.
    Sie wollte schreien, aber nur ein leises Krächzen drang aus ihrem Mund, das in dem Kampflärm vollkommen unterging. Connor ließ den Kopf seines Bruders sanft auf die Erde gleiten. Diese Sekunden genügten den Bogenschützen. Sie ließen ihre Pfeile losschnellen, die ihr Ziel trafen, als Connor aufsprang und herumwirbelte. Er hatte keine Chance und sackte auf ein Knie.
    Juliet schrie auf, aber ihre panische Angst um Connor, um den Mann, den sie noch vor zwei Tagen am liebsten geohrfeigt hätte, steigerte sich ins Unerträgliche, als zwei Feinde auf Connor losgingen und ihn mit ihren Schwertern angriffen. Den ersten Hieb konnte Connor abwehren, und er tötete seinen Angreifer mit einem gezielten Schlag. Doch der zweite …
    Die Welt hörte auf zu existieren, als sie den Schwung der Klinge vorwegnahm. Sie würde Connor den Kopf abtrennen, und sie würde nie mehr diese Lippen auf ihren spüren, in diese Augen blicken, sein Lächeln sehen, das Gesicht liebkosen können, das sie so liebte. Sie liebte ihn, das war ihr bewusst, sie hatte das schon vom ersten Moment an getan, seit ihrer Begegnung am Weiher.
    Sie empfand nichts mehr, spürte ihren Körper nicht, der eiskalt zu sein schien, hörte nur noch ein dumpfes Rauschen, als drehe sich die Welt plötzlich unendlich viel langsamer. Ihr Blick zuckte von dem glänzenden Bogen des Schwerts zu Connors Gesicht. Er sah den Tod auf sich zukommen, und er begegnete ihm stolz, fast trotzig.
    Juliet strömten die Tränen über die Wangen, aber sie merkte es nicht, als sie sah, wie Connors Augen funkelten, er die Faust seiner freien Hand ballte und laut »Für Schottland!« schrie.
    Ach Buffon, Buffon O’Dermick! Jetzt, nach diesen erschütternden Erlebnissen, war Juliet bereit, dem Iren ein Denkmal zu setzen. Sollte er bis an sein seliges Ende über Elfen und Kentauren und auch über Einhörner an Elfenteichen singen! Er hatte Connor das Leben gerettet, ihrem Connor!
    Als Buffon O’Dermick mit Connors restlichen Gefährten vor die Höhle stürmte und den Angreifern in den Rücken fiel, wendete sich der Kampf.
    Aber Juliet hatte keinen Blick mehr für den Fortgang des Kampfes. Es genügte ihr, dass die Angreifer zurückgetrieben wurden und dass Connor lebte. Jetzt konnte sie nichts mehr auf ihrem Beobachtungsposten halten. Sie sprang von dem Baum, stürzte aus der Deckung an einem entsetzten Sir Archibald vorbei zu Connor, der schwankte und kreidebleich war. Er wandte ihr den Kopf zu und sah sie an, aber sie wusste nicht, ob er sie erkannte.
    Dann hatte er gelächelt und war zu Boden gesunken. »Juliet«, hatte er geflüstert. »Du kommst mich also holen … und bringst mich … nach drüben …«
     
    Juliet sah Connor an, der auf dem Bett, auf ihrem Bett, lag und ruhig atmete. Er war immer noch blass, aber wenigstens war er außer Lebensgefahr. Der Chirurg, der die Pfeile herausgezogen hatte, meinte, dass es eine Sache von wenigen Zentimetern sei, die der Pfeil in der Brust das Herz verfehlt habe. Die Wunde war tief, aber nicht tödlich. Es waren keine Rippen gebrochen, also bestand auch nicht die Gefahr einer Blutvergiftung.
    Juliet war beinahe das Herz gebrochen, als Connor zusammengesunken war. Sie fürchtete, dass sie ihn verlieren könnte, bevor sie ihn überhaupt gewonnen hatte, aber die Auskunft des Arztes hatten sie zutiefst erleichtert.

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