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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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weiß hervortraten. Sie wappnete sich gegen die unvermeidliche Antwort der Frau.
    »Ja, Ihr habt recht. Ich liebe ihn.«
    Juliet fühlte, wie ihr die Beine schwach wurden, und es kostete sie alle Mühe, nicht unelegant auf den Sitz zurückzuplumpsen. »Nun, ich liebe ihn ebenfalls …«, begann sie, aber Aylinn hörte ihr nicht zu.
    »Aber nicht so, wie Ihr glaubt«, fuhr die Tochter des Herzogs von Argyll fort. »Sondern wie eine … eine Schwester …«
    Ihre Stimme verklang, und sie hob den Kopf. Ein trotziger Ausdruck lag in ihren seegrünen Augen, als sie Juliet jetzt musterte. Dann glitt ihr Blick zu Nanette. »Würdet Ihr uns bitte einen Moment allein lassen, Lady DeFleurilles?« Sie stellte die Frage höflich, aber mit einer Autorität, die keinen Widerspruch duldete. Eine Autorität, die sie sich gewiss nicht nur durch ihre hohe Geburt angeeignet hatte. Eine solche Persönlichkeit war angeboren, und Juliet lächelte, als sie sah, wie Nanette sich sogar anschickte, einen Knicks zu machen. Als sie Juliets Blick und ihr unmerkliches Nicken sah, errötete sie und verbeugte sich nur kurz. »Gewiss, Milady.«
    Seltsamerweise verlieh es Juliet Kraft, ihrer Konkurrentin allein gegenüberzustehen. Sie genoss es, dass sie es hier mit einer ebenbürtigen Gegnerin zu tun hatte. Ihr Blick streifte Connor, der immer noch regungslos auf dem Bett lag. Offenbar hatte dieser Mann die Gabe, ganz besondere Frauen für sich zu interessieren. Und für sich zu gewinnen.
    Sie sah Aylinn von Albany an, die lächelte, als sie die Veränderung wahrnahm, die mit Juliet vorging.
    »Ja, nicht wahr?«, sagte sie leise. »Das vermag er.«
    Juliet wusste genau, was sie meinte.
    »Er macht uns stolz und mutig, er bringt uns dazu, unser anderes Selbst zu erkennen. Habe ich recht?«
    Juliet spürte, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen, obwohl man doch eigentlich hätte erwarten sollen, dass sie und Aylinn wie fauchende Furien übereinander herfallen und um den Mann kämpfen sollten, der so friedlich und unschuldig auf dem Bett lag.
    Sie nickte. »Es stimmt«, sagte sie. »Und Ihr …?«
    »Ich?« Aylinn seufzte. »Ich war jung und dumm. Und ängstlich.« Sie warf einen Blick auf Connor, und Juliet zuckte zusammen, als sie die Liebe bemerkte, die darin lag. Doch dann spürte sie eine seltsame Erleichterung. Sicher, es war Liebe, die diese Frau für Connor empfand. Aber es war eine Art von Liebe, die …
    »Ich habe zu spät erkannt, was er mir bot«, fuhr Aylinn fort, die jetzt wieder Juliet ansah. »Erst als er fort war. Aber da war es zu spät.« Sie schüttelte den Kopf. »Trotzdem, ich werde ihn immer lieben für das, was er mir geschenkt hat. Was er aus mir gemacht hat, obwohl er gar nicht da war. Ich werde ihn lieben wie … den Bruder, den ich nicht habe.«
    Sie lächelte und trat auf Juliet zu. »Ich weiß, dass er Euch liebt. Ich habe die Blicke gesehen, die er Euch zugeworfen hat. Und außerdem …« Sie deutete auf das Tablett, den Stuhl und die Decke, die auf dem Boden lag. Juliet hatte sie sich bei ihrer Nachtwache übergeworfen. Obwohl ein loderndes Feuer im Kamin brannte, war es nachts kühl, wenn man reglos dasaß und sich nicht zu bewegen wagte. » … ist das hier Beweis genug, dass Ihr auch ihn liebt.«
    »Das tue ich.« Juliets Stimme klang ruhig und fest, während ihr eine Last von den Schultern fiel. Sie liebte ihn, und sie hatte es sich selbst eingestanden. Aber noch niemandem sonst. Wie ironisch, dass ausgerechnet die Frau, die Connors Leidenschaft am eigenen Leib erfahren und seine Liebe gespürt hatte, die erste Person war, der sie es mitteilte. Ironisch, aber auch … passend. Sie musterte Aylinns Gesicht. Nichts in der Miene der jungen Frau wirkte bedrohlich oder verschlagen.
    Sie war nicht hier, um Juliet diesen Mann streitig zu machen. Und das, dachte Juliet, obwohl Connor ein Mann ist, um den sich zu kämpfen lohnt. Sie jedenfalls würde alles tun, um die Einzige zu sein, die seine Zärtlichkeiten und Liebe …
    Aylinn nickte. »Das ist gut. Er … er braucht eine starke Frau. Eine, die ihm gewachsen ist.« Zu Juliets Überraschung kicherte sie leise. »Er ist nicht einfach, das wisst Ihr sicher. Er war schon damals so unnachgiebig wie der Stein von Scone, wenn es um seine Prinzipien ging. Und ich nehme an, daran hat sich nicht viel geändert.«
    Juliet lächelte, als sie sich an die Gespräche mit Connor erinnerte. »Nein«, sagte sie. »Wahrhaftig nicht. Aber … er hat auch ein großes

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