Die schottische Rose
Herz und er ist ein wunderbarer Mann und …«, sie errötete und brach ab. Was redete sie da?
»Liebhaber?« Aylinn schien Juliets Verlegenheit nicht zu bemerken. Jedenfalls tat sie so. Sie seufzte. »Nun, offenbar habt Ihr mir nicht nur in diesem Punkt bei Connor etwas voraus. Ihr besitzt nicht nur sein Herz, sondern auch seinen Körper. Ihr könnt Euch glücklich schätzen.«
»Ich habe Euch etwas …?« Juliet war verwirrt. »Wieso? Ich dachte …«
Aylinn lachte leise. »Das dachten alle damals, nehme ich an. Vor allem mein Vater. Aber so war es nicht. Connor und ich waren Freunde und haben uns geliebt. Das tun wir immer noch, wenn ich das sagen darf.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber er hat mich nie berührt. Jedenfalls nicht so, wie ich es gern gewollt hätte.« Sie errötete. »Ich war damals wild und ungestüm und außerdem bis über beide Ohren in ihn verliebt. Ich wollte es, und ich habe es auch darauf angelegt.« Sie lachte. »Ich hätte ihn besser kennen müssen. Ich sage es nicht gern, denn es verletzt ein wenig meine Eitelkeit. Er hat mir widerstanden, wenn auch …«, ihre grünen Augen funkelten mutwillig, »nur mit Mühe. Aber er hatte seine Prinzipien, und er hat mir klargemacht, dass er es wenn schon nicht meinem Ruf und meiner Stellung schuldig wäre, dann doch mir, meiner Person. Er wollte mich ganz oder gar nicht.«
Sie warf noch einmal einen sehnsüchtigen Blick zum Bett hinüber.
»Wer weiß, wozu es gut war«, sagte sie dann. »Jedenfalls hat es mich viel über mich gelehrt und über Ehre und Stolz. Und …« Sie lächelte und sah Juliet an. »Über Männer.«
Juliet hatte ebenfalls den schlafenden Connor gemustert und nickte jetzt. »Ja«, bestätigte sie dann. »Neben ihm wirken die meisten anderen Männer …«
» … gar nicht, stimmt’s?« Aylinn lachte, und Juliet stimmte mit ein.
»Er legt die Messlatte in der Tat recht hoch«, meinte sie. »Es gibt nicht viele Männer, die an ihn heranreichen. Aber das sollten wir ihm wohl besser nicht sagen. Ich fürchte, er wäre unausstehlich, wenn er wüsste, was wir von ihm halten.«
»Da habt Ihr sicher recht.« Aylinn trat noch einen Schritt an Juliet heran und hielt ihr die Hand hin. »Ich freue mich, Euch kennengelernt zu haben«, sagte sie herzlich. »Ich hoffe, wenn das alles vorüber ist …«
Juliet lächelte und musterte die andere Frau aufmerksam. Fürwahr, es würde ihr gefallen, Aylinn von Albany zur Freundin zu haben, auch wenn ihr die Vertrautheit zwischen der Tochter des Herzogs und Connor immer noch nicht ganz behagte. Aber sie wusste, wer sie selbst war, und sollte Connor den Fehler machen, das zu vergessen, nun, sie würde ihm eine Lektion erteilen, die er niemals vergessen würde.
Sie ergriff die Hand der anderen Frau. »… Wenn es vorüber ist. Und das ist es hoffentlich bald …«
Aylinn nickte und schlug sich dann mit der Hand vor den Mund. »Meiner Treu, vor lauter Sorge um Connor habe ich ganz vergessen, dass ich noch einen anderen wichtigen Grund für meinen Besuch hatte. Ich muss sofort zu Sir Archibald.«
»Nicht mehr nötig.« Die dunkle Bassstimme von der Tür erfüllte den ganzen Raum. Im nächsten Moment betrat der Laird von Grant Castle das Gemach. »Ich habe gehört, dass Ihr angekommen seid, Lady Aylinn. Ich hätte erwartet, dass Ihr zu mir kommt. Immerhin …«
»Verzeiht, Sir Archibald.« Aylinn neigte den Kopf vor dem Patriarchen des Grant-Clans. »Ich wollte nur …«
Sir Archibald musterte sie, sah dann Juliet an und warf einen Blick auf Connor. »Verstehe. Nun, er lebt und wird es überleben. Im Gegensatz zu seinem verräterischen Bruder und vielen braven Männern, die es verdient hätten, zu leben.« Seine Stimme klang bitter, und Juliet zuckte zusammen, als sie das Eis in seinen wasserblauen Augen bemerkte. »Darf ich fragen, was Euch nach Grant Castle führt, Milady?« Die ausgesuchte Höflichkeit, mit der Sir Archibald die Tochter des Herzogs behandelte, konnte nicht über die Wut hinwegtäuschen, die in ihm brodelte. Ganz gewiss war es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, ihn zu verärgern. Und dass die Tochter seines erbittertsten Gegners in diesem Moment hier auftauchte, missfiel ihm sichtlich.
Aylinn spürte den Zorn des Mannes und richtete sich hoheitsvoll auf. »Ich verstehe Eure Wut über diesen Hinterhalt, Sir Archibald. Ich bin ebenfalls erschüttert …«
»Tatsächlich, seid Ihr das?« Der Laird verschränkte seine massigen Arme vor seinem Brustkorb und sah
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