Die schottische Rose
den Verschluss und öffnete die Tür.
»Milady!« Der Leutnant verneigte sich knapp und trat einen Schritt in das Zimmer. Seinen Helm hatte er unter den Arm geklemmt, und die linke Hand lag auf dem Griff seines Schwerts. Er musterte Nanette kurz, blickte sich dann in dem Zimmer um. Sein Blick richtete sich auf das Bett. »Im Auftrag des Statthalters …«
»Schon gut, Leutnant!« Die kühle Stimme von der Tür hielt den Mann mitten in der Bewegung auf. Er drehte sich herum und nahm Haltung an, als Sir Rupert von Atholl in das Zimmer trat.
»Milady.« Er nickte Nanette knapp zu und verbeugte sich dann vor Juliet. »Danke, Leutnant«, sagte er zu dem Offizier. »Ich würde es mir und dem Ruf der Stewarts nie verzeihen, wenn ich die Durchsuchung von Lady de Germonts Gemächern nicht persönlich durchführen würde.« Der Leutnant sah ihn einen Moment erstaunt an, salutierte dann jedoch, warf noch einmal einen Blick auf das Bett und schluckte. Juliet fuhr sich träge durch ihr dunkelbraunes Haar, wobei der Träger ihres seidenen Hemdes noch ein Stück weiter ihren Oberarm hinabrutschte und die Spitze ihres seidenen Untergewands den Ansatz ihres wohlgeformten Busens entblößte. Dann sah sie den Soldaten lächelnd an.
»Welch erfreulicher Anblick, wenn man gerade aus dem Schlaf erwacht, Milord!«, sagte sie. Ihre Stimme klang heiser und verführerisch, und sie war froh, dass der Leutnant nicht wusste, dass sie sich keine Mühe geben musste, um so zu klingen. Sie musste sich zusammenreißen, um ihr Bein nicht zu bewegen. Connor war einfach unmöglich! Selbst in diesem Moment höchster Gefahr …
»Leider, Milady de Germont, ist der Grund meines Besuchs alles andere als erfreulich«, unterbrach Sir Rupert sie. »Danke, Leutnant, Ihr könnt gehen. Ich komme hier alleine zurecht.«
Der Leutnant schluckte erneut, es gelang ihm nicht, seinen Blick von Juliets Busen loszureißen, der sich unter dem dünnen Stoff des Hemdes deutlich abzeichnete. Mit einer langsamen, lasziven Bewegung zog sie die Decke höher und drückte sie an die Brust. Dabei lächelte sie den Mann unverwandt an.
»Leutnant!«
»Ja … jawohl, Sire!« Der Mann zuckte zusammen, zwang sich dazu, zu salutieren, drehte sich auf dem Absatz herum, nicht ohne noch einmal einen Blick auf Juliet zu werfen, und ging hinaus.
»Wartet vor der Tür, Leutnant!«, befahl Sir Rupert. »Falls ich Euch brauche. Und lasst niemanden herein, bis ich hier fertig bin, verstanden?«
»Ja. Jawohl, Sire!« Der Leutnant salutierte noch einmal, während Sir Rupert die Tür hinter ihm schloss. Dann drehte sich der junge Stewart langsam zu Juliet herum, die ihn aufmerksam beobachtete.
»Schluss mit der Komödie, Milady!«, sagte er laut. »Ihr wisst, warum ich hier bin?«
Juliet war froh, dass sie unter den dicken Decken lag. So sah Sir Rupert wenigstens nicht, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie zwang sich, hochmütig eine Braue zu heben. »Ich nehme an, um mir Gesellschaft bei meinem Imbiss zu leisten, Sir Rupert. Obwohl ich sagen muss, dass es recht kühn von Euch ist, in das Gemach einer Lady einzudringen und sie unvorbereitet in ihrem Bett zu überraschen!«
Sir Rupert senkte den Kopf und lächelte. »Ich handele im Auftrag des Statthalters. Und wenn ich Euch frage, ob Ihr etwas über den Aufenthaltsort von Connor McPherson wisst, dann müsst Ihr mir auf Ehre und Gewissen antworten.« Seine Stimme war immer noch sehr laut, und Juliet durchfuhr es heiß, als sie begriff, dass er so deutlich sprach, weil der Leutnant vor der Tür mithörte. Dann trat er einige Schritte auf das Bett zu. »Falls«, er betonte das Wort nachdrücklich, »ich Euch frage, werdet Ihr mir dann ehrlich antworten, Milady?«
Juliet schluckte. »Gewiss, Sir Rupert. Falls Ihr mich fragt …«
Rupert von Atholl nickte. »Dachte ich mir.« Er ließ seinen Blick über Juliets Gesicht gleiten, dann über das Bett und die dicken Decken.
Juliet zitterte, als er kühl lächelte. »Wie ich sehe, ist Euch kalt, Milady?«
»Kalt … Sicher, ich leide sehr unter der schottischen Kälte, Sir Rupert.« Sie lächelte gezwungen. »Ich bin an ein weit milderes Klima gewöhnt.«
»Verstehe.« Sir Ruperts Augen funkelten. »Unter diesen Umständen«, er senkte die Stimme, »kann ich es natürlich nicht verantworten, Euch zu bitten, aufzustehen und Eure empfindliche Konstitution der wahrlich eisigen schottischen Luft auszusetzen.« Er grinste, als er die obersten zwei Knöpfe seines Lederharnischs öffnete.
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