Die schottische Rose
nahm einen Becher von einem kleinen Tisch und hielt ihn Connor an die Lippen. »Hier, aber sei vorsichtig. Trink in kleinen Schlucken.«
Connor trank, nahm jedoch den Blick nicht von ihren Augen. Er hatte also nicht geträumt. Er leerte den Becher und holte tief Luft. Im nächsten Moment verzog er vor Schmerz das Gesicht.
»Was …?«
»Der Pfeil hat dein Herz nur knapp verfehlt.«
»Der Pfeil … richtig.« Connor erinnerte sich. Der Kampf. Hamish! »Wie ist …?«
»Es gab viele Tote, aber die Angreifer wurden überwältigt.« Juliet wischte sanft mit einem feuchten Lappen den Schweiß von seinem Gesicht. »Aber die Gefahr ist noch nicht ausgestanden. Du … du bist für vogelfrei erklärt worden. Der Herzog …«
»Was?« Connor stöhnte leise, als er hochfuhr und der brennende Schmerz in seinem Brustkorb ihn beinahe überwältigte. »Vogelfrei? Was soll das …?«
»Für Erklärungen ist später Zeit, Liebster.« Juliet legte ihm beruhigend die Hand auf die Brust. »Wir müssen rasch handeln. Sir Rupert von Atholl steht vor dem Tor. Er sucht dich im Auftrag des Herzogs und Robert Stewarts. Wenn er dich findet …«
»Rupert? Sir Rupert von Atholl?« Connor ließ seinen Kopf langsam auf das Kissen sinken. »Dabei hatte ich mich schon gefragt, ob er möglicherweise sogar auf unserer …«
»Aylinn glaubt, dass er vielleicht nicht ganz so begierig sein könnte, dem Herzog deinen Kopf zu bringen«, stieß Juliet hervor. »Aber wir müssen …«
»Aylinn?« Connor sah Juliet forschend an. Als er die Röte in ihrem Gesicht bemerkte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das war der Grund für ihr verändertes Verhalten gewesen. Sie hatte … »Du hast uns gesehen, stimmt’s?«, fragte er. »An diesem Morgen auf Mandrake Manor, als sie mein Gemach …«
»Still, Liebster. Sei still.« Juliet legte ihm einen Finger auf den Mund, und Connor verstummte gehorsam unter dieser zärtlichen Berührung. Plötzlich schien nur noch eines wichtig zu sein: Juliets Augen, in denen er die Liebe erkannte, die sie empfand, die Liebe zu ihm, Connor McPherson. Er umschlang mit seinem rechten Arm ihre Taille und küsste ihre Finger. Juliet riss erschauernd die Hand zurück. »Nicht … nicht jetzt. Wir müssen dich verstecken.«
»Mich verstecken?« Connor riss sich von dem Anblick dieses wunderschönen Gesichts los und sah sich in der Kammer um. »Aber wo? Und vor allem … wie?« Er versuchte sich aufzurichten, sank jedoch mit einem Stöhnen zurück, als ihm schwindelte. »Es geht nicht«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Ich … ich bin noch zu schwach.« Dass es außerdem höllisch schmerzte, wenn er seinen Oberkörper bewegte, verschwieg er.
Aber Juliets besorgter Blick verriet ihm, dass sie es auch so wusste. »Du darfst dich noch nicht so viel bewegen, hat der Arzt gesagt. Du sollst frühestens in einer Woche aufstehen. Sonst reißt die Wunde wieder auf und könnte sich entzünden …«
»Aber wo soll ich mich verstecken, wenn ich mich nicht bewegen kann?«, fragte Connor. »Außerdem … wo bin ich eigentlich?«
»In meinem Gemach auf Grant Castle«, antwortete Juliet. Ihr Herz schlug schneller, als sie hörte, wie laute Schritte über den Burghof schallten. Die Rufe der Soldaten des Herzogs drangen durch die Fenster im Korridor bis in ihr Gemach. »In den Stallungen ist er nicht!«
»Hier auch nicht«, antwortete eine andere Stimme. Sie klang gedämpfter, aber näher als die erste. Offenbar waren die Männer bereits im Haus.
»Rasch!«, stieß sie hervor. »Wir müssen uns beeilen.«
»Was … was hast du vor?« Connor sah Juliet verwirrt an, als sie begann, ihr Kleid aufzuknöpfen.
»Dich verstecken, natürlich, was sonst?«
»Aber … warum …?« Er verstummte, als Juliet das schlichte Leinenkleid abstreifte, heraustrat und es über einen Stuhl warf. Sie drehte sich herum, und er sog die Luft ein, als sie nur in einem dünnen, seidenen Unterkleid vor ihm stand. Die Rundungen ihrer Brüste zeichneten sich deutlich unter dem hauchdünnen Stoff ab, und der Saum des Unterkleides reichte knapp bis in die Mitte ihres Oberschenkels.
Juliet errötete unter seinem Blick. »Ich werde dich da verstecken, wo dich hoffentlich kein Edelmann sucht.«
»Und was wäre das für ein Ort?« Connors Augen funkelten, als Juliet langsam näher kam. Er ahnte, was sie vorhatte, und bewunderte sie für ihren Mut. Gleichzeitig fragte er sich, ob er wirklich so schwer verletzt war, dass er es
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