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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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schon jetzt den Makel späterer Unvollkommenheit trugen, und stützten die nun leichteren Äste auf gegabelte Stöcke, die wir im nahen Wald gesammelt hatten. Die Notwendigkeit einer so enormen Kraftanstrengung entging den meisten von uns, aber wir verehrten unseren großartigen Bruder und ertrugen seine schrulligen Ängste mit all unserem Humor.
    Gegen Ende des Vormittags, ich plagte mich noch im Kreise meiner Töchter in Christus ab, fiel mir in der Entfernung eine Bewegung ins Auge. Ich trat aus dem Schutz der Bäume und spähte nach Westen. Eine Art Gefolge zog heran. Derweil es sich näherte, sah ich Herzog Jeans vertraute Standarte im Wind flattern. Schlamm spritzte hinter ihnen auf wie Staub auf den Straßen, und in weniger als einem Herzschlag, so kam es mir vor, verschwand die gesamte Truppe durch das Tor in den Palasthof. Ich entschuldigte mich, was ich nicht hätte tun müssen, da ich die Ranghöchste unter den Arbeiterinnen war, und lief auf das Schloss zu, wobei ich mir auf dem Weg durch den Garten und über die Straße die Ärmel herunterkrempelte. Im Haupthof schaffte ich es, die Schürze abzunehmen und sie im Vorübereilen in die Küche zu werfen, was der Spülmagd, die flink genug war, sie aufzufangen, einen überraschten Blick entlockte. Während ich die Treppe hochstieg, versuchte ich, Schleier und Haube in Ordnung zu bringen.
    Doch dies alles erwies sich als nutzlos, denn als Jean de Malestroit mich sah, sagte er als Erstes: »Ihr seid ganz aufgelöst, Guillemette. Man könnte meinen, Ihr seid von einem, äh, barbarischen Ort hierher geeilt.«
    »Der Obstgarten«, erklärte ich. » Frère Demien …«
    Er seufzte resigniert. »Wann findet der junge Mann nur Zeit für seine Andachtsübungen?«
    »Das sind seine Andachtsübungen, Eminenz«, sagte ich atemlos. »Aber genug von diesem Geplänkel. Ich habe Herzog Jeans Reiter gesehen.«
    »Ja«, sagte er. »Sie haben mir gerade eben seine Botschaft überbracht.« Er legte die Hand auf einen Stapel Blätter, der auf seinem Schreibtisch lag. »Ich habe just begonnen, Sie zu lesen.«
    Unaufgefordert setzte ich mich, um zu warten.
     
    »Er möchte ihn mit einem einzigen, schnellen Schlag erledigen«, sagte der Bischof, bevor er ganz zu Ende gelesen hatte. »All seine Besitztümer beschlagnahmen, hier und in Frankreich, um ihn völlig zu lähmen.«
    »Aber die Liegenschaften in Frankreich kann er nicht übernehmen …«
    »Rechtmäßig nicht, nein.«
    Er ließ die Blätter geräuschvoll auf den Tisch fallen. Ich hätte sie liebend gern selbst gelesen, beherrschte mich aber.
    »Herzog Jean kann tun, was ihm beliebt«, sagte er nachdenklich. »Aber eine solche Übernahme wird Folgen haben, und eine davon dürfte sicherlich der Verlust von König Charles’ Gunst sein. Der König steht zwar in keiner Weise in Milord Gilles’ Schuld oder hegt eine besondere Liebe für ihn – wahrscheinlich würde er ihn ebenso gerne los sein wie der Herzog. Aber noch herrscht Zwist zwischen Charles und dem Herzog wegen dieser erfolglosen Rebellion, die der Herzog unterstützte – gegen meinen Rat natürlich.«
    Natürlich, dachte ich. »Aber dies wurde doch sicherlich zwischen den beiden bereinigt.«
    »Ich fürchte, der König hat ein langes Gedächtnis.«
    »Er scheint nur ein kurzes Gedächtnis zu haben für die Unterstützung jener, die ihm die Krone aufs Haupt setzten. Darunter auch Milord Gilles, falls Ihr das auch vergessen habt.«
    Vermutlich mir zuliebe machte er ein betretenes Gesicht. »Das vergisst niemand, Guillemette. Aber diese Dinge jetzt überragen die Erinnerung an Milords Tapferkeit. Er verhält sich wie der schlimmste Feigling.«
    »Sogar ein Feigling hat Rechte, wenn es um sein Land geht.«
    »Einem Feigling, der unaussprechliche Verbrechen begangen hat, können seine Rechte aberkannt werden. Jetzt, wenn Ihr gestattet …«
    Er wandte sich wieder den Dokumenten zu, und ich beobachtete ihn beim Lesen. Seine Versunkenheit war tief und ließ sich durch nichts erschüttern. Nachdem er die letzte Seite ungedreht hatte, lehnte er sich zurück, faltete die Hände im Schoß und saß sehr still da. Es sah beinahe so aus, als würde er beten. Als er die Augen wieder öffnete, schien es, als sei er zu einer Entscheidung gelangt. : »Ich werde Herzog Jean raten, in dieser Angelegenheit sehr behutsam vorzugehen. Welches Verfahren auch eingeleitet wird, welche Anklagen auch erhoben werden, es darf kein Zweifel an ihrer Rechtmäßigkeit bestehen.«
    »Eine solche

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